One night in Bangkok … Wer kennt den Song von Murray Head nicht?
Bangkok klingt gut – zwei geschlossene Silben aneinander gereiht – in etwa wie Hongkong. Das klingt wahrlich nach Asien, nach halbgarer Peking-Ente vom Straßengrill oder nach einer Thai-Massage in irgendeinem dubiosen Verschlag.
Wie auch immer: Ich wusste nicht viel mehr von Bangkok, als es meine Klischees es hergaben.
Das einzige Land Südostasiens, welches in der Vergangenheit nicht von Europäern kolonialisiert wurde, galt für mich als Mekka für Backpacker-Snobs, die direkt nach dem Abi ihre erste Auszeit brauchten, sich dringend selbst finden mussten und jedem nach ihrer Reise (ungefragt) von ihrem einhundert-tägigem Retreat in Chiang Mai oder auf Koh Samui erzählten. Nicht selten hatten sie immer noch ihre Elefanten-Jogginghosen und eiferten mit ihren zahlreichen esoterischen Armbändern dem Schlagerhelden ihrer Eltern nach.
Ganz zu schweigen von den männlichen Touristen, die die Gastfreundlichkeit der Frauen in Phuket lobten und sich aller 3 Jahren einen vierwöchigen „All-Inklusive“-Urlaub zu buchen.
Wie du liest, habe ich keine wirkliche Vorstellung von Thailand gehabt und dadurch, dass dieses Land touristisch wunderbar erschlossen ist, zog es mich nicht wirklich dahin.
Dennoch bot es sich an, den zehntgrößten Flughafen Asiens anzufliegen, Bangkok kurz zu besuchen und nach unserem Stayover unsere Reise fortzusetzen.
Wenn Bangkok für dich eine Oase der Ruhe ist, …
… kommst du aus Delhi. Das waren unsere Gedanken, als wir im Taxi vom internationalen Flughafen Suvarnabhumi nach in die Stadt fuhren.
Es wurde nicht gehupt. Es gab Verkehrsregeln, an die sich gehalten wurde. Kühe galten nicht als offizielle Verkehrsteilnehmer. Die Luft war klar und man konnte so etwas wie einen Horizont erahnen. Es war verdammt sauber und die Autos machten einen sehr gepflegten Eindruck.
Ich war total überrascht, denn ich stellte mir Bangkok durchaus um einiges rauer vor. Aber viele Stadtbezirke, kann man durchaus mit europäischen Orten vergleichen – zumindest, wenn man aus Indien kam.
Wie auch immer, uns hat hier sehr gut gefallen. Wir waren glücklich. Unser Air-BnB stellte sich als wunderschön und gut gelegen heraus. Eigentlich wollten wir hier gar nicht wieder weg.
So kam es, dass wir Tag für Tag den Aufenthalt im Air BnB verlängerten. Flüge zur unserem nächsten Ziel (Kambodscha) hatten wir noch nicht gebucht. Somit konnten wir spontan unterwegs sein. Wir verbrachten unsere Tag damit, zu entspannen, Essen zu bestellen und die Wohnung nicht zu verlassen. Wir genossen den Ausblick, die Klimaanlage und einfach die Sauberkeit in Bangkok (verglichen mit Delhi).
Entspannen und die Reise wirken lassen
Wie schon geschrieben, die ersten Tage verbrachten wir damit uns auszuruhen, unsere Reise rückblickend auf wirken zu lassen, die weitere Reise grob zu planen bzw. uns darüber einig zu werden, wie wir die weitere Reise gestalten wollten und natürlich genossen wir einfach die Aussicht aus unserem kleinen Appartement.
Wir bestellten regelmäßig Essen auf Grab. Erkundeten die Umgebung innerhalb des 500m-Radius unserer Wohnung und entschleunigten unser Reisetempo erst einmal.
Schließlich waren wir nun schon knapp einen Monat unterwegs und wechselte nahezu jeden Tag den Ort. Wir waren auf Reisen. Ab und zu fühlte man sich gestresst und sehnte sich nach ein paar Tagen Ruhe am Stück.
Auf der Suche nach einer neuen Kamera
Ein großes Projekt während dieser Zeit war mein Kamera-Kauf. Ich bin ein großer Fan der Sony RX100 Reihe. Die Kamera hat einen recht kleinen jedoch guten Sensor. Sie fotografiert in Raw und ihr Haupt Unique-Selling-Point ist die Größe: Sie ist wahnsinnig klein.
Laien würden sagen, es ist eine kleine, billige Kompaktkamera. Für mich ist es jedoch einfach meine Lieblingskamera. Sie ist klein, fällt nirgends auf, man wird mit der Kamera als Fotograf kaum wahrgenommen und sie liefert ganz nebenbei eine absolut akzeptable Qualität.
Natürlich schlägt sich das im Preis nieder: Je nach Modell muss man zirka 500 Euro bis 1000 Euro auf den Ladentisch legen, bevor man sie mit nach Hause nehmen kann.
Für mich ist meine Sony RX100 VA die Reisekamera schlechthin: Sie ist Luftfeuchte, Wüstenstaub, Wärme, Kälte und rauem Fels auf Bergtouren ausgeliefert. Dementsprechend viele Kratzer bekommt sie ab. Leider merkte ich, dass die Kamera seit einem Roadtrip durch die Wüste von Saudi-Arabien nicht mehr vollfunktionsfähig war.
Also hieß es, die Kamera schnellst möglich zu ersetzen. Fotografieren mit dem Smartphone ist für keine zufriedenstellende Lösung. Mein Smartphone ist einfach zu schlecht.
Ich versuchte nun in Riyadh, Jeddah, Delhi und nun auch in Bangkok eine neue RX100 VA oder VII zu kaufen. Keine Chance. Wir haben viele Läden besucht und wurden jedes Mal enttäuscht. In keinem Shop konnte mir eine neue Kamera verkauft werden.
Also hieß es: die Kamera weiterhin sehr vorsichtig behandeln und hoffen, dass ich mir sobald als möglich eine neue Kamera kaufen könne.
Die Suche nach einer neuen Kamera ist der Hauptgrund gewesen, warum wir unser Tiny-Appartement verlassen haben. Ein positiver Nebeneffekt war jedoch, dass wir dadurch einen ersten Eindruck von Bangkok bekommen haben.
So liefen wir an dem ein oder anderen Tempel vorbei, entdeckten und probierten verschiedene Snacks auf den Night- und Foodmärkten von Bangkok. Wir genossen einfach die super interessante Stadt, die einen wunderbaren Mix aus Moderne und südostasiatischer Tradition verkörpert.
Nach dem Sonnenuntergang: Asian Cyber Punk
Kaum ist in Bangkok die Sonne untergangen ändert sich das Stadtbild mancher Stadtteile rabiat. Der asiatische Charme tritt in den Hintergrund und eine Art asiatischer Cyber Punk bestimmt das Stadtbild.
Der graue Beton wird durch bunte LED-Beleuchtung angestrahlt, die Taxis drängen sich mit ihrern gelben und roten Lichtern durch die Straßen von Bangkok. In diesem Chaos werden sämtliche Gerichte an kalt beleuchteten Streetfood-Ständen verkauft und zwei Ebenen über dem Erdboden rattert die Metro über die Gleise.
Gerade im dunkeln gefiel mit die Atmosphäre sehr. Ich hätte an jeder Ecke oder auf jeder Straßenüberführung stehen bleiben können und die Szenerie auf mich wirken lassen können.
Tempel und Paläste in Bangkok
Irgendwann war uns genug mit der Ruhe und wir hatten Lust, während unser letzten Tage in Bangkok die Stadt zu entdecken. Schließlich hatten wir die Flüge nach Kambodscha gekauft. Somit waren unsere Tage in der Hauptstadt Thailands vorerst gezählt.
Während der letzten Tage schauten wir uns verstärkt verschiedene Tempel an. Bei entspannten 38°C und einer Luftfeuchte, die lediglich Tomaten aus den Gewächshäusern kennen, bestaunten wir den Prunk des Großen Palastes von Bangkok.
Am Abend liefen wir am Ufer des Mae Nam Chao Phraya entlang. Dieser Fluss fließt mitten durch Bangkok und ist zusammen mit dem Mekong der größte und bedeutendste Fluss des Königreiches. Auf unserem Weg sahen wir immer wieder goldene Tempel, die wunderschön angeleuchtet wurden und das ein oder andere Party-Schiff, welches die am Anfang eröffneten Klischees wunderbar bedienten.
Bye, bye Bangkok oder see you again Thailand
Als ich am Flughafen saß und auf den Flug nach Kambodscha wartete, bemerkte ich, dass Thailand durchaus mein Interesse geweckt hatte, noch einmal in dieses Land zu reisen. Eines Abend in Bangkok beratschlagten wir sogar, ob wir als nächstes durch Thailand reisen sollten. Aber die Burning-Season im Norden des Landes machte uns hier einen Strich durch unsere Pläne.
In der Burning-Season brennen die Bauern ihre Felder ab, um den Boden damit fruchtbarer zu machen. Leider ist in dieser Zeit Qualität der Luft sehr schlecht und das Reisen macht wenig Spaß.
Klar, die Klischees, die ich am Anfang des Blogposts bedient habe, wurden alle umfänglich bedient. Wir haben etliche Männer-Reisegruppen gesehen, die sich meiner Meinung nach daneben benommen haben. Im Flugzeug saßen hinter uns junge Reisende, die wild darüber erzählten, an welchen Orten sie überall Yoga-Übungen praktizieren würden und wie nötig sie diese Pause nach ihrem Abitur hätten. Schließlich ist man nur einmal im Leben 18 Jahre alt.
Aber trotz allem scheint Thailand wirklich abwechslungsreich zu sein. Zusätzlich ist es natürlich super leicht bzw. bequem zu bereisen. Es gibt von Deutschland zahlreiche und bezahlbare Direktflüge nach Bangkok, die es einen schwer machen, nicht nach Thailand zu fliegen. Von daher sieht man sich garantiert noch einmal wieder.