
Wir setzten unseren Roadtrip an der wunderschönen Südküste Taiwans nach Norden fort. Dieses Mal fuhren wir entlang der Westküste. Im Gegensatz zur Ostküste ist dieser Teil Taiwans sehr dicht besiedelt.
Hier reiht sich eine Siedlung an die nächste Siedlung. Die Städte gehen ineinander über. Unsere erste Etappe führte uns von Hengchun vorbei an Kaohsiung nach Tainan. Hier haben wir uns ein Zimmer ohne Badtür, dafür in einer wunderschönen Wohnsiedlung gelegen, gemietet. Am nächsten Tag schauten wir uns die sechstgrößte Stadt Taiwans an. Wir aßen interessante Snacks, schauten uns ein altes Haus an, starrten auf Männer, die einen Drachen stiegen ließen und liefen im dunkeln durch Tainan.
Nach zwei Nächten verließen wir die Stadt, um den Sun Moon Lake zu umrunden und in Ren’ai unser wunderschönes Quartier beziehen zu können.
Nun erst einmal zurück auf Null. Beginnen wir von vorn.
Der Weg von Henchung nach Tainan
Ein letztes Mal genossen wir den Blick auf unseren wunderschönen Strand – mit dem idyllischem Blick auf das Atomkraftwerk im Hintergrund. Die leckeren Sandwiches, die wir im Hotel zum Frühstück serviert bekamen, werden uns Ewigkeiten in Erinnerung bleiben. Man war das lecker. Dabei werde ich hier den frischen und exotischen Obstteller gar nicht erwähnen.




Wir beluden unseren Toyota Sienta, starteten den Motor, warfen die Klimaanlage an und fuhren ganz gemütlich in Richtung Norden. Die Route führte uns durch Henchung auf eine wunderschöne Küstenstraße. Hier und da hatten wir einen kleinen Stau. In Taiwan wurde Kindertag gefeiert und somit unternahmen die Familien mit ihren Kindern Ausflüge. Raus aus der Stadt, auf zum Strand oder wohin auch immer. Wir merkten es nur daran, dass die Straße teilweise sehr voll gewesen sind.
Die Küstenstraße endete und führte uns in das Hinterland. Hier fanden wir einen schönen Family Mart und aßen unsere Stammgerichte (Sushi und Pasta) zum Mittag – bevor wir unser nächstes Ziel anfuhren: den Fo Guang Shan Buddha Park. Hier gibt es einen riesigen Buddha zu sehen, verschiedene Pagoden und ein großes Museum. Für einen Besuch des selbigen waren wir leider etwas spät dran, also erhaschten wir lediglich einen Blick von außen auf den wirklich riesigen Buddha. Dieser Anblick schindete auf jeden Fall Eindruck.



Danach folgten wir einer der viele Straßen und suchten in Tainan unserer Wohnung für die nächsten zwei Tage auf.
Von einem Zimmer ohne Badtür und einer Bento-Box in Tainan
Da wir recht spät am Nachmittag in der sechstgrößten Stadt Taiwans ankamen, geschah an diesem Tag nicht mehr allzu viel. Unser Host präsentierte uns das Zimmer, welches wir für zwei Nächte gemietet hatten.
Wir wohnten in seinem privaten Haus. Das bedeutete für uns, dass wir am Eingang unsere Straßenschuhe auszogen und in viel zu kleine Hausschuhe schlüpften. Unser Zimmer befand sich in der zweiten Etage, hatte einen wunderschönen Balkon, eine tolle Klimaanlage und leider keine Badtür. Ich habe keine Ahnung, wie man ein Zimmer so schön einrichten kann und dabei für Blick- sowie Schallisolierung auf einen Duschvorhang setzt – anstatt eine Tür einzubauen. Wer weiß, was sich unser Host dabei gedacht hat?!
Am Abend erkundeten wir die Umgebung, welche hauptsächlich aus Wohnhäusern bestand. Nebenbei suchten wir uns etwas Leckeres zu essen. Hier setzten wir auf ein kleines lokales Restaurant, in welchem japanische Bento-Gerichte angeboten wurden. Unser Geschmack hat dieses Lokal nicht so recht getroffen. Also gingen wir danach zu Family Mart und schauten, was wir uns hier kaufen konnten. Leider war das Angebot an leckeren Speisen so spät am Abend recht überschaubar. So spazierten wir lediglich mit einem Eis in der Hand zurück zu unserem Zimmer ohne Badtür.








Tainan erkunden – Das Anping Tree House
Nachdem ich meine morgendliche Fototour beendet habe, organisierten wir noch ein wenig den weiteren Verlauf unserer Reise. Schließlich hatten wir das Ziel, in 80 Tagen um die Welt zu reisen und noch hatten wir den – sicherlich glorreichen – Zieleinlauf nicht geplant.
Am frühen Nachmittag hieß es für uns nun endlich: die historische Innenstadt von Tainan zu erkunden. Je näher wir dem Zentrum kamen, desto dichter war der Verkehr. Eigentlich ähnelte diese Ansammlung an Autos viel mehr einem Parkplatz als fließendem Verkehr.
Mit etwas Glück fanden wir einen Parkplatz und konnten unseren japanischen Flitzer abstellen. Schon auf den ersten Metern in Richtung Altstadt merkten wir, dass uns die drückende Hitze irgendwie zu schaffen machte. Also reduzierten wir unseren Plan.
Nach wenigen Minuten hatten wir unser erstes Ziel erreicht: das Anping Tree House. Dieses Haus wurde in den 1850er Jahren gebaut und war ein altes Warenhaus für Zucker. Diese Funktion hatte es für 60 Jahre. Am Anfang des 20. Jahrhunderts mussten die Besitzer Taiwan verlassen und somit stand das Warenhaus für fast 100 Jahre leer. In dieser Zeit übernahmen die Banyan Wurzeln die Herrschaft über die Gebäue.
Ab 2004 wurde sich dafür entschlossen, dieses Gebäude touristisch zu erschließen. Heute kann man das Gebäude besichtigen und fühlt sich ein wenig wie in Angkor Wat.







Von glasierten Tomaten und drachensteigenden Männern
Nach dem wir den kulturellen Teil des Tages erfüllt hatten, ging es für uns auf die Anping Old Street. Diese Straße ist für ihren vielen kleine Geschäfte und seinen Markt bekannt.
Wir hatten großes Glück: es war Jahrmarkt oder Wochenendmarkt. Wie auch immer: Es gab zahlreiche Marktstände und sehr leckeres Essen. Wir probierten eine Art frittiertes Gebäck mit verschiedensten Toppings. Dies war wirklich lecker und wurde mehrmals auf dem Markt angeboten.



Mit diesem positiven Erlebnis setzten wir unsere kulinarische Reise fort und wurden sofort bestraft. An einem kleinen Stand, wollten wir bei einer älteren Dame glasierte Früchte kaufen. Natürlichen mussten wir als Reisende ein wenig auf das Geld achten und entschieden uns ganz unbedacht, für die günstigsten roten „Früchte“. Was uns zum Zeitpunkt des Kaufes noch nicht bewusst war: Es waren kleine – mit Zucker überzogene – Tomaten. Wir merkten es erst, als wir mit Vorfreude auf den süßen Geschmack einer Erdbeere in die Tomate bissen. Für mich war diese Kombination aus Tomate und Zucker leider ungenießbar.







Mit Enttäuschung, aber auch einem Lächeln im Gesicht, setzten wir unseren Spaziergang über den Markt fort. Hier und da wurde geschaut. Es wurden Dartpfeile geworfen und irgendwann begannen wir auch unseren Heimweg zurück zum Auto.
An der Promenade des Hafens beobachten wir noch eine ganze Weile Männer, die Drachen steigen ließen. Ich würde sagen, sie hatten das Hobby durchgespielt. Sie hatten ihren Drachen nicht einfach nur an einer Leine, sondern ihre Leine war auf einer Kurbel aufgewickelt, die viel mehr an Hochseeangeln – statt an Drachensteigen – erinnerte.






Wir genossen unsere letzten Blicke auf die untergehende Sonne hinter der kleinen Skyline von Tainan, bevor wir in die Neustadt fuhren und uns den Chihkan Tower ansahen. Dieses fast 400 Jahre alte Gebäude wurde während der Holländischen Kolonialherrschaft von (kaum überraschend) den Holländern gebaut.


Der Weg lohnt sich …
Gerade unser Aufenthalt in Tainan war rückblickend wunderschön. Wir wohnten in einer wunderschönen asiatischen Wohngegend. Die kleinen Straßen waren mit vielen blühenden Blumentöpfen dekoriert. Überall kehrten alte Frauen ihre kleinen Höfe oder die Straße vor ihren Häusern.
In der Innenstadt von Tainan konnten wir das lebendige Leben beobachten. Es war wuselig, aber in keiner Weise hektisch oder unangenehm voll. Lediglich die Hitze machte uns zu schaffen.
Nach dem Sonnenuntergang schauten wir uns einen Teil der Neustadt von Tainan an. Klar, hier sahen wir nicht wirklich herausragende Highlights, aber dennoch war es ein schöner Ort. Wir konnten auch hier das Leben der Menschen, die in Tainan leben, beobachten und ein wenig daran teilhaben.
Von daher hat sich auch an diesen Tagen der Weg gelohnt. Wir haben wieder einen kleinen Einblick erhalten, wie die Menschen in Taiwan ihr Leben leben.



