
Das Fotografieren und das Schreiben kleiner Texte über meine Reisen gehören zu den vielen Hobbys, denen ich in meiner Freizeit nachgehe.
Man könnte das Fotografieren von Menschen durchaus als ein eher egoistisches Hobby betrachten: Man hält Menschen auf Fotos fest, weil man sie interessant findet, stellt die Bilder ins Internet und hofft letztlich doch darauf, in irgendeiner Form Beifall zu bekommen.
Im Grunde genommen stimmt das natürlich, und ich habe auch keine wirklich stichhaltigen Argumente, um dieser provokanten Aussage zu widersprechen.
Trotzdem sehe ich in meiner kleinen Fotografie mehr als nur das Sammeln von Trophäen und das Hoffen auf Beifall. Ich versuche, meiner Reisefotografie einen Sinn zu geben, indem ich den Menschen ihre Fotos schenke. Schon oft habe ich somit erfahren, dass man immer unvergessliche Momente erlebt, wenn man Gutes gibt.
Meine Anfänge in der Fotografie
Irgendwann hat sich meine Fotografie verändert. Am Anfang meines Erwachsenenlebens, als ich meine erste Kamera hatte, versuchte ich, das Schöne festzuhalten und abzubilden. In der Regel waren das natürlich eindrucksvolle Orte, die ich besucht hatte. Dabei bemühte ich mich, Motive nachzustellen, die ich irgendwo schon einmal gesehen hatte – für mich selbst. Natürlich gelang mir das überhaupt nicht.
Ich hatte weder die passende Technik noch das nötige Wissen, um meine Kamera richtig zu bedienen.
Trotzdem war ich irgendwie zufrieden und beschloss, mich intensiver mit der Fotografie auseinanderzusetzen. Während meines Studiums belegte ich deshalb einige Seminare über theoretische und praktische Fotografie. So kam es schließlich dazu, dass ich eines meiner Bilder (mehr oder weniger gezwungenermaßen) in einer kleinen Ausstellung in einem Café zeigen durfte. Es gab sogar eine kleine Vernissage, und die Bilder hingen eine Weile in diesem Café – vermutlich ohne große Beachtung.
Doch in diesem Moment wurde mir klar, dass mir der Gedanke, anderen Menschen meine Bilder zu zeigen, Freude bereitete.
Von den Schönheiten zum wirklichen Leben der Menschen
Als ich dann in meinem Beruf tätig war und etwas mehr Geld zum Reisen hatte, wurden die Reiseziele natürlich auch exotischer.
Während dieser Reisen wurde mir klar, dass es für mich keinen Sinn mehr ergab, lediglich die schönen und ästhetischen Orte festzuhalten. Vielmehr interessierte mich das wahre Leben, das ich dokumentieren wollte. Dazu gehören auch Orte, die für uns Europäerinnen und Europäer auf den ersten Blick vielleicht alles andere als schön wirken. Nach und nach begann es mir zu gefallen, genau solche Orte festzuhalten – etwa in Nepal, Chile, Serbien, New York oder Taiwan. Orte, die für die Menschen vor Ort Heimat sind, mir jedoch so fremd erschienen.
Von dort aus war es nur noch ein kleiner Schritt, bis zwangsläufig auch Menschen in meinen Fotos auftauchten. Denn einerseits sind diese Orte ohne die Menschen, die sie mit Leben füllen, lediglich Requisiten eines leeren Filmsets. Also versuchte ich nach und nach, Menschen in meine Bilder einzubeziehen.
Manchmal trat ihre Anwesenheit nur dezent und unterstützend in Erscheinung, manchmal wurden sie zum eigentlichen Hauptmotiv.
Erst durch die Menschen erhält das Foto eines Ortes einen vollständigen Eindruck davon, wie das Leben an einem solchen Ort wirklich ist. Meiner Meinung nach wird das Foto erst durch die Menschen interessant.








Ein Foto als Zeichen der Dankbarkeit ein Gast sein zu dürfen
Nun komme ich wieder auf den Anfang meines Textes zurück. Ich möchte die Fotos, die ich mache, nicht nur für das Internet oder meine privaten Bildbände anfertigen.
Am schönsten ist es, wenn ich den Menschen, die auf den Bildern zu sehen sind, ein gedrucktes Foto schenken kann. Einerseits ist es ein wunderbares Gefühl, ihre Freude und Überraschung zu erleben, wenn sie ihr Bild überreicht bekommen. Klar, heute hat fast jeder Fotos von sich – allerdings meist nur auf dem Smartphone. Ein gedrucktes Bild hat jedoch eine ganz andere Wirkung, selbst wenn die Qualität meines kleinen Kodak-Mini-Druckers alles andere als perfekt ist.
Diese Geste des Schenkens öffnete mir auf Reisen ganz neue Türen und gibt meiner Fotografie einen tieferen Sinn.
Oft sind nach dem Verschenken solcher Bilder wunderschöne und unvergessliche Gespräche entstanden. Manchmal wurden wir sogar zum Tee oder zum Essen eingeladen. Es ist einfach eine wunderbare Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu kommen.








Fotos, die um die Welt reisen
Aus diesem Grund, dem Verschenken von Fotos, kam mir die Idee, auch größere Fotoabzüge zu verschicken. Natürlich klappt das nicht mehr direkt während der Reise, aber es ist überhaupt kein Problem, die Bilder von Deutschland aus an die Menschen zu senden.
Meistens tauscht man nach einem Gespräch die Telefonnummern aus und kann so in Kontakt bleiben. Einerseits haben uns dadurch unsere neuen Freunde in den entsprechenden Reiseländern geholfen, durch das Land zu reisen, andererseits ist es wunderschön, diese Kontakte aus verschiedenen Ländern der Welt zu pflegen.
Zuhause ließ ich die Fotos entwickeln, sammelte die Adressen der Menschen, kaufte Versandtaschen und schrieb einige Briefe, in denen ich noch einmal auf unsere Begegnung einging. Die Briefe und die Fotos steckte ich in die Versandhüllen und brachte sie zur Post.
So habe ich in den letzten Tagen verschiedene Briefe nach Grönland, Hawaii und Indien verschickt. Nun heißt es: warten.
Ich hoffe natürlich, dass die Briefe ankommen und ich den Menschen damit eine Freude machen kann. Und vielleicht sieht man sich eines Tages wieder – sei es, wenn die Menschen nach Deutschland reisen oder wenn wir noch einmal in ihrer Heimat unterwegs sind.




