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In 80 Tagen um die Welt – Japan: So weit weg und doch ganz nah

Als sich unsere Tage in Taiwan dem Ende entgegenneigten, überlegten wir, welchen Punkt dieser Erde wir als Nächstes entdecken wollten. (By the way: Sich diese Frage ernsthaft stellen zu dürfen, ist ein unglaublicher Luxus.)

Eine meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen ist es, den digitalen Globus zu drehen und Orte aufzuspüren, die irgendwo im Nirgendwo liegen. Wir hatten das große Glück, tatsächlich an viele dieser Orte reisen zu können, die wir so entdeckt hatten – sofern sie natürlich auf unserer Reiseroute lagen. Orte, die wir ohne dieses „Globus-Spiel“ wohl nie besucht hätten.

So kam es, dass wir in unserer Unterkunft in den Bergen Taiwans herausfanden, dass die Inselgruppe Okinawa nur eine Flugstunde von Taipeh entfernt liegt. Klar, ich wusste, dass es Okinawa gibt und dass es zu Japan gehört. Aber ehrlich gesagt hatte ich keinen Schimmer, dass es sich um eine Inselgruppe handelt – nur wenige Meilen von Taiwan entfernt. Durch ihre tropische Lage im Pazifik trägt sie sogar den Spitznamen „das Hawaii Japans“.

Für unsere weitere Reiseplanung war Okinawa ein wahrer Jackpot – wie ein perfekt platzierter Koi in einem Zen-Garten. Wir konnten nach Japan reisen und von Naha aus bequem weiter nach Osten fliegen, um unserem Ziel „In 80 Tagen um die Welt“ wieder ein Stück näherzukommen.

Die Weltreise während der Weltreise planen

Eines Abends saßen wir in unserem gemütlichen Zimmer. Eigentlich müsste der nächste Satz lauten: Wir genossen den wunderbaren Blick auf die Berge Taiwans. Doch das traf an diesem Abend so gar nicht zu. Einerseits war es längst dunkel, während ich am Laptop saß und wir überlegten, wie wir unsere Reise um die Welt am besten fortsetzen könnten. Andererseits lagen die grünen Gipfel des Gebirges seit Stunden in dichtem Nebel verborgen.

Trotzdem empfanden wir unser Zimmer als wunderschön. Die Einrichtung war von dunklen, schweren Farben geprägt, überall sah man Holz – fast majestätisch wirkte das Ambiente. Genau der richtige Ort, um die nächsten Schritte unserer Weltreise zu planen.

Wir durchforsteten die gängigen Internet- und Flugsuchmaschinen, um mögliche Routen zu finden. Hatten wir eine passende Strecke entdeckt, suchten wir nach Airlines, die diese überhaupt bedienen.

Nach einigen Stunden stand unser Entschluss fest: Wir würden nach Okinawa, genauer gesagt nach Naha, fliegen. Die Inselgruppe liegt geografisch näher an Taiwan als an den japanischen Hauptinseln, gehört politisch aber dennoch zu Japan.

So konnten wir einen ersten Eindruck von Japan gewinnen, ohne gleich Tokyo oder die großen Inseln „zu verspielen“. Okinawa lässt sich nämlich in vergleichsweise kurzer Zeit bereisen – während man sich bei nur zehn Tagen auf den Hauptinseln Japans wahrscheinlich ärgern würde, weil die Zeit viel zu knapp wäre.

Später fanden wir heraus, dass man von Naha bequem nach Osaka gelangt – und von dort sogar mit Hawaiian Airlines direkt nach Oʻahu und Maui weiterfliegen kann. Damit hätten wir schon die halbe Strecke Richtung New York zurückgelegt und wären unserem Ziel In 80 Tagen um die Welt ein gutes Stück näher.

Noch an diesem Abend buchten wir alle Flüge. Die Kreditkarten ächzten unter einer Belastung, wie wir sie noch nie erlebt hatten – und trotzdem waren wir glücklich, weil unser Plan tatsächlich aufgehen könnte.

Die Route sah nun wie folgt aus:

  • Taipei – Naha (Peach Air, Economy)
  • Naha – Osaka (Peach Air, Economy)
  • Osaka – Ohau – Maui (Hawaiin Airline, Economy)
  • Maui – Ohau (Southwest Airline, Economy)
  • Ohau – New York JFK (Delta, Premium Economy)
  • New York JFK – Frankfurt (Singapore Airline, Premium Economy)

Schon vor Beginn unserer Weltreise hatte ich fest im Kopf, dass wir von New York nach Frankfurt zurückfliegen würden. Der allererste Flug, den ich überhaupt buchte, war daher nicht der nach Kairo, sondern unser Rückflug von der Ostküste der USA nach Deutschland. Ursprünglich hatte ich einen recht guten Deal mit Condor im Airbus A330 gefunden – Premium Economy, gebucht und bezahlt. Doch in Taiwan stornierte ich ihn wieder.

Während der Reise stieß ich dann auf ein noch besseres Angebot: einen günstigen Flug bei Singapore Airlines, den ich mit Meilen buchen konnte. Am Ende zahlte ich für diesen Flug lediglich 5,50 EUR pro Person – plus die Meilen, die ich aus dem American Express Membership Rewards Programm transferiert hatte.

Es handelt sich um den legendären Fifth Freedom Flight von Singapore Airlines zwischen New York (JFK) und Frankfurt (FRA). Obwohl die Airline eigentlich aus Singapur stammt, darf sie auf dieser Strecke Passagiere zwischen den USA und Deutschland befördern, bevor es weiter nach Singapur geht. Für viele gilt er als Geheimtipp: exzellenter Service, großzügige Sitze, erstklassige Bordverpflegung – und das oft zu einem überraschend guten Preis. Eine der komfortabelsten Möglichkeiten, den Atlantik zu überqueren.

Erstkontakt mit den Menschen aus dem Land der aufgehenden Sonne: Der Flug mit Peach Airline

Schon in Taiwan hatten wir gemerkt, dass Anstand dort nicht nur als Tugend gilt, sondern quasi das Non-Plus-Ultra des gesellschaftlichen Miteinanders ist.

Im Flugzeug nach Naha auf Okinawa fiel uns jedoch auf, dass die Menschen aus Japan noch einmal auf einem ganz anderen Level unterwegs sind. Die Flugbegleiterinnen waren so zuvorkommend, wie ich es – glaube ich – noch nie zuvor erlebt habe.

Feedback: Ich habe die Doppelung „hier wird Anstand ist hier“ entfernt und den Satzbau etwas eleganter gestaltet. So wirkt der Einstieg runder und die Steigerung von Taiwan zu Japan klarer.

Bevor ich nach Japan reiste, dachte ich immer, diese besondere Höflichkeit sei nur eine Art „falsche Freundlichkeit“. Doch nach dieser Reise glaube ich, dass die Menschen sie wirklich leben. Zumindest wir als Reisende haben diese Haltung sehr genossen und absolut authentisch wahrgenommen. Das Mindset hat mich so sehr fasziniert, dass ich mir vorgenommen habe, ein Stück davon auch in unseren deutschen Alltag zu integrieren.

Der Flug selbst verlief ohne größere Zwischenfälle. Wir flogen durch die Nacht, überquerten die wenigen Kilometer des Pazifiks und landeten nach nicht einmal einer Stunde am Flughafen von Naha. Nur wenige Tage zuvor war dort nach einem Erdbeben eine Tsunami-Warnung ausgerufen worden – kein Wunder, denn der Flughafen liegt nahezu auf Meereshöhe.

Mit dem Taxi zu unserer japanischen Tiny-Wohnung

Die Immigration am Flughafen von Naha war schnell erledigt. Ganz anders der Kauf der SIM-Karten – der raubte uns einiges an Zeit und sollte uns sogar am nächsten Tag noch beschäftigen. Das Taxi zu unserem Airbnb hingegen war schnell gefunden. Ein älterer Taxifahrer brachte uns in seinem ebenso in die Jahre gekommenen Toyota Crown Comfort durch die beleuchtete Stadt. Und genau in diesem Moment begriff ich: Ich bin in Japan.

Schon da begann meine kleine Liebe zu den japanischen Taxis. Diese Autos haben zwar etliche Jahre auf dem Buckel, doch sie sind allesamt gepflegt bis ins Detail. Die Polster der Rückbank waren angenehm weich, das Armaturenbrett war voll mit nachgerüsteten Displays und allerlei kleinen Gadgets. Der eigentliche Clou aber: Die Fahrerinnen und Fahrer hatten einen mechanischen Hebel, mit dem sie die hintere Tür für ihre Gäste öffnen konnten.

Ich liebte es, in Japan Taxi zu fahren.

Als wir die Tür zu unserem Airbnb öffneten, waren wir zunächst erschrocken, wie klein die Wohnung war. Doch schnell merkten wir: Sie war praktisch eingerichtet. Direkt hinter der Tür befand sich der winzige Genkan (Eingangsbereich) – vielleicht ein halber Quadratmeter, gerade genug, um die Schuhe ordentlich abzustellen.

Von dort gelangte man in die kleine, aber vollkommen ausreichende Küche. Eine schmale Nische führte ins Badezimmer. Das Waschbecken war frei zugänglich, daneben gingen zwei weitere Türen ab: eine zur Toilette, die andere zur Dusche. Beides erinnerte eher an die Sanitäranlagen eines Wohnmobils als an die eines klassischen Badezimmers. Dennoch war alles in tadellosem Zustand – und, wie wir später verstanden, wohl typisch japanisch.

Hinter der Küche öffnete sich die Living Area. Dort standen ein Bett und ein kleines Sofa. Eigentlich hätte in den engen Raum wohl besser ein Futon gepasst als „richtige“ Möbel. Trotzdem gefiel es uns: ein festes Bett, eine Couch und sogar ein kleiner Tisch – für europäische Verhältnisse fast schon ein Luxus. Natürlich bedeutete das aber auch, dass wir uns nicht mehr so frei bewegen konnten.

Ein weiteres Highlight der Wohnung war der kleine Balkon. Möbel suchte man hier vergebens – und wir verstanden schnell, warum. In Japan wird der Balkon kaum zum geselligen Beisammensein genutzt, sondern vielmehr für Pflanzen oder zum Wäscheaufhängen. Schließlich könnte lautes Plaudern die Nachbarn stören.

Wir hielten die Tür ohnehin meistens geschlossen, da der Straßenlärm der vorbeifahrenden Autos zu laut war.

Trotzdem: Alles in allem war es eine wunderschöne, typisch japanische Wohnung, in der wir uns sehr wohlgefühlt haben.

Kein Mietwagen ohne übersetzten Führerschein

Okinawa ist definitiv nicht für seinen öffentlichen Nahverkehr bekannt. Lediglich in Naha kommt man in den Genuss, mit der S-Bahn zu fahren. Außerhalb der Stadt ist das Auto jedoch die beste Wahl, um die Insel zu erkunden. Also mussten wir uns einen Mietwagen organisieren. Bevor das möglich war, brauchten wir allerdings eine ins Japanische übersetzte Fahrerlaubnis. Mit dem internationalen Führerschein allein hat man hier nämlich keine Chance.

Da wir spontan nach Japan gereist sind, hatte ich natürlich keine Übersetzung im Gepäck.

Im Internet bin ich jedoch schnell fündig geworden: Es gibt Dienstleister in Deutschland, denen man seinen Führerschein als Kopie per Mail sendet. Dieser wird dann an eine Kontaktperson in Tokio weitergeleitet. Dort geht jemand mit der Kopie quasi zum „japanischen ADAC“ und lässt sie offiziell übersetzen. Anschließend wird das Dokument digital auf den Server von 7-Eleven hochgeladen. Die Zugangsdaten landen zurück beim deutschen Dienstleister – und von dort bei dir. Mit diesen Daten kann man dann in einem 7-Eleven am Drucker die japanische Übersetzung einfach ausdrucken.

Das Ganze ist natürlich kein Schnäppchen: Rund 80 Euro pro Führerschein werden fällig. Da wir wie so oft unter Zeitdruck standen, entschieden wir uns für die Express-Variante und legten noch einmal 50 Euro drauf.

Aber: Nach nicht mal 24 Stunden kam die Mail mit den Zugangsdaten, und ich konnte die Übersetzung problemlos bei 7-Eleven ausdrucken. Ein teurer Spaß – aber er hat funktioniert. Und irgendwie war es auch eine kleine Sternstunde der Digitalisierung und Globalisierung.

Mietwagen mieten mit Google Translate

Nachdem wir die Übersetzung des Führerscheins endlich in der Tasche hatten, stand der nächste Schritt an: einen Mietwagen-Verleiher finden. Über Google stießen wir auf einen kleinen, lokalen Anbieter und machten uns direkt auf den Weg dorthin.

So einfach, wie wir es uns vorgestellt hatten, war es allerdings nicht. Denn der Rental-Counter befand sich nicht etwa an einer Straße oder direkt am Parkplatz, sondern mitten in einer Mall. Nach einigen mit des Fragens und Suchens, wurde uns der Counter der Mietwagen-Firma gezeigt und tatsächlich hatte der Schalter auch schon geöffnet.

Mit der freundlichen Unterstützung der beiden Angestellten und dem Google Translator gelang es uns schließlich, einen Mietwagen für drei Tage zu buchen. Für unseren Aufenthalt auf Okinawa sollte das vollkommen ausreichen – die Insel ist ja überschaubar.

Offenbar war unser Gespräch erfolgreich, denn schon am nächsten Morgen konnten wir den Wagen abholen und uns aufmachen, die Insel zu erkunden.

Dabei merkten wir sehr schnell, wie wenige Menschen auf Okinawa tatsächlich Englisch sprechen. Doch das war überhaupt kein Problem – im Gegenteil. Die Menschen begegneten uns so hilfsbereit, freundlich und zuvorkommend, dass sich jede Sprachbarriere irgendwie überwinden ließ. Es war ein wunderbares Gefühl, in dieser Atmosphäre unterwegs zu sein.

Ein erfolgreicher Erstkontakt mit Japan

Schon innerhalb der ersten 24 Stunden in Japan – beziehungsweise auf Okinawa – merkten wir, dass die japanische Kultur etwas ganz Besonderes ist. Positiv besonders. Wir fühlten uns sofort wohl.

Es war noch sauberer und gleichzeitig organisierter als in Taiwan. Nicht, dass ich im Alltag großen Wert darauf lege – aber solche Dinge machen das Reisen unglaublich angenehm.

Da dies mein Erstkontakt mit Japan war, wurden direkt einige meiner Erwartungen und Klischees erfüllt: die charmanten Taxis, die allgegenwärtigen Schriftzeichen, die Tempel und traditionellen Häuser zwischen modernen Bauten, die klar strukturierten Straßen – und natürlich die Menschen, die all das mit Leben füllen. Zusammen ergab das ein ganz besonderes Gefühl.

Ich fühlte mich, als wäre ich in einem Anime oder Manga gelandet – ohne je zuvor ein Interesse dafür gehabt zu haben. Es war einfach fantastisch und machte Lust auf mehr. Auf noch viel mehr Japan.

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