
Nun war ich also wieder in New York. Das Gefühl, vom Garten unserer Wohnung in New Jersey auf die Skyline von Manhattan zu blicken, war einfach verrückt. Diese Wolkenkratzer mit den eigenen Augen vor sich zu sehen – das hatte etwas Magisches. Ich kann gar nicht genau sagen, was es in mir auslöst, aber in diesem Moment ging es mir einfach richtig gut. Und das, obwohl ich der amerikanischen Kultur gegenüber eigentlich gar nicht besonders positiv eingestellt bin.
Wie auch immer – auch wenn uns diese Kellerwohnung ein halbes Vermögen für eine Woche kostete und klar war, dass dieser Trip in die Weltstadt kein günstiges Vergnügen werden würde, war die Vorfreude riesig: Mit der Fähre nach Manhattan fahren, dieses Lebensgefühl aufsaugen – und möglichst tief im Herzen abspeichern.
Der Wohl schönste Weg von New Jersey nach Manhattan
Ohne großen Plan liefen wir einfach los – von unserer Wohnung in Richtung Hudson River, immer auf der Suche nach einem Weg zur Fähre von New Jersey nach Manhattan. Zugegeben: Diese Variante ist die teuerste, um nach NYC zu gelangen, aber für mich auch ganz klar die schönste.
Etwa 30 bis 40 Minuten waren wir zu Fuß unterwegs. Doch das war überhaupt kein Problem – an jeder Ecke gab es etwas zu entdecken. So kamen wir etwa an einer beeindruckenden Aussichtsplattform vorbei, die uns einen atemberaubenden Blick auf die Skyline von Manhattan schenkte.

Die Kirschblüten gaben ihr Bestes, um uns mit ihrer Schönheit den Atem zu rauben. Es war ein unvergesslicher Anblick: das warme Licht des späten Aprils tauchte die Stadt in weiche Farben, die Glasfassaden glänzten und glitzerten. Vielleicht ist Manhattan mein ganz persönliches Disneyland – ein Ort, der mit seinem künstlichen Charme für einen Moment alle Sorgen verblassen lässt.

Nach nur wenigen weiteren Minuten erreichten wir schließlich den Hafen. In diesem Teil New Jerseys ging es ein wenig industrieller zu als in unserer Wohngegend, aber die Gebäude waren modern, die Straßen auffallend sauber.
Schon von weitem sahen wir die Fähre. Wir gingen mit schnellen Schritten auf das Terminal zu, kauften unsere Tickets – und stellten direkt fest: Das ist auf Dauer definitiv zu teuer. Für die nächsten Tage würden wir wohl doch lieber den supergünstigen Bus nehmen müssen.
Aber jetzt war erst einmal alles perfekt: Die Fährfahrt war der ideale Einstieg in unseren New-York-Trip. Als das Schiff auf Manhattan zuhielt, konnte ich es kaum fassen – wir waren wirklich hier. In New York.








In 80 Tagen um die Welt – fast
Auf der Fähre – mit dem Blick auf die unglaublich schöne Skyline von Manhattan – dachte ich zurück an unsere fast vergangene Weltreise. Die Wellen des Hudson Rivers brachten das kleine Boot ganz schön ins Schaukeln. Der Wind blies mir kräftig ins Gesicht, meine Jacke hatte ich bis obenhin zugezogen. Neben mir unterhielten sich zwei Männer, die bei Goldman Sachs arbeiteten. Sie erzählten von ihren Reisen und berichteten, wie oft sie schon in New York gewesen seien.
Die letzten Monate hatte ich in einer Welt verbracht, die fast zu schön war, um wahr zu sein. Acht Länder haben wir bereist. Wir übernachteten in Hotels, Hostels und Homestays – manchmal wechselten wir unsere Unterkunft täglich. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, wirklich ein Teil dieser weltreisenden Gemeinschaft geworden zu sein. Vielleicht sogar ein bisschen wie die Männer neben mir – nur mit weniger Anzug und mehr Rucksack. Solche, die eben „mal wieder“ in New York sind, bevor sie sich in den nächsten Flieger setzen, um irgendeinen wichtigen Termin irgendwo auf der Welt wahrzunehmen.
Bevor auch wir wieder in einen Flieger steigen mussten, lag noch diese eine Woche New York vor uns. Eine Woche, die sich schon jetzt ewig lang anfühlte – im besten Sinne. Jetzt hieß es: im Moment leben, jede Sekunde im Big Apple aufsaugen. Denn unser nächster Flug würde uns zurück nach Hause bringen.
Ein Gedanke, der mich auf zwei Arten berührte: Einerseits voller Vorfreude auf Familie und Freunde, denen wir unendlich viele Geschichten erzählen konnten. Andererseits auch mit schwerem Herzen – denn dieser once-in-a-lifetime-Trip näherte sich seinem Ende. Und der Alltag war plötzlich wieder zum Greifen nah.
New York at his best: The Times Square
Begeistert betraten wir mit unseren eigenen Füßen den Boden Manhattans. Die Sonne verabschiedete sich langsam, und da es noch April war, wurde es recht schnell kühl.
Wir liefen durch die Straßen der Stadt. Unsere Augen konnten sich an den vielen Eindrücken kaum sattsehen. Spontan beschlossen wir, uns an unserem ersten Abend in Manhattan die volle Dröhnung zu gönnen – also liefen wir zum Times Square.











Der Times Square ist das grelle Herz Manhattans – ein Ort, an dem Werbetafeln rund um die Uhr flimmern und Menschen aus aller Welt aufeinandertreffen. Ursprünglich hieß der Platz „Longacre Square“, bis die New York Times im Jahr 1904 hier ihr neues Verlagshaus errichtete und dem Ort seinen heutigen Namen gab. Seitdem hat sich der Times Square von einem Verkehrsknotenpunkt zu einem Symbol für das pulsierende Leben New Yorks entwickelt. Heute wirkt er wie eine nie endende Vorstellung: laut, überfüllt und doch faszinierend. Wer mittendrin steht, versteht, warum man diesen Ort entweder liebt oder meidet.
Für meine Freundin war es der erste Besuch in dieser aufregenden Stadt – und der Times Square beeindruckte sie besonders. Wir liefen zwischen den leuchtenden Bildschirmen entlang, beobachteten Straßenkünstler, hielten unsere Gürteltaschen fest und genossen die ganz eigene Stimmung dieses Ortes.
Wie verrückt war allein der Kontrast dieser Reise? Vor wenigen Monaten fuhren wir noch durch die endlosen Wüsten Saudi-Arabiens. Ich saß zwischen indischen Straßenkindern und schenkte ihnen ausgedruckte Fotos. Wir schwitzten im Dschungel Kambodschas – und nun standen wir hier, mitten im leuchtenden Trubel von Manhattan.
Menschen überall. Lichter überall. Stimmen und Musik aus jeder Richtung. Es war ein Wimmelbild für alle Sinne. Wir setzten uns auf die Tribüne, die mitten auf dem Times Square steht, und ließen die Eindrücke auf uns wirken. Wir waren tatsächlich in New York.
Nachts am Hudson – wenn Manhattan glitzert und New Jersey schläft
Voller Vorfreude auf die kommenden Tage saßen wir nun hier, beobachteten die Menschen und freuten uns – nach einem langen Reisetag – einfach nur auf unser Bett in der kleinen Kellerwohnung.
Also machten wir uns auf den Weg zur Penn Station, um unseren Bus zurück nach New Jersey zu nehmen. Nach etwa 45 Minuten Fahrt kamen wir an und liefen die letzten Minuten zu unserer Unterkunft. Natürlich konnte ich nicht schlafen gehen, ohne vorher noch einmal einen Blick von unserem Garten auf die Skyline von Manhattan zu werfen. Die hell erleuchteten Wolkenkratzer ragten in den Nachthimmel. Am anderen Ufer des Hudson Rivers tobte das Leben. Hier in New Jersey, im Garten unserer Kellerwohnung, war es still.
Vielleicht ist das ein gutes Symbol für das Ende unserer Reise: Bei uns wird es langsam wieder ruhig – aber irgendwo auf dieser Welt bebt das Leben weiter.



