Verlassene Pfade sind wohl der Traum eines jeden Wanderers. Wer von euch bekommt keine schlechte Laune, wenn er zig Menschen auf seiner Tour begegnet?
Genau aus diesem Grund versuche ich immer, verlassene Pfade in sehr ruhigen Gegenden zu finden. Das ist natürlich nicht immer möglich und meist sind die Wege auch nicht ganz so verlassen, wie ich mir es wünschen würde. Aber dennoch gibt es immer genügend Touren, bei welchen man sehr einsam unterwegs ist und lediglich mit ein paar heimischen Bergwanderern teilt.
Solche Wanderungen enden nicht auf der Zugspitze, dem Großglockner oder der Wildspitze – sondern viel eher steht man dann auf dem Gipfel des Pirchkogels.
Als ich vor mehreren Jahren ein ruhiges Wandergebiet auf der Landkarte suchte, stieß ich das erste Mal auf das Sellrain Tal.
Das Tal hat das große Glück, dass es von sehr bekannten alpinen Regionen – wie dem Stubai, dem Ötztal oder dem Pitztal – umgeben ist und sich somit nur wenige Touristen in dieses Tal verirren.
Lediglich den Wintersportlern wird dieses Tal ein Begriff sein, da am Ende des Tals der Skiort Kühtai gelegen ist. Dieser Ort zieht in jeder Wintersaison viele Menschen an, die dem Skisport verfallen sind.
Im Sommer findet man hier allerdings nahezu wilde Pfade. Während sich über die Passstraße Motorräder, Autos und natürlich auch Radfahrer quälen, kann man am Berg die Ruhe der Natur genießen.
In früheren Zeiten konnte man noch direkt in Kühtai auf 2000 m Höhe im Auto übernachten. Allerdings las ich in den letzten Jahren immer wieder Berichte auf den gängigen Plattformen lesen, dass die österreichische Polizei ihre Aufgabe sehr ernst nimmt und Wildcampern eine saftige Strafe auferlegt sowie einen sofortigen Platzverweis ausspricht. Dies auch alles gern 23.00 Uhr.
Aus diesem Grund bin ich von meinem legalen Stellplatz angereist und habe versucht, den Hauch eines Pfades, welcher auf der Karte eingezeichnet ist, im Reallife zu finden. Mehr oder weniger habe ich einen Trampelpfad gefunden und von nun an ging es bergauf.
Immer wieder querte ich eine schmale Skipiste und mochte mir gar nicht ausmalen, welcher Trubel hier im Winter herrscht.
Über grüne Wiesen und felsige Wege ging es dem Gipfel empor. Am Gipfel angekommen, eröffnete sich nahezu an Meer aus Felsen. Der Hauptgipfel zeigt sich eher schroff. Der Nebengipfel eröffnet einen großartigen Blick über die Alpen in Richtung norden.
Auf dem Gipfel verbrachte ich eine halbe Ewigkeit. Da ich wusste, dass dies wahrscheinlich der letzte Gipfel für mich im Jahr 2021 sein würde. Und so war es dann auch.
Nach etwa zwei Stunden Chillen auf dem Berg, ging es für mich wieder ins Tal. Es war ein wunderbares Erlebnis. Die Wanderung war sehr einfach. Kopf ausschalten, die Natur genießen und einfach im flotten Schritt den Berg hinauf. Das ist ein Tag, ganz wie ich es mir vorstelle.
Von daher hoffe ich, dass das Jahr 2022 noch einige mehr solcher Tag zu bieten hat.