Zum Inhalt springen

In 80 Tagen um die Welt – Als ich für einen Tag der Fotograf von Jaipur wurde

Indien hat uns herausgefordert. Alles war ein bisschen wilder, schmutziger, lauter, spontaner und riesiger. Indien hat nahezu die selbe Einwohneranzahl wie China. Diese 1,4 Milliarden Menschen leben jedoch lediglich auf einem drittel der Fläche Chinas. Hier wird deutlich, wie eng es auf Indiens Straßen ist. Man läuft keine 10 Meter, ohne das man einen Menschen trifft oder von ihm angesprochen wird.

Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Man trifft einfach überall Menschen, die einen sehr oft ansprechen. Hier habe ich gelernt „Nein“ zu sagen.

Es kann jedoch auch wunderschön sein, viele Menschen auf einem Spaziergang zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Genau dann, wenn es wunderbare Menschen sind, denen man begegnet. An meinen Spaziergang durch Jaipur, werden mir noch viele Erinnerungen bleiben In Erinnerung bleiben mir hier die eindrucksvollen Begegnungen mit den Menschen von Jaipur.

Der beste Tuktuk-Fahrer von Jaipur

Ein paar Mal wurden wurden wir von diversen Tuktuk-Fahrern abgezogen. Entweder wollten sie im nachhinein mehr Geld von uns. Eine andere gängige Masche war, zu behaupten, dass der vorher verhandelte Preis lediglich für eine Person gewesen war. Teils wurde sich auch nicht an die Absprache des Preise gehalten. So verhandelten wir zwei Mal. Andererseits wurden wir sogar ganz woanders hingefahren, als wir vor Beginn der Fahrt ausgemacht hatten.

Wir hatten somit nicht das beste Gefühl, wenn wir mit dem Tuktuk unterwegs waren. Zumindest fuhr immer ein misstrauisches Gefühl mit.

All dies änderte sich in Jaipur, als wir Adithya kennenlernten. Wir waren auf dem Weg in ein Restaurant. Nahmen uns vor, zum diesem Restaurant zu laufen. Allerdings war die Route nicht die schönste, also hielten wir ein Tuktuk an. Wir haben schon fest damit gerechnet, dass wir uns vor dem Start auf eine anstrengende Diskussion einlassen müssten.

Aber keineswegs. Wir wurden freundlich begrüßt und bekamen das Handy des Fahrers. Hier sollten wir unser Ziel eingeben. Danach fuhr der Fahrer in einem entspannten Tempo durch Jaipur. Er hatte großes Interesse an uns und wir unterhielten uns mit großem Interesse.

Leider war unsere Fahrt fiel zu schnell vorbei. Wir unterhielten uns noch ein Weile vor dem Restaurant und ich fragte ihn, ob ich ihn mit seinem Tuktuk fotografieren darf.

Er willigte sehr schnell ein und fühlte sich vor der Kamera sehr wohl. Wir lachten beide und betrachteten die Bilder auf dem kleinen Kamera Display. Ihm gefielen die Bilder. Ich bot ihm an, dass ich ihm die Fotos per Whats App sende. Somit tauschten wir noch unsere Smartphone-Nummern aus, bevor wir uns voneinander verabschiedeten.

Bis heute haben wir noch regelmäßigen Kontakt über Whats App. Unterhalten uns nett und senden uns ab und zu ein Foto unseres Alltags. Schon bald werde ich ihm die Ausdrucke der wunderschönen Portraits per Post senden.

Die Begegnung mit Adithya war ein wunderschöner Zufall. Von nun an war ich mit Indien versöhnt und sollte mit diesem Mindset nicht enttäuscht werden.

Wie ich für einen Tag der ‚Fotograf von Jaipur‘ wurde …

… werde ich wohl nie vergessen. Es war ein wunderschöner Nachmittag, an welchem ich sehr nette Menschen kennenlernte, ihnen komplett vertraute und belohnt wurde.

Aber erst einmal ganz von vorn:

An diesem Tag war nicht viel los, also entschloss ich mich, durch unsere Nachbarschaft zu laufen und zu sehen, was so passiert.

Nach ein paar Metern, bin ich an einer interessanten Situation vorbeigekommen. Ein paar Kinder haben vor einer Häuser-Ecke in Jaipur gespielt. Sobald ich mich ihnen näherte, kamen sie natürlich auf mich zu. Wir winkten und lächelten uns gegenseitig an, ohne uns sprachlich zu verstehen. Aber das machte gar nichts. Das Eis war gebrochen, ich schaltete meine Kamera an und fragte sie anhand einer Geste, ob ich sie fotografieren darf. Sie lachten und wollten nach dem Drücken des Auslösers das Bild sehen.

Als sie sich auf dem kleinen Display sahen, lachten sie. Ich verabschiedete mich vorerst und suchte mir in ihrer Nähe eine Treppe, auf welche ich mich setzen konnte. Gespannt, aber mit Abstand folgten sie mir und beobachten, wie ich meinen Rucksack öffnete und ein neues, kleines, schwarzes Gerät herausholte.

Ich schaltete den Drucker an und druckte das Bild für jedes Kind aus. Die Kinder schauten gespannt auf den Drucker, wie er das Foto mehrmals ein- und ausfuhr. Nach etwa 1 Minute war das erste Bild gedruckt.

Das schönste hierbei ist es, den Kindern das gedruckte Foto zu schenken. Die Augen der Kinder werden immer größer und das Grinsen der Kinder immer breiter. Um das erste Bild wird sich meist noch gestritten, sobald die Kinder jedoch merken, dass ich für jedes Kind ein Foto drucken werde, beruhigen sie sich und warten geduldig.

Nach und nach wurde die Traube, welche mittlerweile nicht nur aus Kindern sondern ebenfalls aus Erwachsenen bestand, immer größer. Ich hatte die schlimmsten Vorahnungen: Jetzt wird gerangelt, der Drucker wird mir aus den Händen gerissen und mein Smartphone fällt auf den Boden.

Aber mit Nichten. Die Situation entpuppte sich als überaus diszipliniert. Die Erwachsenen hielten die Kinder zurück, die Kinder hielten sich an die Worte der Erwachsenen und ich konnte ich Ruhe ausdrucken. Nicht nur das, ich hatte gar keine Bedenken, dass mir mein Rucksack etc. geklaut wird, als ich die anderen Kinder fotografiert habe. Es war solch eine wunderschöne Stimmung. Ich fühlte mich einfach nur wohl. Für diesen kurzen Moment gehörte ich in ihre Nachbarschaft, wie die langjährige Nachbarin.

Nachdem ich von allen Kindern Portraits angefertigt und verteilt habe, fragten mich nach und nach ebenfalls die Erwachsenen, ob ich sie fotografieren könnte. Natürlich kam ich ihrem Wunsch nach und es ging in die zweite Runde. Der Kodak-Drucker glühte, so langsam gingen mir die Foto-Kartuschen aus. Glücklicherweise konnte ich jeden Erwachsenen noch ein Portrait schenken.

Spätestens jetzt galt ich (zumindest für diesen Tag) als der Fotograf von Jaipur.

Nach etwa einer Stunde verabschiedeten wir uns von einander und ich spazierte weiter durch die Nebenstraßen in das nächste Stadtviertel.

In Jaipur funktioniert der Buschfunk hervorragend

Auf den ersten Metern begleiteten mich die Kinder, die ich eben fotografiert habe. Schon bald war ich jedoch wieder allein unterwegs. Meine Einsamkeit war jedoch nicht von langer Dauer. Irgendwie muss es sich herumgesprochen haben, dass ich Menschen fotografiere und ihnen die ausgedruckten Bilder schenkte.

In einem mir gänzlich neuen Viertel, sprachen mich auf einmal Kinder an, ob ich sie fotografieren könne. Ohne, dass sie mich zuvor fotografieren gesehen habe.

Also begann ich hier die zweite bzw. dritte Fotosession. Leider ging mir bei diesen Kindern das Fotopapier für meinen Drucker aus. Obwohl ich sehr viel Papiere in meinem Rucksack mit mir trug, neigte sich mein Vorrat langsam aber sicher dem Ende entgegen.

Obwohl mein Drucker irgendwann leer wurde, hatten die Kinder dennoch Freude daran, fotografiert zu werden und die Bilder auf dem kleinen Display meiner Kamera zu sehen.

Beschenkt mit Lächeln und Tee durch Street-Photography

Ich lief weiter durch die Straßen und ließ mein Auge über die verschiedenen Szenerien wandern, die sich vor mir eröffneten.

In einem kleine Geschäft wurde Tee und Kaffee verkauft. Der Chef, unterhielt sich mit seinen Gästen und nahm das Geld ein. Sein Angestellter kochte den Kaffee bzw. Tee und schenkte diesen aus. Es war ein wunderschöner Anblick, wie die Gäste in dieser Hütte saßen, sich unterhielten, miteinander diskutierten und ihr Leben lebten. Andere Menschen blieben vor dem kleinen Café stehen und lauschten den Diskussionen, bevor sie sich einen Tee bestellten. Es war interessant, das indische Leben zu beobachten und auch hier nach und nach ein Teil von diesem Leben zu werden.

Ich nahm mir ein Herz und fragte den charismatischen Besitzer, ob ich ihn fotografieren durfte. Er willigte ein und freute sich. Für genau solche Momente habe ich mir drei Fotopapiere aufgehoben. So konnte ich ihm sein Bild ausdrucken und schenken. Dieses Prozedere wiederholte sich mich mit seinem Angestellten. Auch er nahm sein Geschenk gern in Besitz.

So kam es, dass ich mich mit dem Besitzer des Ladens eine Weile unterhielt, dabei einen indischen Tee in der Hand hielt und diesen langsam schlürfte, ohne mir dabei die Zunge zu verbrennen. Nach dieser wunderschönen Begegnung sowie der Bitte, dass ich mir nicht den Magen verderbe, setzte ich meinen Weg fort.

Der kleinste und gleichzeitig wohl bestsortierteste Schreibwarenladen in ganz Indien

Auf meinem Rückweg zum Homestay wurde ich Zeuge einer ganz besonderen Situation. Ein Mann schaute aus einem Fenster heraus. Je näher ich kam, desto besser konnte ich die Situation deuten. Es war kein Fenster, woraus der Mann das Straßengeschehen beobachtete, sondern es war ein kleiner Laden.

In diesem kleinen Geschäft, gab es alles zu kaufen, was das Herz eines Schreibwaren-Händlers und -Kunden schneller schlagen lässt. Vom Quittungsblock, über Hefte bis hin zu verschiedensten Stiften konnte man sich hier alles kaufen. Der Shop schien komplett im Chaos zu versinken, aber als der Besitzer die gewünschte Ware eines Kunden suchte und diese binnen weniger Sekunden im bunten Durcheinander fand, verabschiedete ich meinen Gedanken und sah, dass in diesem Shop das geordnete und gutsortierte Chaos herrscht. Alles hatte seinen Platz und den Lagerplan hatte er in seinem Kopf.

Dem netten Verkäufer beobachte ich noch eine Weile und sah zu, wie seinen Kunden bediente. Später schenkte ich auch ihm sein Foto und bedankte mich für seine Offenheit. Mit gegenseitigem Lächeln und der Handgeste, des sich Bedankens, zeigten wir uns gegenseitig unsere Dankbarkeit für diese kurze Bekanntschaft.

Kaum drehte ich mich um, sah ich schon die nächste Situation, über welche ich noch viele weitere Zeilen schreiben könnte. Ein Tuktuk-Fahrer beendete seine Fahrt, nahm seine Bezahlung entgegen und schaute erschöpft in den Sonnenuntergang, welcher das nahende Ende des Tages einläuten sollte.

Natürlich zückte ich auch hier meine Kamera und hielt diesen ganz kleinen – für mich jedoch unvergesslichen – Moment fest. Dieses Foto behielt ich für mich. Mein Drucker war nun endgültig leer und ich hätte ihm kein Geschenk bereiten können.

Danach genoss ich ich die letzten Meter meines Heimweges, erinnerte mich an all die Menschen, die ich heute traf. Schon bald werde ich am Essenstisch diese wunderschönen Erlebnisse mit den anderen Reisenden teilen.

Danke Indien, danke Jaipur!

2 Kommentare

  1. Eine wirklich tolle Reportage hast du da geschossen. Die Idee, mit dem Fotodrucker vor Ort die Bilder direkt zu verschenken ist großartig. So haben beide Seite etwas davon. Du bekommst die passenden Motive und die „Motive“ das gedruckte Bild ihrer selbst. Find ich super 🙂

    Danke Indien, danke Jaipur, danke Futzipelz 🙂

    • Futzipelz Futzipelz

      Hallo Thomas, habe vielen Dank für dein wertschätzendes Kommentar. Tatsächlich war die Indienreise bis dahin recht schwierig. Ich habe einfach kein Gefühl für die Menschen bekommen. Ab dem total überraschenden und schönen Nachmittag in Jaipur, hat sich das jedoch geändert.
      Zum Thema Fotodrucker: Der Drucker von Kodak macht eine sehr gute Arbeit. Vorher hatte ich einen günstigeren Drucker. Er war okay, aber die Qualität der Abzüge von Kodak ist für mich unschlagbar.
      Beste Grüße
      Futzipelz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.