
Saudi-Arabien ist ein Land voller Geschichte und kulturellem Erbe, das weit über seine modernen Wolkenkratzer und Ölfelder hinausgeht. Wer sich auf eine Reise durch das Königreich begibt, kann einige der faszinierendsten historischen Stätten der Welt entdecken. In dieser Hinsicht steht Saudi-Arabien anderen Ländern wie Ägypten, dem Sudan oder Jordanien in nichts nach.
Der Lebkuchen-Baustil auf der Arabischen Halbinsel
Schon in der Altstadt von Riyadh lassen sich die wunderschönen Lehmhäuser bestaunen. Nun kann man sich auf der Arabischen Halbinsel nicht irgendwelche Lehmhäuser ansehen, sondern Häuser mit vielen weißen Verzierungen. Dieses stylishe Element gibt den Häusern den unverwechselbaren Lebkuchen-Look und ist in vielen Teilen Saudi-Arabiens anzusehen – unter anderem auch in der Nähe von Riyadh.
Die traditionellen Lehmhäuser, die in Teilen Saudi-Arabiens noch heute zu sehen sind, gehören zum architektonischen Erbe der Region und sind seit Jahrhunderten Teil des Alltagslebens. Sie werden aus sonnengetrockneten Lehmziegeln errichtet, oft verstärkt mit Stroh oder Palmfasern, und zeichnen sich durch ihre hervorragende Wärmeregulierung aus – im Sommer bleiben die Räume angenehm kühl, im Winter speichern sie die Wärme. Die weißen Verzierungen, die an Zuckerguss erinnern, sind nicht nur dekorativ, sondern hatten früher auch symbolische Bedeutung: Sie standen für Wohlstand und handwerkliches Können. Diese Bauweise findet sich vor allem in den Regionen Najd und Asir, wo sie an das heiße, trockene Klima angepasst wurde. Heute gelten viele dieser Häuser als schützenswertes Kulturgut und werden in Restaurierungsprojekten liebevoll erhalten.
Diriyah – Die Wiege des Königreichs Saudi-Arabien
Genau solche Häuser kann man in Diriyah bestaunen. Vor der Reise wussten wir noch nicht viel über Saudi-Arabien. Und das ist durchaus typisch für uns: Erst einmal ohne große Recherche ins Land reisen, um sich unterwegs Wissen aus erster Hand anzueignen und jeden Tag etwas Neues zu lernen.
Vor dieser Reise hatte ich keinerlei konkrete Vorstellung von der Kultur und Geschichte Saudi-Arabiens – außer, dass es eines der wenigen Länder ist, die gleich dreimal den Buchstaben A im Namen tragen.
Diriyah, gelegen in der Nähe der heutigen Hauptstadt Riyadh, ist der Geburtsort des ersten saudischen Staates. Hier schlossen Muhammad Saud und Muhammad Abd al-Wahhab um 1744 ein Bündnis – und im Handumdrehen war der erste saudische Staat gegründet.
Dies war jedoch lediglich der erste von insgesamt drei verschiedenen Staaten auf dem Gebiet des heutigen Saudi-Arabiens. Das heutige Königreich existiert erst seit 1932.
Diese historische Stätte bietet einen faszinierenden Einblick in die frühe Geschichte des Hauses Saud und die Ursprünge der wahhabitischen Bewegung.








Der restaurierte Bezirk Al-Turaif, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist ein Muss für jede und jeden, der das Land bereist.
Man taucht hier direkt in das fast 300 Jahre alte Saudi-Arabien ein. Stundenlang kann man durch dieses wunderschöne, gepflegte Freilichtmuseum spazieren und hinter jeder Ecke etwas Neues und Interessantes entdecken. Es ist einfach ein malerisches Dorf, in dem man auch einige spannende Ausstellungen besuchen kann. Am Eingang der Anlage gibt es zudem verschiedene Restaurants, Shops und natürlich auch Toiletten.





Ushaiqer – Die frühere Wirkungsstätte des Saudi-Gründers
Wem Diriyah zu touristisch und zu herausgeputzt ist, der oder die sollte in das zwei Stunden von Riyadh entfernte Ushaiqer fahren. Dieses Dorf ist zwar offiziell als Freilichtmuseum ausgewiesen, wirkt aber noch sehr ursprünglich – und es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis es mit Diriyah vergleichbar ist.
Derzeit gibt es hier nur wenige restaurierte Häuser; die meisten sind noch in ihrem ursprünglichen Zustand oder, um es anders auszudrücken, kurz vor dem Verfall. Dennoch wurden bereits einige Gebäude liebevoll instand gesetzt. Es gibt einen kleinen Basar, auf dem sich Plastikpuppen tummeln, die scheinbar miteinander verhandeln. In manche Häuser kann man hineingehen, sofern sie geöffnet sind.











Wir hatten wieder einmal großes Glück: Ein Mann sprach uns an, ob wir nicht sein Haus bzw. sein kleines Museum besichtigen wollten. Natürlich sagten wir zu und bekamen eine persönliche Führung durch ein altes saudisches Wohnhaus. Wir konnten sehen, wie Datteln über mehrere Monate gelagert wurden oder wie in diesen Häusern gekocht wurde. Englisch sprach er leider nicht, doch mit Händen, Füßen und einem Lächeln konnten wir uns sehr gut verständigen.
So – oder zumindest so ähnlich – mussten die Gründer des ersten saudischen Staates gelebt haben. Denn in diesem Ort wuchs Muhammad Abd al-Wahhab auf.
Lohnt sich der Besuch dieser zwei Orte?
Auf jeden Fall: Wer auf gute Infrastruktur steht, sollte Diriyah besuchen. Wer mehr Ursprünglichkeit sucht, sollte ebenfalls Diriyah besuchen – und danach unbedingt auch Ushaiqer einen Besuch abstatten.
In Ushaiqer fühlt man sich fast wie auf einem kleinen Abenteuer, wenn man durch die verstaubten und teils zerfallenen Gassen läuft. Hinter jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken – und es würde nicht überraschen, wenn einem plötzlich Indiana Jones entgegenkäme.
Beide Orte sind zu 100 % einen Besuch wert, und du solltest sie unbedingt auf deine Roadmap für Saudi-Arabien setzen. Schon allein der Roadtrip nach Ushaiqer lohnt sich: Immer wieder kreuzt man größere und kleinere Wüsten. Von hier bietet es sich an, der Straße weiter nach Norden zu folgen, um nach Buraidah zu gelangen.