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MotoGP auf dem Sachsenring

Einmal im Jahr ist das kleine west-sächsische Städtchen Hohenstein-Ernstthal im Ausnahmezustand. Es ist die Zeit, in welcher die oft mürrischen Menschen ihre Gäste mit offenen Händen empfangen. Schließlich sind sie nach knapp 5 Tagen wieder weg und die ehemalige Bergarbeiter Stadt kann wieder in seinen fast einjährigen Schlaf fallen.

Diese einleitende Worte mögen jetzt sehr negativ klingen, aber für beschreibt es den Zustand dieser Stadt sehr gut. Jeder ist sich selbst am nächsten und fremde Menschen können gern woanders leben, aber nicht hier.

Wie auch immer, ich sehe die Situation sicherlich zu schwarz. Aber eine Woche färbt alles bunt: dann, wenn die MotoGP zu Besuch am Sachsenring ist.

Seit über zwei Jahrzehnten sind für mich die Tage, an welchem der Motorrad Grand Prix zu Gast ist, die spannendsten Tage des Jahres.

Ein Städtchen im Ausnahme-Zustand

Der Ausnahmezustand in meiner Heimat startet schon zwei Wochen bevor die ersten Trucks der Rennteams den Sachsenring erreichen. Überall werden die Straßenränder gemäht, Veranstaltungsplakate hängen in der ganzen Region und später wird temporäre Änderung der Straßenführung neu beschildert.

In der Grand Prix Woche kommen langsam die ersten Fans an und langsam wird es in der relativ braunen / blauen Stadt recht bunt. Man trifft Menschen, die Standard-Deutsch oder sogar eine andere Sprache sprechen. Alles läuft auf einmal etwas offener und gutgelaunter ab. Jedes Jahr auf ein Neues bin ich überrascht, dass dies hier möglich ist. Es ist möglich, zu fremden Menschen nett und offen zu sein. Die Menschen feiern hier sogar zusammen.

Noch bevor am Freitag die ersten Trainingsläufe beginnen, startet die große Party in Hohenstein-Ernstthal. Der Ankerberg ist schon längst kein Campingplatz für Rennfreundinnen und Rennfreunde, sondern ein Festivalgelände, auf welchem es vier Tage Dauerbeschallung gibt. Ebenso gibt es in der Stadt verschiedene Veranstaltungen, die sehr gut und sehr lang besucht sind. Wie auch immer, in diesen Tagen kommt die Stadt kaum zum schlafen.

Der Grand Prix auf dem Mickey Mouse Kurs

Ich weiß nicht, welcher Fahrer den Begriff „Mickey Mouse“ Kurs geprägt hat. War es Mick Doohan? Oder vielleicht Kenny Roberts Junior? Max Biaggi? Valentino Rossi? Wie auch immer.

Seit 1998 finden auf dem traditionsreichen Sachsenring wieder Grand Prix Läufe statt und dadurch wurde diese Region schon von großartigen Sportlern besucht. Ich hatte das große Glück, dass ich nahezu jeden dieser Läufe besuchen durfte und den großartigen Sport nahezu einmal im Jahr live ansehen konnte.

Die Zeiten ändern sich

Während dieser Zeit hat sich nicht nur der Sport verändert sondern auch das Publikum. Aus technischer Sicht gelang dem Veranstalter der Motorrad-Weltmeisterschaft der Umstieg von Zwei-Takt-Motoren auf Vier-Takt-Motoren in allen drei Rennklassen.

Das Publikum wurde über die Jahre viel populistischer und schwarz-weiß-denkender. In den ersten Jahren zog das Spektakel hauptsächlich Sportfreundinnen und Freunde des Sports an. Es war nahezu egal, wer gewann. Jeder Sportler sowie ebenfalls manche Sportlerin wurde bejubelt.

Heutzutage ist es ein wenig anders. Es wird teils ausgebuht, wilde Handgesten werden gezeigt und irgendwie ist die Veranstaltung mit zunehmender Zuschauerschaft immer etwas unharmonischer geworden. Man kann solch eine Veranstaltung noch nicht mit Fußballspielen vergleichen, aber je mehr Menschen an den Sachsenring kommen, desto mehr fragwürdige Fans werden angezogen.

Rennsport am Sachsenring

Dennoch ist es die Weltklasse des Motorradrennsports, die auf dem Sachsenring zu Besuch ist. Es ist einfach schön, dass sie bei uns zu Gast sind. Die Motoren dröhnen, die Fans jubeln und auf der Strecke wird einem Motorsport der Extra-Klasse geboten.

Von daher blickt man gern über die negativen Aspekte, einer solch großen Veranstaltung hinweg. Verglichen mit der Fußball-EM ist es hier immer noch sehr friedlich und harmonisch.

Fotografieren an der Rennstrecke

… macht auf jeden Fall Spaß. Neben einer Kamera solltest du auf jeden Fall an Gehörschutz denken. Viele Menschen nutzen an der Rennstrecke keinen Gehörschutz. Ich persönlich finde es zu laut bzw. ist mit Gehörschutz einfach deutlich gedämpfter und dadurch angenehmer sowie nur halb so anstrengend.

Im besten Fall hat man einiges an Brennweite im Gepäck, da man in der Regel ein ganzes Stück von den Rennfahrer entfernt ist. Schließlich sind zwischen der Strecke und den Zuschauern Auslaufzonen, wie zum Beispiel ein Kiesbett, gelegen.

An manchen Teilen einer Rennstrecke kommt recht nahe an die Rennfahrer heran. Solche Abschnitten sind Geraden oder Innenkurven.
Die Bilder von den Sportler auf der Geraden sind oft recht langweilig. Hier müsste man mit einer relativ langen Verschlusszeit arbeiten, um durch die Bewegungsunschärfe das Foto aufzufrischen.

Viel mehr bieten sich hier Innenkurven an. In der Regel ist man in Innenkurven recht nah an den Sportlern, da sie im Falle eines Unfalles nach außen rutschen.

Ich stand sehr lang in einer Innenkurve und hatte eine perfekte Sicht auf die Rennfahrer. Meine Sony RX100 VII verfügt zum Glück über eine Brennweite von 200mm. Diese Brennweite habe ich nahezu komplett ausgenutzt. Die Verschlusszeit auf 1/1000 Sekunde gestellt, bei einer Blende von ungefähr 4 mit einer Empfindlichkeit von ISO 160.

Nach ein paar Mitzieher-Versuchen habe ich mich an die Geschwindigkeit gewöhnt und konnte recht gezielt abdrücken. Ich finde, dafür, dass ich ein absoluter Anfänger in der Rennstrecken Fotografie bin, sehen die Fotos ganz ansehnlich aus. Die Verschlusszeit hätte ich sicherlich noch reduzieren können. Dies habe ich natürlich ausprobiert, aber mit diesen Einstellungen sind mir keine guten Fotos gelungen. Schade, denn dadurch wäre der Hintergrund noch mehr in Bewegungsunschärfe getaucht.

Trotz dessen, dass die Rennfahrer in kompletter Schräglage fuhren, hatten sie sicherlich eine Geschwindigkeit von ca. 100 km / h.

Schwierigkeiten bei der Bearbeitung waren auf jeden Fall die sehr hellen und gesättigten Farben der Motorräder. Der Grat zwischen zu grell und zu hell, war sehr schmal.

Neben den Sportlern lohnt es sich natürlich auch, die Atmosphäre auf der Rennstrecke einzusammeln. Egal, ob Panoramaaufnahmen, Detailaufnahmen oder die vielen Menschen, die man auf so einer Veranstaltung trifft. Es lohnt sich immer, die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.

Schotten lieben nicht nur Fußball, sondern auch MotoGP

Auf meinem Heimweg habe ich einen Schotten getroffen. Der junge Mann war aufgrund der Fußball EM 2024 in Deutschland und hat sich schon einige Spiele angesehen. Den letzten Teil seines Trips wohnte er in Leipzig und musste natürlich einen Abstecher an den Sachsenring unternehmen.

Das nette Gespräch mit ihm fand im Einkaufswagen-Rückgabe-Verschlag statt, während ein Gewitterguss in der sächsischen Kleinstadt niederging. Er war sehr froh, dass er jemanden gefunden, mit dem er auf Englisch sprechen konnte. Ich fand die Unterhaltung sehr nett, wann kann man schon einmal mit einem Schotten sprechen? Es sei denn, man reist durch Schottland …

Nur leider habe ich total vergessen, dass ich diesen charismatischen Fan – der im Verschlag der Einkaufswagen schlafen wollte – fotografieren könne. Naja, manche Motive lässt man am besten in seiner Erinnerung oder schreibt sie hier nieder.

Lohnen sie die hohen Kosten der Eintrittskarte?

Auf jeden Fall! Ein Besuch auf dem Sachsenring lohnt sich. Die Eintrittskarten sind sehr teuer. Ein Sitzplatz auf einer der Tribünen für drei Tage kostet ungefähr 200 EUR pro Person. Das ist mir mittlerweile zu teuer.

Ich bevorzuge es, den Grand Prix am Freitag oder am Samstag zu besuchen. Ich möchte vorwiegend an der Strecke entlanglaufen, mir verschiedene Kurven ansehen und fotografieren. Von daher sitze ich ungern den ganzen Tag auf einer Tribüne.

Sollte dir das auch gefallen, bekommst du die Karte für Freitag schon ab ca. 29 EUR und für Samstag kommst du ab ca. 70 EUR in den Genuss, die MotoGP am Sachsenring live erleben zu können.

Von daher: Der Weg zum Sachsenring lohnt sich.

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