Wenn man seinen Freunden oder dem Personal im lokalen Supermarkt zwischen der Sojamilch und dem Katzenfutter erzählt, dass man nach Vietnam fährt, denken die freundlichen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter sicherlich als erstes an die begrünten Felsformationen, die aus dem azurblauen Wasser ragen und von vielen kleinen asiatischen Booten umfahren werden. (Neben dem werden sie sich natürlich ärgern, dass man für mindestens 14 Tage den Supermarkt nicht besuchen kann.)
Und tatsächlich ist die Ha Long Bucht eins der Highlights, die man auf einer Vietnamreise gesehen haben sollte. Im Voraus haben wir jedoch überlegt, ob wir den Trip zur dieser populären Bucht im Golf von Tonkin überhaupt unternehmen sollten.
Die Meinung von verschiedenen Reisenden war geteilt, einerseits wurde die Ha Long Bucht von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und andererseits werden wir nicht einzigen Besucher sein, die sich diese wunderschöner Bucht ansehen wollen.
Warum wir nun doch zur Ha Long Bucht gefahren sind und was damit eine kleine Gruppe hipper Australier zu tun hat, gibt es hier zu lesen.
Den Trip von Hanoi aus organisieren
Wie schon im letzten Blogpost zur Region rund um Tam Coc, waren wir während unserer Reise durch Vietnam gesundheitlich leicht angeschlagen und haben uns vielleicht das ein oder andere Mal zu viel ausgeruht, statt den Verlauf der Reise zu organisieren.
So war unser Trip zur Ha Long Bucht leider ohne einer Übernachtung in einem traditionellen Dorf und einer kleinen, privaten Bootstour durch die wunderschöne Landschaft.
Sondern es war eine fertige Tour, die wir zwei Tage vorher im Zentrum von Hanoi in einer lokalen Reiseagentur gebucht haben.
An sich hatten alle von uns besuchten Agenturen die selben Touren im Angebot. Die Preise und die angefahrenen Sehenswürdigkeiten ähnelten sich ebenfalls.
Folgende Touren gab es in jeder Reiseagentur, welche sogar mit den selben neutralen Prospekten angepriesen wurden.
- Standard Tour (größeres Schiff, günstig)
- „Luxus“ Tour (kleines Schiff, ca. 20 bis 30 Personen, etwas teurer)
- Touren mit Übernachtung auf dem Schiff (kleines Schiff, ca. 20 Personen, 1 bis mehrere Nächte, dementsprechend teurer)
Wir haben uns für die sogenannte Luxus Tour entschieden. Wir wurden vor der Oper von Hanoi abgeholt. In einem kleinen Bus wurden wir dann an den Hafen für die Ausflugsboote der Ha Long Bucht gefahren. Nach der Tour ging es wieder zurück nach Hanoi. Auf dem Rücktransfer fuhr der Bus so, dass viele Touristen an ihrer Unterkunft aussteigen konnten.
Kosten (Transfer inkl. Essen und zzgl. Getränke): ca. 75 EUR pro Person
Ha Long Bay in 5 Stunden
Als wir mit dem Bus angekommen sind, bekamen wir unsere Tickets für das Boot. Wir liefen durch ein großes Hafengebäude, welches Ende Oktober nahezu leer gewesen ist und stiegen auf unser Schiff.
Auf diesem waren die Tische schon für das Mittagessen eingedeckt und nachdem das Schiff abgelegt hat, wurde das Essen serviert.
Was mich dabei gestört hat (jedoch ganz logisch ist), dass wir uns den Tisch mit fremden Touristen teilen mussten. Wir saßen zu sechst am Tisch und irgendwie bin ich dann doch lieber für mich. Dieses aufeinander Hocken stört mich generell – auch im ganz alltäglichen Leben.
Wider meinen Erwartungen verteilten sich die 20 bis 30 Menschen jedoch ganz gut auf dem Schiff, so dass man die Zeit für sich genießen konnte. Lediglich zu den Mahlzeiten und vor bzw. nach einem Stopp saßen wir im unteren Teil des Schiffes alle zusammen.
Rückblickend sind Begegnungen mit Menschen immer toll. Egal, ob es einheimische Menschen sind oder die Hockey-Gruppe bestehend aus 6 Australiern, das israelische Pärchen oder der amerikanische Alleinreisende. Jede Begegnung hat etwas Einprägsames und Gewinnbringendes für sich. Hier muss ich auf jeden Fall offener werden, um mir Chancen auf ein tolles Gespräch und neue Eindrücke nicht entgehen zu lassen.
Die Thien Cung Höhle
Auf dem Weg zur Thieng Cung Höhle sind wir an den berühmten Felsen „The Kissing Rocks“ vorbeigefahren. Leider habe ich es hier verpasst, die Kamera zu zücken und die küssenden Felsen auf einem Foto festzuhalten.
Vor der Thien Cung Höhle konnte man sehen, für wie viele Menschen dieses Gebiet der Ha Long Bucht ausgelegt ist. Bei unserem Besuch lagen nur 2-3 Schiffe an und trotz dessen war es wahnsinnig voll auf dem Weg zur Höhle und in der Höhle.
Mensch an Mensch schlängelte sich einen lange Menschenschlange den Berg hinauf zum Eingang der Höhle. Spots, an denen man einen schönen Blick auf das Wasser hatte, waren von voll bzw. man musste ich sich in eine Warteschlange einordnen.
In der Höhle angekommen, zeigte sich das ganze Ausmaß: Sie ist riesig und beeindruckend. Der Weg schlängelt sich sehr weit in die Höhle hinein. Nach jeder Kurve ist man erneut erstaunt, wie schön (teils auch kitschig) die Höhle beleuchtet ist. Wir hatten das Glück, dass wir uns schnell an das Ende der Menschenmenge fallen lassen haben und dadurch ist es etwas ruhiger gewesen.
Ach, die Australier: Sie sind die Treppe zu Höhle gerannt, um die ersten in der Selbigen zu sein. Und das alle nur dafür, um danach das zwei, drei Bier zu trinken, während die anderen noch in der Höhle sind. Ich habe gelernt, dass die Menschen in Australien ihr Leben wohl sehr effektiv gestalten.
Das große Paddeln im Eiltempo
Das nächste Highlight ließ nicht lange auf sich warten. Nach nur wenigen Bootsminuten kamen wir am nächsten Schiffsanleger an. Hier hatten wir die Wahl zwischen der Möglichkeit, in einem Kanu zu paddeln oder sich mit einem 6 bis 8 Personen-Boot fahren zu lassen. Wir entschieden uns für zweitere Alternative.
Auf dem Schiffsanleger war es sehr eng und sehr stressig. Man wurde regelrecht zur ersten Station geschoben, es wurde einem eine Schwimmweste in die Hand gedrückt. Danach wurde man auf ein Boot geschubst und es ging los. Insgesamt legten wir einen Weg von 200 bis 300 Metern zurück.
Zuerst ging es durch eine Art Grotte. Ja, sie ist schön gewesen, aber die Massen an Booten und Kanus mit den entsprechenden Menschen machte die schöne Natur irgendwie kaputt.
Angekommen in der Bucht hinter der Grotte sind alle Boote einen großen Kreis gefahren, so dass jeder Passagiervdie Bucht von allen Seiten betrachten konnte. Außerdem gab es das obligatorische Schaukeln des Bootsführers … dies hat er so lange gemacht, bis die erste Touristin gelacht hat.
Nach etwas 5 Minuten ging es zurück auf an den Anleger. Hier fand das gleiche Prozedere, welches eher an eine hektische Evakuierung erinnerte als an einen Ausflug, rückwärts statt.
Auf diesen Programm-Punkt hätte ich ohne Probleme verzichten können. Hier wäre ich lieber noch eine Runde durch die Ha Long Bucht gefahren und hätte die schöne Landschaft vom Oberdeck genossen.
Wem es sehr schwer gefallen wäre, auf diesen Programmpunkte zu verzichten? Es wäre der Hockey-Kater aus Australien gewesen. Sie haben die Chance genutzt, ihre eigene Version von Takeshis Castle auf ihren Kanus zu spielen. Sie stellten sich auf ihre Boote und versuchten, sich gegenseitig ins Wasser zu schubsen. Dank der unübertreffbaren Lautstärke, bekamen wir es alle mit.
Dank diese Situation habe ich gelernt, wie gern die Australier doch andere Menschen unterhalten. Sie sind wahre Entertainer.
Eine schwere Entscheidung auf der Ti Top Island
Der letzte Stopp ist die Ti Top Insel gewesen. Vor dem Anlegen musste sich jeder Passagier entscheiden, ob er auf den Gipfel der Insel laufen möchte (ca. 15 Minuten) oder ob lieber im Südchinesischen Meer baden möchte.
Da ich die Drohne mit hatte, konnte ich mich mit einem ruhigen Gewissen für das Baden entscheiden. Für den überwältigenden Ausblick auf die vielen Inseln war die Drohne verantwortlich.
Zum Baden gibt es nicht viel zu erzählen. Es war nass, aber schön. Zwar war der Badebereich durch Seile und Bojen beschränkt, aber es war trotzdem lohnenswert, sich abzukühlen. Während des Badens hatte man einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang.
Als die Drohne ihre maximal legale Höhe erreicht hat, sah man, wie viele kleine Schiffe vor der Insel anlagen. Teils waren es Schiffe der Tagesausflügler, aber auch größere Schiffe für die Menschen, die sich einen Mehrtagestour gebucht haben.
Die Australier haben mir bei diesem Landgang gezeigt, dass sie bei der Buchung nicht ganz aufgepasst haben. Sie waren sehr überrascht, dass wir einen Bade-Stopp einlegten. Sie hatten kein Handtuch und keine trockenen Wechselsachen. Aber alles halb so wild, auf das Baden verzichteten sie nicht … irgendwann wird auch die nasseste Hose wieder trocken.
Last but not least: Der Sonnenuntergang in der Ha Long Bay
Nach dem kurzen Besuch der Ti Top Island ging es zurück auf das Boot und der Kapitän hat den Kurs in Richtung Hafen gesetzt. Es gab noch einen kleinen Snack, bevor wir die Sonnenuntergangsstimmung auf dem Oberdeck genießen konnten.
Die Stunde des Sonnenuntergangs war auf jeden Fall ein Highlight des Ausfluges. Von Minute zu Minute wanderte die Sonne immer näher Richtung Horizont, das Schiff fuhr im gemächlichen Tempo an den zahlreichen Felsen vorbei und eine milde Brise versuchte mir, meine Mütze von meinem Kopf zu wehen. Es war einfach schön und vielleicht auch ein wenig unvergesslich.
Unvergesslich war auch, wie die Australier sich mit dem ultra-netten Guide Jack unterhielten und ihm ihre Telefonnummern aufschwatzen wollten. Aber hey, nun habe ich gelernt, wie kommunikationsfreudig die Menschen in Australien sind.
Kann ich den One Day Trip in die Ha Long Bucht weiterempfehlen?
Für den Fall, dass ich wieder unter Zeitknappheit leide – dann auf jeden Fall. Es war wirklich schön, trotz aller Nachteile solch einer Tour. Es war unvergesslich und jeder bezahlte Euro ist es wert gewesen.
Natürlich ist es immer schöner, mehr Zeit zu haben. Solltest du mehr Zeit haben, würde ich dir empfehlen, eine Mehrtagestour zu unternehmen. Vielleicht findet man ja vor Ort einen Veranstalter, der solche private Touren mit Übernachtung anbietet?!
Dadurch eröffnet sich auch die Möglichkeit, die Küstenregion der Ha Long Bucht näher kennenzulernen.
Aber was haben die Australier mit diesem Ausflug zu tun?
Schon als wir gegen 9.00 Uhr am Startpunkt – dem Opernplatz in Hanoi – ankamen, fiel uns eine Gruppe jüngerer Herren mit viel zu kurzen Hosen und viel zu guter Laune bei dieser Wärme auf. Schnell war uns klar, dass wir wahrscheinlich das Glück haben, dass diese Bierkönige bei uns im Bus sein werden. Und so war es dann auch …
Aber letztlich hatten wir an jeder Station des Ausflugs etwas zu lachen. Egal, ob es beim Paddeln, beim Mittagessen oder bei der Badepause war. Genau dieses kleine – aber laute – Teilchen hat den Ausflug zu dem gemacht, der er werden sollte. Er war dann doch irgendwie unvergesslich. Somit geht ein großes „Thank you guys“ nach Australien – zu den sechs Herren, die wahrscheinlich ihre viel zu engen Shorts an haben, ein Bier trinken und sich über ihre „hinten lang und vorn kurz“ Frisur genießen während sie sich freudig an unseren gemeinsamen Ausflug an die Ha Long Bucht erinnen.
BTW: Wir haben unsere Freunde nochmals auf dem Flughafen während unserer Heimreise gesehen. Gesehen trifft es natürlich nicht ganz. Erst gehört und danach gesehen. Sie sind sich also ihrem Motto treu geblieben.