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In 80 Tagen um die Welt – Eine unvergessliche Begegnung mit Ululani Ho’opi’i in dem kleinen Dorf Kahakuloa auf Maui

Kahakuloa – allein der Name klingt wie ein Versprechen auf das echte, unverfälschte Hawaii. Versteckt an der wilden Nordküste Mauis und nur über eine schmale, kurvige Straße erreichbar, liegt dieses kleine Dorf eingebettet in sattes Grün, steile Klippen und eine Stille, die man sonst kaum noch findet.

Keine großen Hotels, keine Touristengruppen – nur Natur, authentisches Leben und eine spürbare Ruhe, die sofort entschleunigt.

Genau hier haben wir auf unserem Roadtrip einen ganz besonderen Menschen getroffen, dessen Geschichte und Lebensweise uns tief beeindruckt hat. In diesem Blogpost nehme ich euch mit dorthin – zu einem Ort, der sich für immer in unser (zumindest in mein) Herz eingebrannt hat.

Unser zweiter Besuch in Kahakuloa

Wie im letzten Blogpost beschrieben, waren wir am Tag unserer Western Loop Tour etwas zu spät in Kahakuloa, um den Ort entdecken zu können. Allerdings hat mir der Ort so gut gefallen, dass ich ihn nochmals (mit mehr Zeit) sehen wollte. Zum Glück hatte meine Freundin nichts gegen diesen Vorschlag.

Also fuhren wir am nächsten Tag von Kihei noch direkt in das beschauliche Dorf Kahakuloa. Nochmals fuhren wir über die abenteuerliche Bergstraße. Die letzten Siedlungen verschwanden. Das Bergpanorama wurde mit jeden Kilometer, welchen wir uns dem Dorf näherten, schöner. Egal ob Bäume oder Wiesen alles war in ein sattes Grün gehüllt.

Endlich war es soweit, wir erreichten den Aussichtspunkt vor dem Dorf. Von diesem Punkt hat man einen sehr schönen Blick auf die Bucht, in welcher Kahakuloa liegt. Man sieht die einzelnen Häuser, die Kirche, die kleine Straße, die sich durch das Dorf windet und man hört die Brandung, welche auf den Steinstrand prallt.

Es wird endlich Zeit, das Dorf zu besuchen. Also stiegen wir nach einer ausführlichen Foto-Session wieder in unseren Kia Soul und fuhren in das Dorf hinab.

Wo kann man hier parken? Vor der Kirche auf jeden Fall nicht …

Voller Vorfreude fuhren wir durch das Dorf. Unsere Freude wurde jedoch getrübt, als wir einerseits keine Menschenseele auf den Straßen des Dorfes sahen. Andererseits hatten wir Probleme, an der engen Straße unseren Mietwagen zu parken. Direkt neben der Straße begannen die Zäune. Keine Chance ein Auto zu parken.

Es war nur schwer möglich, die Häuser zu sehen, da die Grundstücke riesig waren und die Häuser meist mitten auf dem Grundstück standen. Die kleinen Straßen, die von der Dorfstraßen abgingen waren meist mit Toren verschlossen. Man hatte keine Chance, sich mehr anzuschauen, als man von der Straße sieht.

Somit fuhren wir als erstes zur Kirche des Dorfes, hier war es kein Problem, das Auto abzustellen. Der Hund auf dem Nachbargrundstück bekam uns sofort mit und begrüßte uns mit einem weniger freundlichen Bellen. Somit lenkte er die Aufmerksamkeit seines Herrschens umgehend auf uns. Trotz meines freundlichen Winkens grüßte mich der Nachbar nur mit viel Überwindung zurück.

Gefühlt standen wir unter ständiger Beobachtung, als wir uns die verschlossene Holzkirche anschauten. Viel gab es nicht zu sehen, dennoch war es ein wirklich schöner Ort. Man hatte einen Blick auf die umliegenden Häuser, man hörte den Ozean rauschen. Es ging eine ganz besondere Stimmung von diesem Dorf aus.

Dennoch sah ich eine Erleichterung in den Gesichtern der Anwohner, als wir den Parkplatz der Kirche verließen und eine andere Möglichkeit suchten, unser Auto abzustellen.

So einfach wollte ich mich nicht geschlagen geben. Irgendwo muss es doch Menschen geben, mit denen man in ein Gespräch kommt?

Ein pinker Shop mit einer unvergesslichen Frau

Wir sind mit dem Auto nur wenige Meter weitergefahren und sahen eine kleine Parktasche. Der Parkplatz gehörte zu einem wunderschönen und unüberschaubaren Shop. Der Shop war in einem knalligen Pink gestrichen.

Das war unsere Chance: Einerseits um das Auto abstellen zu können und andererseits um mit jemanden zu sprechen. Mein Gedanke war, wenn wir hier parken wollen und mit ihr sprechen wollen, dann müssen wir auch etwas bei ihr kaufen. Am Tag zuvor hatten wir uns schon ein Bananenbrot in einer Hütte (mit einer Kasse des Vertrauens) am Wegesrand gekauft. Dort haben wir schon ein halbes Vermögen gelassen. Somit war ich gespannt, was hier ein Eis kosten würde.

Wir bestellten uns jeder ein Eis, bezahlten und blieben halb wie zwei schlechte Ladendiebe für eine Weile am Shop stehen. Mit unserem Eis in der Hand bewunderten wir den liebevoll dekorierten Laden, lasen die ausgestellten Zeitungsartikel und lauschten mit einem Ohr dem Gespräch mit einer anderen Kundin. Später stellte sich heraus, dass die Frau zu ihrer Familie gehörte.

Nach und nach kamen wir mit der Verkäuferin ins Gespräch. Vorerst lobten wir natürlich ihren Shop und das leckere Eis. Ich erzählte ihr, dass wir am vorherigen Tag schon einmal in Kahakuloa gewesen sind und heute noch einmal hierher gefahren sind, da wir das Dorf so toll fanden. Wir wollten es uns noch einmal genauer ansehen. Darüber war sie sehr überrascht. Sie freute sich jedoch, dass wir nun vor ihren Shop standen.

Wir waren die einzigen Gäste. Somit ließ sie sich auf uns ein und freute sich sichtlich, dass wir Touristen mit unseren Mietwagen nicht nur durch ihr Dorf fuhren, sondern uns auch für das Dorf sowie die Menschen interessierten. Sie meinte, dass sich nach Kahakuloa nicht viele Reisende verirren würden und falls das doch einmal geschehen würde, legten die wenigsten Menschen hier einen Stopp ein. Im selben Moment fuhr ein auf Hochglanz poliertes Cabrio an uns vorbei. Stoppte kurz. Die Beifahrerin schoss ein Foto mit ihrem Smartphone und danach beschleunigte der Fahrer den Mietwagen. Und weg waren die Touristen.

Dennoch benötigte sie ihren Shop, um sich noch etwas Geld zur ihrer Rente dazu verdienen zu können. Somit steht sie jeden Tag in ihrem Shop und verkauft leckere Lebensmittel aus ihrem Shop heraus.

Später sprach ich mit ihr über die ausgehangenen Zeitungsartikel. An vielen Ecken des Shop war immer wieder ein Musiker abgebildet. Es kam im Laufe des Gespräches heraus, dass sie die Witwe eines sehr bekannten hawaiianischen Sängers ist. Sie war die Frau von Richard Ho’opi’i.

Eine bewegende Biographie: Ululani Ho’opi’i erzählt von ihrem Leben

Ululani ist eine fantastische Frau. Ich kann nicht abschätzen wie alt sie ist. Das ist jedoch auch ganz egal. Sie hat schon viel Erfahrung in ihrem Leben sammeln können und erzählte uns wunderschöne Erlebnisse. Immer wenn sie auf ihren verstorbenen Mann zu sprechen kam, sah man ihr an, dass sie diesen Menschen vermisst. Ihre Augen wurden gläserner und ihr strahlendes Lächeln war kurz unterbrochen.

Dennoch erzählte sie gern über ihre Vergangenheit und ich hatte das Gefühl, dass das ihr das wirklich gut tat. Sie schwärmte von ihrem verstorbenen Mann und berichtete von den vielen gemeinsamen Reisen. Wir wechselten die Themen, sie hörte unseren Geschichten gespannt zu und einen Augenblick später lauschten wir ihren Erzählungen.

Im Laufe des Gespräches kamen wir auf ihr Dorf zu sprechen. Es würden wohl nicht mehr viele Menschen hier wohnen. Hauptsächlich lebt hier nur noch ihre Familie. Vor allem die jungen Menschen zieht es in die Stadt oder gar auf eine andere Insel.

So verstrichen die Minuten und die Dämmerung stand schon in den Startlöchern. Ich merkte, dass sie in ihren wohlverdienten Feierabend gehen wollte. Somit fragte ich sie, ob ich sie mit meiner Kamera portraitieren darf. Lächelnd bejahte sie meine Frage und ich nahm wahr, dass ihr es gefiel, wie wir ihr unsere Aufmerksamkeit für ein paar Minuten schenkten.

Ich weiß leider nicht mehr, ob ich ein Foto ausdruckte und geschenkt habe. Sollte ich meinen portable Drucker eingepackt haben, durfte sie sich auf jeden Fall über ein ausgedrucktes Foto gefreut haben. Während wir uns verabschiedeten fragte ich sie, ob ich ihre Adresse bekäme. So könne ich ihr einen größeren Print des Fotos per Post zu senden.

Ihre Augen glänzten vor Freude und sie schrieb mir ihre private Adresse auf die Visitenkarte ihres Shops. Im gleichen Zug durchsuchte sie eine Schublade nach der nächsten. Aus der letzten Schublade zog sie eine ihrer CDs heraus und schenkte uns diese CD. Es ist ein Album, welches ihr Mann mit seinem Bruder aufgenommen hat.

Gibt es ein schöneres Souvenirs als diese CD? Ich glaube wohl kaum.

Wir bedankten uns alle bei einander und wir waren sicher alle froh, uns kennengelernt zu haben.

Mit tollem Erlebnis verließen wird das Dorf

Nach dieser Begegnung hatte ich meinen Frieden mit Hawaii geschlossen. Bis dahin habe ich auf Maui noch nicht das gefunden, was ich gesucht habe. Klar, hier gibt es wunderschöne Landschaften und für Geld kann man sich hier alles kaufen, was einem lieb ist. Vom abenteuerlichen Tauchgang, über die verrücktesten Tagesauflüge und unvergessliche Erfahrungen mit verschiedensten Tieren – auf Hawaii kann man viel erleben.

Für mich war Maui bis jetzt jedoch eine einzige Touristen-Blase. Es gab nichts Einzigartiges zu entdecken bzw. haben wir noch nichts Einzigartiges entdeckt.

Dies hat sich jedoch an dem Tag geändert, an welchem wir Ululani kennengelernt haben. Es war eine wunderschöne Begegnung, die leider viel zu schnell vorbeiging. Obwohl wir sicherlich nur 30 Minuten mit ihr sprachen, wird mir Ululani hoffentlich ein Leben lang in Erinnerung bleiben.

Somit verließ ich zufrieden das Dorf. Auf der nicht enden wollenden Bergstraße zurück in Mauis Hauptstadt schweiften meine Gedanken mehrmals ab und ich dachte über dieses Gespräch nach. Ululani war abermals eine Person, die in ihrer Ruhe ruhte. Sie strahlte Zufriedenheit aus und war eine wirklich tolle Persönlichkeit.

P.S.: Leider muss ich gestehen, dass ich ihr das ausgedruckte Foto noch nicht geschenkt habe. Die Prints und die Versandtaschen liegen jedoch schon auf meinem Schreibtisch. Ich muss nur noch den Brief schreiben und es von Deutschland nach Hawaii senden. Dann habe auch ich mein Versprechen eingelöst und vielleicht erinnert sich Ululani mit meinen Fotos in der Hand wieder an uns.

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