Eigentlich sollte es in meiner ersten Urlaubswoche wieder in die Berge gehen. Ich nutze diese drei bis vier Tage immer dazu, um ganz umbekümmert Touren zu unternehmen und die Berge zu genießen.
Dieses Jahr kam es jedoch ganz anders als geplant.
So bestieg ich nicht die höchsten Berge Deutschlands, sondern erklomm die höchsten Gipfel des Erzgebirges mit dem Mountainbike.
Corona und der Hype „Vanlife“
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Einerseits tippe ich diesen Text während der Corona-Zeit – das Reisen ist stark eingeschränkt. Andererseits habe ich letztes Jahr schon gemerkt, dass das Freistehen in Oberbayern, genau im Werdenfelser Land, zu Hauptsaison sehr eingeschränkt war.
Das Bergerlebnis war fantastisch, das Freistehen jedoch eher so mittel. Nichtsdestotrotz wäre ich liebend gern wieder in meine zweite Heimat gefahren.
Das Gute liegt manchmal ganz nah
Die liebsten Unternehmungen im Alltag sind für mich Touren, welche direkt vor der Haustür starten. Das heißt, man braucht kein Auto oder andere Verkehrsmittel.
Gestartet wird direkt am Wohnort. Somit ist Anteil der Bewegungszeit an der zu investierenden Gesamtzeit maximal, da die oftmals langwierige Anfahrt entfällt.
Ein Mikroabenteuer im heimischen Erzgebirge
Ich jedoch hatte Urlaub und somit nahm ich gern die knapp 80 Minuten Anfahrt in Kauf.
Auf Komoot habe ich mir zuvor eine Tour herausgesucht und nach meinen Belieben abgeändert.
Es sollte über die zwei „Big Summits“ des Erzgebirges gehen:
über den …
- höchsten Berg des Erzgebirges – Klinovec / der Keilberg (1244 m)
- höchsten Berg Sachsens – der Fichtelberg (1215 m)
Die Wettervorhersage war an diesem Tag hervorragend. Es waren keine Niederschläge, eine moderate Temperatur von 22°C und eine lockere Bewölkung angekündigt.
Ausgangsort für meine 60km Tour war Oberwiesenthal. Als erstes Stand der Fichtelberg auf dem Radfahr-Menü. Dieser Hügel, im Vergleich zu den Gipfel der Alpen, war schnell erklommen.
Am Gipfel angekommen, bemerkte ich, dass ich nicht als Einziger die Idee hatte, die tolle Aussicht zu genießen. Also stürzte ich mich nach den obligatorischen Fotos in die Abfahrt.
Auf mich wartete die Tschechische Republik und der Keilberg. Bevor es in den humanen Anstieg ging, drehte ich eine Runde durch das tschechische Hinterland.
Es war wunderschön! Ich weiß nicht woran es liegt, aber man merkt sofort, dass man im Ausland ist und somit steigt der Abenteuerfaktor ins fast unermessliche an.
Der Keilberg war ebenso schnell erklommen. Auf tschechischer Seite bot sich das gleiche Bild wie auf dem Fichtelberg: Menschen, Menschen, Menschen.
Nach einer kurzen Stärkung ging es in die Abfahrt, um die letzten Kilometer in Angriff zu nehmen.
Eine Sahnebonbon hat der Keilberg: Die Abfahrt führt größtenteils auf einem Trail des Bikeparks entlang. Hier kommt man noch einmal richtig in den Flow.
Einen weitere Besonderheit des Keilbergs ist es, dass man mit dem Camper die Nacht verbringen kann.
Somit konnte ich die letzten Höhenmeter zurück nach Oberwiesenthal mit einem Lächeln zurücklegen.
Am Auto angekommen, haben sich die Beine langsam bemerkbar gemacht. Schließlich standen 1300 Höhenmeter auf der Uhr.
Zurückblickend hätte ich nicht gedacht, dass mir diese Tour soviel Spaß machen würde. Ich kannte die Region schon von vielen Radrennen. Aber irgendwie hat man damals die Schönheit gar nicht so wahrgenommen.
Fazit: Schnappt euch eure Turnschuhe, eure Wanderschuhe oder euer Rad und erkundet einfach einmal eure nähere Umgebung.
Ich denke, überall auf der Welt lohnt es sich, direkt vor der Haustür zu starten.