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In 80 Tagen um die Welt – Wie wir von Medina in Saudi-Arabien fast nach Pakistan gereist wären

Unser Roadtrip durch das zauberhafte Saudi-Arabien neigte sich langsam dem Ende entgegen. Mit unserem chinesischen Mietwagen steuerten wir Kurs Süden.

Seit mehreren Stunden lotste uns Google Maps zur zweitheiligsten Moschee der Welt: Medina. Vor unseren Augen rauschte ein Panorama aus endloser Wüste, schroffen Gebirgen und kleinen Ortschaften vorbei, die kaum erkennbare Infrastruktur besaßen.

Hin und wieder begegneten uns Menschen, die mit Eseln oder Fahrrädern der sengenden Hitze trotzten und sich die Straße mit uns sowie den anderen Autos und LKWs teilten. „Einsamkeit“ – kein Begriff beschreibt diesen Abschnitt unserer Grand Tour besser.

Doch die verwunschene Stille löste sich nach und nach auf. Je näher wir den Stadttoren von Medina kamen, desto häufiger passierten wir kleinere Ortschaften und schließlich ganze Städte. Und dann lag sie vor uns: Medina – eine Stadt, die mich vollkommen vereinnahmte. Noch nie zuvor hatte ich einen spirituellen Ort in solch einer Größe erlebt.

Aber wie so oft wäre selbst dieser magische Ort nur halb so schön, wenn er menschenleer wäre. Welche faszinierenden Begegnungen wir in der Stadt der Prophetenmoschee hatten, erzähle ich dir im nächsten Blogpost.

Medina und seine Pilger bzw. Pilgerinnen verzaubern

Nach einigen Stunden Fahrt von Al Ula erreichten wir schließlich die Stadtgrenzen von Medina. Hier erwartete uns das pure arabische Leben: dichte Autokolonnen, flirrende Hitze, geschäftige Straßen – und zum ersten Mal die unzähligen Pilger, die Medina als Ziel ihrer Haddsch-Reise gewählt hatten.

Neben Mekka, dem heiligsten Ort des Islams, ist Medina für viele Muslime ein fester Bestandteil ihrer Pilgerfahrt und damit von größter Bedeutung. Nach einiger Suche fanden wir einen Parkplatz für unseren Mietwagen; von dort waren es nur wenige Minuten zu Fuß bis zur Prophetenmoschee (Al-Masjid an-Nabawi).

Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu. Eingebettet in eine eindrucksvolle Gebirgslandschaft, lag die Stadt nun in einen goldenen Lichtschleier gehüllt – ein Anblick, der uns sofort verzauberte.

Wir reihten uns in den Strom der Pilger ein und folgten ihnen zu Fuß Richtung Moschee. Schon bald sprach uns ein freundlicher Passant an und machte meine Freundin mit einem Lächeln darauf aufmerksam, dass sie spätestens am Eingang der Moschee ein Kopftuch tragen sollte. Seine Worte waren nicht als Anweisung gemeint, sondern ausgesprochen höflich – eine Geste echter Rücksichtnahme.

Je näher wir der Moschee kamen, desto mehr Menschen strömten auf die Straßen, viele in ihren schönsten Gewändern. Wir waren mittendrin in einem bewegenden, fast feierlichen Treiben.

Auf einmal standen wir vor der Prophetenmoschee – umgeben von tausenden Gläubigen

Überraschend bogen wir um die letzte Kurve – und plötzlich stand sie vor uns: die heilige Moschee von Medina. Ein weitläufiger Platz führte zu ihren Eingängen. Überall waren prachtvolle Teppiche ausgebreitet, auf denen die Gläubigen beteten, aßen, sich ausruhten oder einfach ein Nickerchen hielten.

Trotz der Intensität des gelebten Glaubens herrschte auf diesem Gelände eine erstaunlich friedliche und berührende Atmosphäre. „Atemberaubend“ und „faszinierend“ beschreiben meine Gefühle in diesem Moment wohl am besten.

Was kann uns eigentlich ChatGPT über diese Moschee erzählen?

Die Moschee des Propheten in Medina ist quasi das VIP-Zelt des Islam, direkt nach der Moschee in Mekka. Ursprünglich hat Prophet Muhammad diese heilige Stätte quasi eigenhändig zusammengezimmert, nachdem er 622 n. Chr. nach Medina gezogen ist – sozusagen der ultimative „Ich bin dann mal weg“-Moment. Heute ist sie ein spirituelles Powerhouse, wo Menschen aus aller Welt zusammenkommen. Und das Highlight? Das Grab des Propheten Muhammad befindet sich mitten in der Moschee – also, wenn du schon mal da bist, schau auf jeden Fall vorbei und sag Hallo! Architektonisch ist das Ganze natürlich auch ein echter Hingucker, mit modernen Erweiterungen, die jedem Instagram-Filter trotzen.

Ab in die Moschee oder …

Für Menschen, die nicht dem Islam angehören, ist es leider verboten, die Moschee zu betreten. Wir konnten sie also nur von außen betrachten – und das hat mir vollkommen gereicht. Es gab unendlich viel zu beobachten. Für viele Pilgerinnen und Pilger war der Besuch sichtbar einer der bedeutendsten Momente ihres Lebens. Sie waren festlich gekleidet, sangen, beteten konzentriert und achteten auf jedes Detail ihrer Gebete. Schließlich möchte man hier, in dieser heiligen Moschee, so fehlerfrei wie möglich beten – und jede Geste zählt. Denn an diesem Ort besitzt das Gebet eine vielfach höhere Wertigkeit als das Gebet, das man zuhause in Richtung Allah spricht.

Immer wieder trafen neue Reisegruppen ein, die den Platz betraten und versuchten, Einlass in die Moschee zu finden, um ihre Gebete abzuhalten. Auf dem Vorplatz herrschte eine so dichte, eindringliche Stimmung, dass mir noch heute die Worte fehlen.

In manchen wenigen Reiseberichten liest man, dass Nicht-Muslime trotz des Verbots unbehelligt durch die Tore gehen könnten. Wir jedoch entschieden uns aus Respekt gegenüber den Gläubigen dagegen – und beobachteten das Geschehen von außen. Auch durch den Zaun bot sich ein unvergesslicher Blick auf das religiöse Treiben. Ein Anblick, der wunderschön und zutiefst bewegend war.

Und was hat es nun mit diesem „Pakistan“ auf sich?

Als wir dicht am Zaun standen, die Menschen beobachteten und all die Eindrücke aufnahmen, sprachen uns plötzlich zwei freundliche Herren an. Aamir und Imran, beide aus Pakistan, waren gerade auf der Haddsch, der islamischen Pilgerfahrt nach Mekka, und machten nun Station in Medina, um hier ebenfalls zu beten. Der Grund dafür liegt auf der Hand – ich habe ihn bereits zuvor beschrieben: An diesem Ort besitzt jedes Gebet eine vielfach größere Bedeutung. Es wäre also fast fahrlässig, nicht auch in Medina zu beten.

Die beiden Männer waren sichtlich begeistert, mit uns ins Gespräch zu kommen. Im Laufe unserer sehr netten Unterhaltung erzählten sie, dass sie schon mehrfach in Medina gewesen seien – aber noch nie westliche Besucher direkt vor der Moschee getroffen hätten.

Ihre Freude – die natürlich auf Gegenseitigkeit beruhte – führte zu unzähligen Selfies mit uns und sogar ein paar spontanen Anrufen bei Freunden und Verwandten. Kurz darauf stießen auch die restlichen Familienmitglieder von Imran und Aamir dazu, und die Fotosession ging munter weiter. Wir posierten in allen möglichen Personenkombinationen und unterhielten uns fröhlich, begleitet von vielen lachenden Gesichtern. Ach, können Menschen schön sein!

Wir erzählten von unserer Reise, unserem Alltag in Deutschland und unseren Berufen. Zum Abschied luden sie uns herzlich ein, sie eines Tages in Pakistan zu besuchen. Es sei ein wunderbares Land zum Reisen, meinten sie, und sie würden sich sehr freuen, uns dort willkommen heißen zu dürfen.

Meine Zusage hatten sie sofort – schließlich steht Pakistan ohnehin schon auf meiner Travel-Bucket-List, und zwar gar nicht so weit unten. Bevor ich allerdings den Rucksack für diese Reise packen kann, brauche ich noch ein wenig Überzeugungsarbeit bei meiner Freundin.

Wie auch immer: Wir verabschiedeten uns mit einem breiten Grinsen. Ich bin sicher, dass auch unsere beiden neuen Freunde heute noch gerne von dieser Begegnung mit den „zwei Deutschen vor der Prophetenmoschee“ erzählen. Und ich selbst freue mich bis heute, wenn ich daran denke – oder, wie jetzt, darüber schreibe.

Hat sich der Weg gelohnt?

Natürlich – auch dieser Weg nach Medina hat sich gelohnt. Viel haben wir von der Stadt nicht gesehen, außer dem Vorplatz der heiligen Prophetenmoschee und einigen Eindrücken vom Gelände, die wir von außen erhaschen konnten.

Unvergesslich wurde das Erlebnis jedoch vor allem durch die Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Die Gläubigen strahlten eine tiefe Spiritualität und zugleich eine bemerkenswerte Ruhe aus, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Und dann war da natürlich auch die wunderbare Bekanntschaft mit Aamir, Imran und ihren Familien.

Wie so oft sind es die Begegnungen mit Menschen, die den entscheidenden Unterschied machen – sie verwandeln Augenblicke in unvergessliche Erinnerungen.

Danke, dass wir diesen Weg gehen durften – und ihn mit so netten Menschen teilen konnten. Er hat sich gelohnt.

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