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In 80 Tagen um die Welt – Ein Roadtrip durch Taiwan – Von der Karibik Taiwans nach Tainan

Wir setzten unseren Roadtrip an der wunderschönen Südküste Taiwans nach Norden fort – dieses Mal entlang der Westküste. Im Gegensatz zur Ostküste ist dieser Teil der Insel deutlich dichter besiedelt.

Hier reiht sich eine Ortschaft an die nächste, die Städte gehen fast nahtlos ineinander über. Unsere erste Etappe führte uns von Hengchun über Kaohsiung nach Tainan. Dort mieteten wir ein Zimmer – ohne Badtür, dafür aber in einer wunderschönen Wohnsiedlung gelegen. Am nächsten Tag erkundeten wir die sechstgrößte Stadt Taiwans: Wir probierten spannende Snacks, besichtigten ein altes Haus, beobachteten Männer beim Drachensteigen und schlenderten nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen von Tainan.

Nach zwei Nächten verließen wir die Stadt, um den Sun-Moon-Lake zu umrunden und anschließend in Ren’ai unser wunderschönes Quartier zu beziehen.

Doch bevor es so weit ist: Zurück auf Anfang. Beginnen wir von vorn.

Der Weg von Henchung nach Tainan

Ein letztes Mal genossen wir den Blick auf „unseren“ wunderschönen Strand – idyllisch eingerahmt vom Atomkraftwerk im Hintergrund. Unvergesslich bleiben uns auch die fantastischen Sandwiches, die wir morgens im Hotel serviert bekamen. Die waren einfach himmlisch! Und den frischen, exotischen Obstteller erwähne ich an dieser Stelle besser gar nicht …

Wir beluden unseren Toyota Sienta, starteten den Motor, schalteten die Klimaanlage ein und rollten gemütlich Richtung Norden. Die Route führte uns durch Hengchun auf eine wunderschöne Küstenstraße. Hier und da standen wir im Stau – in Taiwan war Kindertag, und viele Familien nutzten den Feiertag für Ausflüge: raus aus der Stadt, ab zum Strand oder wohin auch immer. Wir merkten es nur daran, dass die Straßen stellenweise ziemlich voll waren.

Am Ende der Küstenstraße führte uns die Route ins Hinterland. Dort entdeckten wir einen gemütlichen FamilyMart, wo wir unsere Stammgerichte – Sushi und Pasta – zum Mittag aßen. Gestärkt machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: dem Fo Guang Shan Buddha Museum. Dort gibt es nicht nur einen gigantischen Buddha zu bestaunen, sondern auch mehrere Pagoden und ein großes Museum. Für einen Besuch drinnen waren wir allerdings schon zu spät dran, also begnügten wir uns mit einem Blick von außen. Und allein dieser riesige Buddha hinterließ bleibenden Eindruck.

Danach folgten wir einer der vielen Straßen und suchten in Tainan unsere Wohnung für die nächsten zwei Tage auf.

Von einem Zimmer ohne Badtür und einer Bento-Box in Tainan

Da wir erst am späten Nachmittag in der sechstgrößten Stadt Taiwans ankamen, passierte an diesem Tag nicht mehr allzu viel. Unser Host zeigte uns das Zimmer, das wir für zwei Nächte gemietet hatten.

Wir wohnten in seinem privaten Haus – was bedeutete, dass wir am Eingang die Straßenschuhe auszogen und in viel zu kleine Hausschuhe schlüpften. Unser Zimmer lag in der zweiten Etage, hatte einen wunderschönen Balkon, eine tolle Klimaanlage … und leider keine Badtür. Stattdessen hing dort lediglich ein Duschvorhang. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie man ein Zimmer so geschmackvoll einrichten kann und gleichzeitig bei Blick- und Schallschutz so improvisieren möchte. Wer weiß, was sich unser Host dabei gedacht hat?!

Am Abend erkundeten wir die Umgebung, die hauptsächlich aus Wohnhäusern bestand, und machten uns auf die Suche nach etwas Leckerem zu essen. Fündig wurden wir in einem kleinen Restaurant, das japanische Bento-Gerichte anbot. Unser Geschmack wurde dort allerdings nicht so recht getroffen. Also landeten wir schließlich doch wieder beim FamilyMart – das Angebot an Speisen war so spät am Abend jedoch recht überschaubar. Immerhin gab es Eis. Und so spazierten wir, eine Kugel in der Hand, zurück in unser Zimmer ohne Badtür.

Tainan erkunden – Das Anping Tree House

Nachdem ich meine morgendliche Fototour beendet hatte, organisierten wir noch ein wenig den weiteren Verlauf unserer Reise. Schließlich verfolgten wir das Ziel, in 80 Tagen um die Welt zu reisen – und den sicherlich glorreichen Zieleinlauf hatten wir bislang noch nicht geplant.

Am frühen Nachmittag hieß es dann endlich: die historische Innenstadt von Tainan erkunden. Je näher wir dem Zentrum kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Eigentlich glich das Ganze eher einem riesigen Parkplatz als einem fließenden Verkehrsstrom.

Mit etwas Glück fanden wir schließlich einen Stellplatz für unseren japanischen Flitzer. Schon auf den ersten Metern Richtung Altstadt merkten wir jedoch, dass uns die drückende Hitze ordentlich zusetzte. Also reduzierten wir unseren Plan ein wenig.

Unser erstes Ziel erreichten wir nach wenigen Minuten: das Anping Tree House. Dieses Gebäude wurde in den 1850er Jahren als Warenhaus für Zucker errichtet und erfüllte diese Funktion rund 60 Jahre lang. Anfang des 20. Jahrhunderts mussten die Besitzer Taiwan verlassen – und das Haus stand fortan fast 100 Jahre leer. In dieser Zeit eroberten die Wurzeln der Banyan-Bäume das Gemäuer Stück für Stück zurück.

2004 wurde entschieden, das Gebäude touristisch zu erschließen. Heute kann man es besichtigen – und fühlt sich dabei fast ein wenig wie in Angkor Wat.

Von glasierten Tomaten und drachensteigenden Männern

Nachdem wir den kulturellen Teil des Tages abgehakt hatten, zog es uns weiter zur Anping Old Street. Diese Straße ist bekannt für ihre vielen kleinen Geschäfte und den lebhaften Markt.

Wir hatten großes Glück: An diesem Tag fand offenbar ein Jahrmarkt oder Wochenendmarkt statt – wie auch immer man es nennen möchte. Jedenfalls reihten sich unzählige Stände aneinander, und der Duft von frisch zubereitetem Essen lag in der Luft. Besonders angetan hatte es uns ein frittiertes Gebäck, das in unterschiedlichsten Varianten angeboten wurde. Mit den verschiedensten Toppings war es unglaublich lecker – und so präsent, dass wir es gleich an mehreren Ständen entdecken konnten.

Mit diesem positiven Erlebnis setzten wir unsere kulinarische Entdeckungstour fort – und wurden prompt bestraft. An einem kleinen Stand wollten wir bei einer älteren Dame glasierte Früchte kaufen. Da wir als Reisende natürlich ein wenig aufs Budget achten mussten, entschieden wir uns arglos für die günstigsten roten „Früchte“.

Was wir in dem Moment nicht ahnten: Es handelte sich nicht um Erdbeeren, sondern um kleine Tomaten – dick mit Zucker überzogen. Der Schock kam beim ersten Biss: voller Vorfreude auf die Süße einer Erdbeere, und dann … Tomate. Für mich war diese Kombination aus Tomate und Zucker schlicht ungenießbar.

Mit einer Mischung aus Enttäuschung und einem Schmunzeln setzten wir unseren Spaziergang über den Markt fort. Wir schlenderten von Stand zu Stand, warfen zwischendurch ein paar Dartpfeile und machten uns irgendwann langsam auf den Rückweg zum Auto.

An der Promenade des Hafens blieben wir noch eine Weile stehen und beobachteten Männer beim Drachensteigen. Wobei „Drachensteigen“ fast untertrieben klingt – sie hatten ihr Hobby regelrecht durchgespielt. Die Drachen hingen nicht einfach an einer gewöhnlichen Leine, sondern an einer Kurbel, die eher an eine Hochseeangel erinnerte als an klassisches Drachensteigen.

Wir genossen noch die letzten Blicke auf die untergehende Sonne hinter der kleinen Skyline von Tainan, bevor wir in die Neustadt fuhren, um den Chihkan Tower zu besichtigen. Dieses fast 400 Jahre alte Bauwerk entstand während der niederländischen Kolonialherrschaft – errichtet, wenig überraschend, von den Holländern.

Der Weg lohnt sich …

Gerade unser Aufenthalt in Tainan war rückblickend wunderschön. Wir wohnten in einer typischen asiatischen Wohngegend, in der die kleinen Straßen mit blühenden Blumentöpfen geschmückt waren. Überall sah man ältere Frauen, die ihre Höfe oder den Bereich vor ihren Häusern sorgfältig fegten.

In der Innenstadt konnten wir das lebendige Treiben beobachten. Es war wuselig, aber nie hektisch oder unangenehm voll. Lediglich die drückende Hitze machte uns zu schaffen.

Nach Sonnenuntergang schlenderten wir noch durch einen Teil der Neustadt. Herausragende Sehenswürdigkeiten entdeckten wir hier zwar nicht, doch auch dieser Ort hatte seinen eigenen Charme. Vor allem konnten wir erneut einen Blick auf das Alltagsleben der Menschen werfen und ein kleines Stück daran teilhaben.

Von daher hat sich der Weg auch an diesen Tagen gelohnt. Wir haben einen weiteren Einblick bekommen, wie die Menschen in Taiwan ihr Leben gestalten.

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