
Nachdem wir das Erdbeben für uns verarbeitet hatten, hieß es, den Reisealltag wieder aufzunehmen. Zumal wir bei den Menschen im Süden Taiwans sahen, dass auch sie ganz selbstverständlich ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgingen.
Ich habe es schon einmal geschrieben: Von der Landschaft Taiwans hatte ich vor der Reise kaum eine Vorstellung. Und eigentlich geht es mir auf Reisen auch gar nicht mehr darum, die größten Superlative abzuhaken. Viel wichtiger ist es mir, Zeuge des Alltags der Menschen vor Ort zu werden. Ob in Bosnien-Herzegowina, in den Alpen oder eben auf einem Roadtrip durch Taiwan – entscheidend ist, für eine gewisse Zeit Teil des Lebens der Menschen zu werden und mit ihnen in Kontakt zu kommen.
Umso mehr überraschte es uns dann, wie fantastisch sich die Landschaft im Süden des Landes präsentierte. Sie unterscheidet sich deutlich von den Landschaftszügen des restlichen Taiwan.
Wir hatten das große Glück, diese Region ein paar Tage lang zu erkunden: paradiesische Strände, kleine Orte, viel Grün und eindrucksvolle Gebirge. Eine Kombination, die uns nachhaltig begeistert hat.
Taiwan ganz anders: Der wunderschöne Kending Nationalpark
Bevor wir nach Taiwan reisten, hatte ich keinerlei Vorstellung von der Landschaft der Insel. Umso mehr überraschte uns der Süden Taiwans, als wir ihn schließlich selbst erlebten.
Es war grün, üppig, und bot wunderschöne Küstenabschnitte mit atemberaubenden, fast menschenleeren Stränden. Eine Landschaft, die wir als Mischung aus Karibik und Mittelmeer empfanden.
Von unserem kleinen Hotel südlich von Hengchun aus ließen sich herrliche Tagesausflüge unternehmen. Mehrfach wanderten wir bis zum südlichsten Punkt Taiwans – so nah an den Philippinen waren wir zuvor noch nie.




Ebenso lohnt es sich, die kleinen Fischerdörfer zu besuchen oder den Kenting-Nationalpark mit dem Auto zu umrunden. Neben der wirklich beeindruckenden Landschaft bekommt man dabei immer wieder Einblicke in das Leben der Menschen, die in den umliegenden Dörfern zuhause sind.





Guanshan Viewpoint ohne Sonnenuntergang
Ein bekannter Spot unter Touristinnen und Touristen ist der Guanshan Viewpoint. Dieser Aussichtspunkt wurde bereits mehrfach für seine spektakulären Sonnenuntergänge ausgezeichnet – angeblich soll man hier sogar den schönsten Sonnenuntergang ganz Taiwans erleben können.
Da wir den Ort jedoch tagsüber besuchten, können wir über die Qualität des Sonnenuntergangs nichts sagen. Über das Gelände selbst haben wir uns allerdings eine Meinung gebildet – und für uns stand fest: Hier würden wir keinen Sonnenuntergang anschauen. Denn eines ist sicher: Man teilt ihn mit sehr vielen anderen Menschen. Das Gelände ist weitläufig, parkähnlich angelegt, und an mehreren Stellen gibt es Aussichtspunkte. Wer den Eintritt zahlt, darf hinein und sich selbst ein Urteil bilden.
Für mich persönlich ist das nichts. Ich mag Orte, die man für sich hat oder die zumindest einen authentischen Eindruck hinterlassen. Warum nicht einmal den Sonnenuntergang auf einem Sportplatz mit Einheimischen verbringen – so wie wir es in Laos getan haben?



Man versprach mir gemäßigte Temperaturen und ich bekam H I T Z E.
Interessant war für uns der Temperaturunterschied zwischen Nord- und Süd-Taiwan. Im Norden herrschten angenehme 20 Grad, der Himmel war bedeckt, und ein leichter Wind machte das Klima perfekt. Doch je weiter wir nach Süden kamen, desto weniger war von diesem Wohlfühlwetter übrig.
Plötzlich schmorten wir wieder bei über 30 Grad und praller Sonne. Klingt auf den ersten Blick traumhaft, doch wir hatten auf genau dieses Wetter überhaupt keine Lust mehr. Schon in Saudi-Arabien, Indien und Kambodscha hatten wir genug Hitze gesammelt und Schweiß geschwitzt – für die nächsten Jahrzehnte, so schien es.
Aber gut, das Wetter lässt sich nicht ändern, also hieß es: das Beste daraus machen. Und so suchten wir uns im Süden Taiwans einen Strand, um uns im Pazifik abzukühlen.
Der Sonnenbrand meines Lebens – nach nur 20 Minuten im Wasser
Eine Badehose und ein Handtuch hatte ich zufällig im Mietwagen – eigentlich war ein Bad gar nicht geplant. Doch spontan kam alles anders. Als wir an einem wunderschönen Strand, dem Kenting Baishawan bei Baisha, vorbeifuhren, konnte ich dem kühlenden Nass einfach nicht widerstehen.
An diesem Tag war es brütend heiß – kaum auszuhalten. Der Süden Taiwans zeigte sich weniger schwül, dafür mit einer trockenen, erdrückenden Hitze. Schon am Morgen hatten wir am südlichsten Punkt Taiwans und in verschiedenen Fischerdörfern vergeblich nach Schatten gesucht. Es war schlicht zu heiß.




Was sprach also gegen ein erfrischendes Bad in den Wellen des Pazifiks? Eigentlich nichts – außer der gnadenlosen UV-Strahlung, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich im Blick hatte. Und das, obwohl wir uns einen Sonnenschirm bei einer Frau mieteten, die selbst von Kopf bis Fuß in langer Kleidung gehüllt war.
Wie auch immer – ich hielt es nicht mehr aus und rannte so schnell wie möglich ins Wasser. Und es war herrlich: glasklares Wasser, feinster Sandstrand, wunderschöne Wellen – und das Beste daran: Ich war fast allein an diesem riesigen Strand. Es machte unheimlich Spaß, und die Zeit verflog im Nu. Was ich dabei nicht bemerkte: Meine Haut litt extrem unter der Sonne, und schon nach wenigen Minuten hatte ich mir einen ordentlichen Sonnenbrand eingefangen.





Mein Gesicht, meine Arme und Beine hatte ich im Hotel noch sorgfältig eingecremt – mit Lichtschutzfaktor 50, da brannte tatsächlich nichts an. Doch die restlichen Körperteile, allen voran meinen Rücken, hatte ich schändlich vernachlässigt – und mir prompt ordentlich verbrannt.
Nicht nur an diesem Tag, sondern auch in den darauffolgenden Tagen ärgerte ich mich über meinen Leichtsinn. Der Sonnenbrand begleitete mich noch eine ganze Weile – eine schmerzhafte Erinnerung an ein ansonsten traumhaftes Bad am Strand von Kenting Baishawan.
Mache es wie die Asiaten …
… und gehe mit Kleidung baden, die vor UV-Strahlen schützt. In den folgenden Tagen kaufte ich mir bei Decathlon ein langärmliges Badeshirt – seitdem gehe ich nur noch mit dieser Art von Shirts ins Wasser.
In Asien ist es völlig normal, mit Kleidung zu baden. Vielleicht hat es etwas mit Anstand zu tun? Vielleicht mit Scham? Oder schlicht mit dem Respekt vor der eigenen Gesundheit – die Haut zu schützen, anstatt sie zu verbrennen. Also hielt ich es fortan wie die Einheimischen und stieg nur noch mit Shirt ins Wasser.
Long story short: Kaum waren wir wieder in der westlichen Welt, standen wir an Stränden voller Menschen, die sich absichtlich und im Übermaß der Sonne aussetzten. Ich habe noch nie so viele Sonnenbrände gesehen wie wenige Wochen nach meinem eigenen – ausgerechnet auf Hawaii. Aber dazu später mehr.
Family Mart – Ein Paradies für Reisende und Gourmets
Die Convenience-Store-Kette 7-Eleven kennt vermutlich jeder Tourist oder jede Touristin, der oder die in Thailand einen Retreat macht oder „zu sich selbst finden“ möchte. Gerade dort ist dieser Supermarkt, in dem man scheinbar alles bekommt, extrem populär.
Ein ähnliches Konzept verfolgt Family Mart. Die Kette wurde in Japan gegründet und expandierte schnell in viele Länder Asiens.
In Taiwan und Japan war Family Mart für uns oft die erste Anlaufstelle, wenn es darum ging, unkompliziert und dennoch lecker etwas zu essen zu bekommen. Ich gebe es ehrlich zu: Bei Family Mart sind wir ziemlich oft fündig geworden.
Denn die Suche nach Essen außerhalb von Family Mart war für uns nicht immer einfach. Einerseits ist die Küche in Taiwan und Japan oft sehr fleischlastig, andererseits spart man im Vergleich zu einem Restaurantbesuch auch Geld und Zeit. Klar, auf einem Markt oder in einem kleinen Imbiss kann man oft noch günstiger essen – doch solche Orte zu finden, ist auf einem Roadtrip manchmal gar nicht so leicht. Family Mart war deshalb einfach eine bequeme, verlässliche Option, satt zu werden.
Und das Beste: Auch hier kommt man mit Menschen in Kontakt, findet leckeres Essen und sogar ein bisschen lokale Küche – nur eben innerhalb der Wände eines Supermarkts.
Unsere Standardgerichte dort waren Pasta, Sushi, Nudelsuppen und die überraschend leckeren, gesunden Süßkartoffeln. Alles, was warm sein sollte, konnte direkt im Shop aufgewärmt werden. Danach setzte man sich an einen der Tische, genoss in Ruhe sein Essen – und wenn man spontan noch ein Getränk oder ein Dessert wollte, war es kein Problem, einfach aufzustehen, es aus dem Regal zu nehmen, schnell zu bezahlen und gleich am Platz weiterzuessen.
Wie du vielleicht schon herausliest: Bei Family Mart habe ich mich wirklich wohlgefühlt. Oft starteten wir unseren Tag dort mit Obst und Wasser, später holten wir uns einen Snack für zwischendurch. Und wenn wir am Abend keine Alternative fanden, wurde eben Family Mart unser Restaurant.
Das mag unkreativ oder „einfach gestrickt“ wirken – aber auf langen Reisen ist es unglaublich angenehm, wenn man weiß, was man bekommt, bevor man den Laden betritt. Für uns war Family Mart so etwas wie ein kleines Zuhause unterwegs.
Der Kending Nationalpark lohnt sich nicht nur, wenn du einen Sonnenbrand haben möchtest …
Auch wenn die Landschaft nicht mit den berühmten Inseln und Stränden Südostasiens mithalten kann, ist der Süden Taiwans dennoch ein lohnenswertes Reiseziel.
Auf unserem Roadtrip sind wir überall mit Menschen in Kontakt gekommen, haben Einblicke in ihr Leben erhalten und uns einfach wohlgefühlt. Tourismus gibt es hier zwar, aber er ist längst nicht allgegenwärtig. Und genau das sind doch beste Voraussetzungen für einen gelungenen Roadtrip.
Wir haben unsere Tage im Süden Taiwans in vollen Zügen genossen – und blicken mit Freude auf diese Zeit zurück.





Somit freuten wir uns auf den nächsten Abschnitt unserer Reise. Von nun an ging es vom südlichsten Punkt Taiwans wieder in Richtung Norden. Dabei wollten wir die Westküste der Insel erkunden, einen Abstecher ins Gebirge wagen und schließlich bis nach Jiufen reisen.
Doch diese Erlebnisse findest du in anderen Blogposts.