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In 80 Tagen um die Welt – Shawerma, flanieren und Datteln in Jeddah

Unser Roadtrip durch Saudi-Arabien neigte sich so langsam dem Ende, als wir spät am Abend durch die Stadtgrenzen von Jeddah überquerten. Was war es für ein Tag?

Am Morgen starteten wir noch in der Wüste von Al Ula, am späten Nachmittag lernten wir die zwei Männer mit ihren Familien aus Pakistan kennen und nun suchten wir unsere Wohnung in der Stadt, die auch als das Tor nach Mekka bekannt ist.

Jeddah hat viel zu bieten: Einerseits kann man hier in verschiedenen Stadtteilen das arabische Leben beobachten, man kann durch den historischen Stadtteil Al Balad spazieren oder an der Corniche von Jeddah – der wunderschönen Strandpromenade zum Roten Meer – flanieren und den Sonnenuntergang bei einem leckeren Tee genießen.

Wir verbrachten vier Tage in Jeddah und haben einiger dieser Highlights kennengelernt, die man durchaus auch an einem Tag bestaunen kann.

Lage, Lage, Lage … der Unterkunft und das Verkehrschaos zur Rush-Hour

Wir haben sehr lokal gewohnt und leider auch komplett außerhalb des Zentrums. Jeddah erstreckt sich über eine riesige Fläche und wächst quasi täglich. Wie so oft, haben wir uns auch bei der Lage unserer Unterkunft nicht weiter informiert.

Wichtig war uns, dass wir nach der langen Fahrt von Al Ula über Medina nach Jeddah nicht mehr durch die ganze Stadt fahren müssen. Außerdem hielten wir es für praktisch, dass wir irgendwie in der Nähe des Flughafens wohnen, um vor unserer Weiterreise nach Indien möglichst kein Vermögen in die Taxifahrt zum Flughafen investieren zu müssen.

Dies hatte unsere Wohnung erfüllt. Aber leider hatten wir es sehr weit in das historische Zentrum Al Balad und zur Küste des Roten Meeres.

Und eins ist sicher: Der Verkehr in Jeddah ist übel. Wir sind durchaus eine Stunde durch Jeddah gefahren, um am Abend wieder in unsere Wohnung zu kommen. Stau, stockender Verkehr und wirre Routenführung sind Stichworte, durch welche unsere Heimfahrten geprägt war. Oft lagen zahlreiche Straßen parallel zueinander. Somit hatte es die Navigations-App sehr schwer, festzustellen, wo wir uns nun befanden.

Der Verkehr ist in keinster Weise chaotisch, aber doch irgendwie unstrukturiert. Gerade die „Umsetzung“ der 180° U-Turns auf den Autobahnen, haben mich zum Verzweifeln gebracht. Oftmals gab es eine kilometerlange Auto-Schlange auf der rechten Spur der Autobahn. So wusste man schon, irgendwann wird es eine Möglichkeit geben, auf die andere Fahrbahn mittels U-Turn zu wechseln.
Soweit so gut. Würde es da nicht die Fahrer geben, die an der kilometerlangen Schlangen vorbeifahren, um sich auf den letzten 100 m auf der Mittelspur einzuordnen und somit zweite Auto-Schlange bildeten.
Ruckzuck bildete sich ein Stau über vier oder fünf Spuren, weil die Menschen versuchten, drei-spurig durch einen ein-spurigen U-Turn zu fahren.
Naja, dies war so oft typisch für den Verkehr in den Städten von Saudi-Arabien und durch diese Staus maximierte sich die Fahrzeit einer wirklich überschaubaren Strecke manchmal ins Unermessliche.

Die wunderschöne Altstadt Al Balad von Jeddah

Der im frühen 7. Jahrhundert gegründete Stadtteil Al Balad diente vor dem Ölboom der 1970er Jahre als Handelszentrum von Jeddah. Er fungierte als antiker Handelshafen und war das wichtigste Tor zur Heiligen Stadt Mekka für Pilger, die ihre gesegnete Reise für Hajj und Umrah unternahmen. Heute ist die Stadt für ihre alte Architektur und traditionellen Gebäude bekannt, die aus Korallenstein gebaut und mit wunderschönen Holzgittern verziert wurden.

Du wirst es schon auf deinen ersten Metern merken, die du durch Al Balad läufst: Die Häuser des Stadtteils sehen ganz anders aus, als sie es in den restlichen Teilen von Saudi-Arabien tun.

Die schönen, aber teils stark verfallenen, Häuser sind durch aufwändige Holzarbeiten verziert. An den Häusern mit ihren bunten Balkonen oder den aufwendig verzierten Fensterläden konnte ich mich einfach nicht satt sehen. Dieser Baustil hat einen vielfältigen Ursprung: Diese Elemente, bekannt als Rawasheen, sind typisch für die Architektur entlang des Roten Meeres, von Jeddah bis nach Ägypten und dem Jemen.

Jeddah war ein wichtiger Handels- und Pilgerhafen, was bedeutete, dass es kulturelle Einflüsse aus dem gesamten Indischen Ozean, einschließlich der arabischen Halbinsel, dem Indischen Subkontinent, Ostafrika und dem Fernen Osten aufnahm.

Durch die Vielzahl der internationalen Handelbeziehungen der Stadt, ließen sich in der Vergangenheit natürlich auch die verschiedensten Handwerker in der Stadt nieder. Es liegt auf der Hand, dass diese Handwerker mit ihrem Wirken ihren (baulichen) Fingerabdruck in der Stadt hinterließen. Somit lassen sich die verschiedensten architektonischen Einflüsse in Al Balad erkennen und dadurch ist das Stadtbild dieser Stadt so einzigartig.

Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Tag in der Altstadt zu verbringen. Auf einen der zahlreichen Dachterrassen einen Tee zu trinken oder ein leckeres Shawerma in den schattigen Gassen zu essen und dabei die zahlreichen, schön gekleideten Touristen aus dem arabischen Raum zu beobachten. Nicht zu selten wird man dabei angesprochen oder um ein Selfie gebeten. Dabei bekunden einen die interessierten Menschen ihre Freude, dass wir ihre Region oder ihre Stadt als europäische Touristen bereisen.

Natürlich wirkte meine portabler Fotodrucker wieder Wunder: Zuerst frage ich die Menschen, ob ich sie fotografieren darf und danach drucke ich das Foto aus. Dieses Foto schenke ich den Menschen. Egal, wie hoch das Land entwickelt ist, über ein gedrucktes Portrait freut sich nahezu jeder oder jede. In Jeddah bekamen wir daraufhin vom freundlichen Dattelhändler reichlich Dattel geschenkt. So konnten wir diese Datteln noch in Indien vernaschen und erfreuten uns, als wir uns an den Moment mit dem freundlichen Händler erinnerten.

Auch in diesem Teil Saudi-Arabiens lässt sich erkennen, in welchem Umschwung sich das Land gerade befindet. An jeder Ecke wird gebaut, die teils stark verfallenen Häuser werden restauriert und es wird (erfolgreich) versucht, eine touristische Infrastruktur zu errichten. Hier wird mächtig etwas bewegt.

Die Abendstunden an der wunderschönen Corniche von Jeddah verbringen

Nach dem man ein Shawerma gegessen oder einen Tee auf den zahlreichen Dachterrassen von Al Balad genossen hat, lohnt es sich durchaus, den Sonnenuntergang am Ufer des Roten Meeres zu genießen. Leider muss man auch in diesem Fall wieder auf das Auto als Transportmittel zurückgreifen. In unserem Fall mussten wir einen großen Umweg fahren und uns in einen unnötigen Stau einordnen, da der Formel 1 Grand Prix von Jeddah in der Vorbereitung gewesen ist. Dies war natürlich mit zahlreichen Baustellen und Straßensperrungen verbunden.

Wie auch immer, nach einigen Hindernissen konnten wir unseren Mietwagen am Rande einer Baustelle abstellen und nun wir begannen endlich damit, auf der Corniche zu flanieren. Unser Ziel war in noch weiter, aber erreichbarer, Ferne: Die Floating Mosque von Jeddah.

Zehn von Zehn Punkten erhält das ehemalige Handelszentrum für die Stimmung an dieser Ufer-Promenade. Es ertönt wunderschöne arabische Musik aus den versteckten Lautsprechern. Diese Musik vermischt sich mit dem idyllischen Meeresrauschen des Roten Meeres, mit dem Lachen der vielen Kindern und den Stimmen der arabisch sprechenden Menschen um uns herum. Alle diese Geräusche vermischen sich zu einem spannenden und doch irgendwie auch fremden Soundtrack, der uns den ganzen Weg auf der Corniche begleitete.

Das Bild auf der Corniche wiederholt sich: Wir teilten uns die Promenade mit Familien, die den Weg für ein Picknick nutzten, mit Pärchen, die ihre schönsten Kleider trugen und natürlich mit vielen Kindern, die auf den verschiedensten Fahrzeugen, um ihre Eltern schwirrten.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten sich einen Kaffee, einen Tee oder ein paar Snacks zu kaufen, die man auf der Panorama-Terrasse vor der Floating Mosque beim Sonnenuntergang mit zahlreichen anderen Menschen – bei einer wunderschönen Stimmung – genießt.

Den Abend in der Shawerma-Bude deines Vertrauens ausklingen lassen

Wir lieben es, dort zu wohnen, wo die wirklichen Menschen leben. Das klingt vielleicht langweilig, aber ich liebe es einfach, die Menschen auf meiner morgendlichen Fototour zur beobachten, wie sie sich auf ihren Arbeitsweg begeben. Ich liebe es, am Abend mit den Menschen des Viertels ins Gespräch zu kommen, wenn man auf sein Shawerma wartet. Oftmals sehen diese Menschen nicht jeden Tag Touristen, die auf ihren Bänken sitzen, durch ihr Viertel laufen, beim Obsthändler mit ihnen einkaufen oder sich ein Shawerma von ihrem Lieblingsshawermaladen holen.

Man lebt mitten im Leben der Menschen. Das hat man in Stadtteilen, die durch den Tourismus geprägt sind, natürlich nicht bzw. deutlich weniger.

Von daher empfinde ich das Abendessen unter Locals als den perfekten Ausklang eines spannenden Tages in der ehemaligen Handelsmetropole von Saudi Arabien. Nicht wundern, die Locals essen ihr Reisgericht durch mit den Fingern. Aber bei uns haben die Imbiss-Besitzer immer irgendwie versucht, Besteck aufzutreiben, um uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Wir erlebten es oft, dass uns der Imbiss-Besitzer (für ein Restaurant sind die Läden irgendwie doch zu klein) noch zahlreiche Speisen zum Kosten schenkten. Wahrscheinlich freuten sie sich einfach, dass wir uns für ihren Laden entschieden hatten.

Ist das nicht wahre Gastfreundschaft? Einfach nur toll! Nach jeder Reise schwören wir uns, zu versuchen, dieses nette Verhalten auch in Deutschland zu etablieren.

Wie auch immer, du merkst, ich schweife ab und schwelge in Erinnerungen. Aber das bedeutet:

Der Weg hat sich wieder einmal gelohnt!

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