Spätestens wenn man während der Weihnachtsfeiertage alle Teile von Indiana Jones am Stück anschaut, verspürt wohl jeder den Wunsch, wie Dr. Henry Walton Jones Jr. die Welt zu bereisen, über staubige Pisten zu fahren und verlassene Tempel zu erkunden.
So geht es zumindest mir jedes Mal, wenn ich einen Indy-Film sehe. Ganz egal, ob er die geheimnisvollen Grabstätten von Petra erforscht, durch den Dschungel streift oder auf einem arabischen Basar verfolgt wird – ich bekomme jedes Mal Lust auf Abenteuer.
Nahe der Stadt Siem Reap in Kambodscha kann man seinen eigenen Indiana-Jones-Moment erleben. Nur wenige Kilometer von der Stadtgrenze entfernt liegt die riesige, geheimnisvolle und absolut überwältigende Tempelanlage Angkor Wat.
Diese Anlage aus der Zeit des Khmer-Reiches erkundeten wir sieben Tage lang intensiv – und konnten uns an den prächtigen Tempeln, die vor rund 900 Jahren erbaut wurden, kaum sattsehen.
Die naheliegende Antwort wäre: per Flugzeug. Aber genau darauf zielt der Titel dieses Blogposts nicht ab. Vielmehr möchte ich erzählen, warum wir uns für Kambodscha entschieden haben.
Hinter dieser Entscheidung steckt nämlich eine ganz nette Story aus meiner Vergangenheit. Und nein, sie hat nichts mit dem Smartphone-Spiel Temple Run zu tun, das zu meiner Studienzeit völlig übertrieben gehypt wurde.
Damals kannte in meiner Bubble wirklich jede*r zwei Dinge auswendig: den Speiseplan der Mensa und die eigene Bestleistung bei Temple Run.
Wie auch immer … ich verliere mich in Nebensächlichkeiten. Also zurück zur eigentlichen Frage: Warum ausgerechnet Kambodscha?
One night in Bangkok … Wer kennt den Song von Murray Head nicht?
„Bangkok“ klingt schon gut – zwei geschlossene Silben, die sich fast so rhythmisch aneinanderreihen wie bei „Hongkong“. Sofort denkt man an Asien: an halbgar gegrillte Peking-Ente vom Straßenstand oder eine Thai-Massage in irgendeinem dubiosen Verschlag.
Wie auch immer: Viel mehr als diese Klischees wusste ich über Bangkok nicht.
Thailand, das einzige Land Südostasiens, das nie von Europäern kolonialisiert wurde, galt für mich eher als Mekka der Backpacker-Snobs. Die, die direkt nach dem Abi dringend „sich selbst finden“ mussten und danach jedem ungefragt von ihrem einhunderttägigen Retreat in Chiang Mai oder auf Koh Samui erzählten. Meist noch in Elefantenhosen, die klimpernden Armbänder esoterisch aufgeladen, und im Herzen ein bisschen Schlagermelancholie ihrer Eltern.
Und dann wären da noch die männlichen Touristen, die die „Gastfreundschaft“ der Frauen in Phuket priesen – und sich alle paar Jahre wieder einen vierwöchigen All-inclusive-Trip gönnten.
Kurzum: Ich hatte keine echte Vorstellung von Thailand. Und gerade weil das Land touristisch so perfekt erschlossen ist, zog es mich lange Zeit nicht wirklich dorthin.
Doch irgendwann bot es sich an: Der zehntgrößte Flughafen Asiens lag auf unserer Route – also machten wir einen kurzen Stopover in Bangkok, bevor unsere Reise weiterging.
Indien hat uns herausgefordert. Alles war ein bisschen wilder, schmutziger, lauter, spontaner – und größer. Das Land hat fast die gleiche Einwohnerzahl wie China, doch diese 1,4 Milliarden Menschen leben auf nur einem Drittel der Fläche. Da wird schnell deutlich, warum es auf Indiens Straßen so eng ist. Man läuft keine zehn Meter, ohne jemandem zu begegnen oder angesprochen zu werden.
Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Man trifft einfach überall Menschen – und viele sprechen einen an. Hier habe ich gelernt, „Nein“ zu sagen.
Aber genau das kann auch schön sein: wenn man auf einem Spaziergang vielen Menschen begegnet und einige davon wunderbare Gespräche entstehen. Besonders meine Spaziergänge durch Jaipur haben mir bleibende Erinnerungen geschenkt – vor allem die Begegnungen mit den Menschen dort.
Der Komfort in der Economy-Class ist bei fast allen Airlines in den letzten Jahren nicht besser geworden. Die Ticketpreise hingegen sind deutlich gestiegen. Teils sicher zurecht – das steht hier gar nicht zur Debatte. Dennoch habe ich oft das Gefühl, dass es das Geld nicht wert ist: Man zahlt einen beachtlichen Betrag, bekommt aber kaum Platz und so gut wie keinen Service.
Es gibt jedoch eine Möglichkeit, diesen Service aus längst vergangenen Tagen wiederzuerleben und ein kleines Stück vom alten Fluggefühl zurückzubekommen: die Business Class.
So kam es, dass wir in Delhi ins Flugzeug stiegen und vier Stunden lang in der Business Class von Thai Airways unterwegs waren. In dieser Zeit genossen wir großartigen Service, konnten ein wenig schlafen – und freuten uns auf Bangkok.
Unsere Zeit in Indien neigte sich dem Ende entgegen. Ein wenig waren wir natürlich erleichtert, denn Indien kann wirklich anstrengend sein. Gleichzeitig blickte ich aber auch mit einem weinenden Auge auf die bevorstehende Weiterreise – schließlich mussten wir zwei Orte aus Zeitmangel auslassen.
Varanasi und Kolkata bleiben für unsere nächste Indienreise gesetzt. Gern hätte ich beide schon diesmal besucht, aber es ließ sich einfach nicht unterbringen – und das ist auch völlig in Ordnung so.
Zunächst hieß es jedoch: einen Uber-Fahrer finden, der bereit war, den vierstündigen Trip nach Delhi zu übernehmen.
Leider neigten sich die wunderschönen Tage in der Hauptstadt Rajasthans irgendwann dem Ende zu – und es hieß: weiterreisen.
Weiterreisen bedeutet immer auch Abschied nehmen. Wir verabschiedeten uns von unseren neuen Freunden, von den Angestellten und von Shubam. Neben vielen unvergesslichen Momenten nahmen wir die Erkenntnis mit, dass wir in Zukunft versuchen wollen, so selbstbestimmt wie möglich zu reisen. Und dass man fast überall ein vertrautes Zuhause finden kann – solange man von den richtigen Menschen umgeben ist.
Denn genau das war Shubams Homestay für uns: ein vertrautes Heim.
Er organisierte uns noch einen günstigen Transfer nach Agra. Zufälligerweise wollten auch die beiden Französinnen, die erst am Vortag angekommen waren, dorthin weiterreisen. So konnten wir uns die Kosten teilen – und verbrachten zugleich einen richtig schönen Tag mit ihnen.
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