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Bike and Hike auf den höchsten Berg Deutschlands an einem Tag (Zugspitze 2962 m)

Die Zugspitze. Man mag glauben, dass der höchste Berg einer Region bzw. eines Landes einen gewissen Reiz ausstrahlt. Auf den höchsten Berg Deutschlands trifft das in meinem Fall jedoch nicht zu. Woran mag das liegen? Vielleicht daran, dass die bayrischen Alpen gerade einmal das Tor zu den Alpen sind und die Zugspitze nur ein kleiner Berg unter vielen Bergen ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Gipfel durch seine Bauten maximal entstellt wurde und die zahlreichen Menschen – die den urbanen Gipfel tagtäglich besuchen – den Rest zur verlorengegangen Attraktivität beitragen.

Nichtsdestotrotz ist es ein Berg, von dem man zumindest zeitweise eine wahnsinnig schöne Aussicht hat. Ja, natürlich zählt es dann doch irgendwie, dass man auf dem höchsten Berg von Deutschland stand.

Faszination „Zugspitze“

Wie ich schon in mehreren Blogposts geschrieben habe, verbrachte ich einen schönen Teil meiner Kindheit gemeinsam mit meinen Großeltern in der Region der Karwendeltäler und das Werdenfelser Landes. Somit genoss ich schon oft den schönen Blick auf die Zugspitze, aber schon damals sagte uns die Hauswirtin, dass es schönere Berge zum Erwandern gibt. Dennoch ist immer ein kleiner Reiz geblieben, einmal auf der Zugspitze zu stehen und das am besten ohne die Bahn zu nehmen.

Ein Plan war geboren – innerhalb eines Tages auf den Gipfel und wieder ab ins Tal

An irgendeinem verschneiten Wintertag bin ich über den YouTube-Kanal von AlpineFex (virtuell) gestolpert. Er ist ein Alpinist aus Garmisch-Partenkirchen und ein Ziel seiner festen Trainingsrunden ist der Gipfel der Zugspitze. Dabei ist er meist zu Fuß mit seinen Trailrunning-Schuhen unterwegs und rockt die ganze Tour innerhalb weniger Stunden. Ganz so fit bin ich leider nicht (mehr), aber dafür bin leidensfähig (und langsam). Also getreu dem Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“ war der Plan geboren.

Vom Olympia Stadion in Garmisch-Partenkirchen sollte es über die Partnach-Alm, in das Reintal und weiter zur Reintalangerhütte gehen. Dort werde ich mein Rad anschließen und zu Fuß weitergehen. Diese Route wird gut begangen sein, da viele Hüttenwanderer an der Reintalangerhütte starten, um ebenfalls auf den Gipfel zu wandern. Über die Knorrhütte und später Sonnalpin wird es dann auf den Gipfel gehen.

So war zumindest der Plan und der Plan war gut, denn er ging am Ende des Tages auf.

Der frühe Vogel fängt den Wurm oder muss früh aufstehen

Nach einer recht kurzen und unruhigen Nacht auf einem Bundesstraßenparkplatz warf ich den Motor des Camping Caddys an und fuhr zum Olympia Stadion. Die Sachen waren Vorabend schon gepackt und dadurch war ich schneller als gedacht auf dem Drahtesel.

Letztlich hatte ich fast alle Sachen (Wasser, Essen, Wechselkleidung) im Rucksack. Aufgrund der besseren Pedaliereigenschaften habe ich mich für meine Klickpedale und -schuhe entschieden. Das Radeln soll ja auch Spaß machen. Also mussten meine Wanderschuhe auf den Gepäckträger.

Der Plan war, die ersten Höhenmeter bis zur Rheintalangerhütte mit dem MTB zurückzulegen. Der Weg dorthin ist (außer am Anfang, vor der Partnachalm) nur mäßig steil, führt meistens durch Wälder und ist in einem sehr guten Zustand.

Auf den letzten Meter zur Reintalangerhütte ist der Weg moderat ausgesetzt und er ist kurzzeitig etwas steiler, aber das ist alles kein Problem. Zur Not kann man auf den kurzen Abschnitten schieben.

Gegen 8 Uhr zeigte sich endlich die Hütte und ich wechselte meine Klamotten. Das Rad kann man an der Reintalangerhütte anschließen. Außerdem habe ich meine Radsachen (Werkzeug, Schuhe usw.) im Packsack gelassen und auch mit angeschlossen. So war ich bereit für den nächsten Abschnitt und konnte endlich loswandern.

Der lange Weg auf die Zugspitze

Der erste Wegweiser nach der Hütte hatte vielleicht nicht demotiviert, aber zumindest demütig gemacht.
6 Stunden bis zum Gipfel.
Aber gut. Es war 8 Uhr, so werde ich 14 Uhr auf dem Gipfel sein und bergab läuft es schneller. So könnte ich gegen 20 Uhr wieder an der Hütte sein. Gegen 21 Uhr wieder am Auto. Das war meine pessimistische Schätzung. Aber so schlimm sollte es gar nicht werden. Am Ende war ich um Einiges schneller, als es auf der Wegweiser vorhergesagt hat.

Der Weg zum höchsten Gipfel Deutschlands ist schön. Auch, wenn man immer wieder das Gegenteil hört. Mir hat der Weg sehr gefallen.

Ja, es waren viele Leute unterwegs. Aber die meisten Wanderer hatten deutlich schwereres Gepäck und waren dadurch langsamer als ich. Somit sah ich diese Menschen immer nur kurz.
Der Weg schlängelte sich stetig bergauf. Aber das ist logisch, denn die Reintalangerhütte liegt gerade einmal auf 1369 m Höhe. Somit verbleiben mir noch ca. 1600 Höhenmeter, die unter die Sohlen gebracht werden wollen.

Mit jedem gewonnenen Höhenmeter in Richtung Zugspitze wird die Landschaft karger und auf der Höhe von Sonnalpin fühlt man sich dem Mond schon sehr nahe. Es ist steinig, karg und von Pflanzen fehlt jede Spur.
Hier beginnt auch der eklige Teil der Wanderung. Der Aufstieg über das Schotterfeld ist bergauf schon unangenehm steil. Auch, wenn man dem Ende nur langsam näher kommt, ist es absehbar. Das Ziel ist immer vor Augen. Folgend wird man mit dem letzten Streckenabschnitt belohnt: Hier darf ein wenig gekraxelt werden.

Am Ziel angekomen: Disneyland oder Oktoberfest?

Die letzten Metern zum Gipfel werden durch eine Metalltreppe geziert. Und auf einmal ist man auf der Zugspitze. Oben. Endlich am Gipfel angekommen!

Und wie war es? Es war voll. Voller Menschen und voller Beton. Der Ausblick ist gut, aber auf keinem Fall besser wie auf den umliegenden Gipfeln. Es gibt ein großes kulinarisches Angebot. Anstehen natürlich vorausgesetzt.

Nicht nur am Imbiss muss sich angestellt werden, sondern auch am Zugang zum Gipfel. Außerdem natürlich auch am Zugang zum Gipfelkreuz – vom Rückweg ganz zu schweigen.

So stehe ich nun nach nicht ganz 4 Stunden Wanderzeit auf dem höchsten Gipfel Deutschlands. Male mir schon aus, wie heldenhaft ich in meinem Heimatort begrüßt werde, wenn ich von dieser Expedition auf den höchsten Gipfel des Landes zurückkomme. Zeitgleich blicke ich auf zig Menschen, die sich mit ungalanten Schritt zum Gipfelkreuz quälen, um sich mit dem goldenen Kreuz ablichten zu lassen.

Naja, für mich war das nichts. Ich habe das Volksfestreiben vom Rande beobachtet und habe meinen inneren Frieden geschlossen, nicht auf dem Gipfel der Zugspitze zu stehen. Schließlich habe ich eine wunderbare Zeit am Berg verbracht und muss mich nicht in die Menschenreihe einreihen. Den wirklichen Gipfel kann man auf anderen Bergen besser genießen.

Tschüss Gipfel! Hallo Abstieg!

Kurz nach 12 Uhr ging es für mich wieder Richtung Tal. In Gedanken versunken ging es vorbei an der Seilbahnstation, vorbei am Restaurant und dem Imbiss, vorbei am Münchner Haus und dem Grill der höchsten Bratwurst Deutschlands in Richtung der Metalltreppe, die mich wieder in die Natur führen sollte.

Der Abstieg verlief entlang meiner Aufstiegsroute und gestaltete sich – wie geahnt – um einiges schneller als der Aufstieg. Vor allem der Downhill am Schotterfeld bei Sonnalpin erwies sich – im flotten Schritt – als sehr spaßig.

Ich kann nicht verleugnen, dass sich meine Füße gefreut haben, als ich gegen 15:00 Uhr mein Fahrrad erblickte und wusste, den restlichen Abstieg kann auf dem Rad hinter mich bringen.

Eins darf jedoch nicht fehlen: Ein frisches Stück Käsekuchen und eine kalte Spezi in Reintalangerhütte. Frisch gestärkt ging es talabwärts zum Olympia Stadion von Garmisch-Partenkirchen. Schließlich wartete der Caddy seit ungefähr 11 Stunden.

Eine tolle und auch unvergessliche Tour

Rückblickend ist es eine gelungene Tour gewesen. Mit dem Rad und den Wanderschuhen in Kombination ist es eine schöne Eintagestour bei entsprechender Fitness. Der Gipfel ist nicht sonderlich lohnenswert. Dennoch war es für mich ein Ziel, einmal im Leben auf der Zugspitze zu stehen. Dies natürlich aus eigener Kraft und so geschah es dann auch.

Bei dieser Tour gilt wieder einmal: Der Weg ist das Ziel. Der Weg auf die Zugspitze lohnt sich wirklich. Gerade auf dem Rückweg (zwischen 12 Uhr und 15 Uhr) habe ich sehr wenige Menschen getroffen. Die meisten Wanderer laufen pro Tag nur in eine Richtung und sind am Nachmittag schon fertig mit ihrem Pensum.

Viele Hüttengäste haben die Tour auf zwei Tage aufgeteilt. Am ersten Tag laufen sie von Garmisch bis zur Reintalangerhütte und am zweiten Tag geht es auf den Gipfel. Von welchem es dann per Bahn zurück zum Eibsee geht.

Ebenso habe ich zwei Bergfreunde getroffen, die mit mir gemeinsam am Morgen gestartet sind. Sie haben jedoch den ganzen Weg per Fuß zurückgelegt. Sie waren ungefähr 12 bis 13 Stunden zum Gipfel unterwegs und fuhren ebenfalls mit der Bahn ins Tal.

Bike und Hike ist für diese Tour wunderbar geeignet und ich bin doch ein wenig stolz, dass ich diese Tour geschafft habe. Knappe 3000 Höhenmeter und 8 Stunden Bewegungszeit ist kein Spaziergang. Und unter dem Blickpunkt, dass ich am nächsten Tag wieder erfolgreich auf Bergtour war, blicke ich noch positiver auf meine sportliche Leistung zurück.

Zahlen, Fakten, Tatsachen – Die Tour bei Komoot

Schön war es bei dir, Zugspitze, habe vielen Dank für den schönen und unvergesslichen Tag!
Dein Futzipelz

2 Kommentare

  1. Der Futzipelz ist definitiv kein Faulpelz! Respekt für diese Tour.

    Klar, die Zugspitze ist dichter besiedelt als die meisten Marktplätze, aber dennoch ist es DER GIPFEL. Unser höchster Berg, den die meisten Menschen (mich inklusive) leider nur auf die bequeme Touri-Seilbahn-Tour erklommen haben.

    In diesem Sinne, danke für den Bericht und die tollen Fotos entlang der Strecke. Ein schönes Beispiel für: Der Weg ist das Ziel.

    Gruß
    Thomas

    • Futzipelz Futzipelz

      Hey Thomas, danke für dein nettes Kommentar! Die Tour und auch der Gipfel ist es auch jeden Fall wert, den Weg auf sich zu nehmen. Egal, ob per Seilbahn oder per Wanderschuh.
      Man ist sich ja vorher bewusst, dass auf einem Gipfel mit dieser Infrastruktur – wie es die Zugspitze hat – ein paar Menschen oben sein werden 🙂

      Viele Grüße
      Futzipelz

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