
Manche Orte verlieren mit der Zeit ihren Reiz – andere gewinnen nur noch mehr an Bedeutung. Als ich 2004 zum ersten Mal in New York war, stand ich als Jugendlicher auf dem Empire State Building und blickte mit großen Augen auf die Lichter der Stadt. Zwei Jahrzehnte später, auf unserer Weltreise 2024, kehrte ich zurück – dieses Mal mit anderen Augen, aber mit derselben Faszination. Es war mehr als nur ein touristischer Pflichtbesuch. Es war ein kleines, persönliches Wiedersehen mit der Stadt, die nie schläft – und mit dem ikonischen Gebäude, das über allem thront.
Ein teures Ticket – aber jeder Cent war es wert
Natürlich stand ein erneuter Besuch des Empire State Buildings auf unserer To-do-Liste für die New-York-Reise. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wann wir unseren Besucher-Slot für diesen klassischen Wolkenkratzer gebucht haben – entweder noch auf Hawaii oder während unserer ersten Tage in New York. Eigentlich hatten wir geplant, die Goldene Stunde auf der Aussichtsplattform zu verbringen und den Blick über Manhattan beim Sonnenuntergang zu genießen. Zu sehen, wie die Lichter in den Hochhäusern angehen, wie die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet – das wäre traumhaft gewesen.
Leider klappte das nicht. Wir waren zu naiv zu glauben, dass wir die einzigen Menschen sein würden, die zu dieser Zeit auf das „Empire“ wollten. Für den Sonnenuntergang war kein einziger Slot mehr frei. Also blieb uns nichts anderes übrig, als einen anderen Zeitraum zu wählen – einen, der gut in unseren Tagesablauf passte.
Wir kauften zwei Tickets für die 86. und 102. Etage und zahlten dafür knapp 80 Euro pro Person. Kein günstiges Vergnügen – aber verglichen mit anderen Aussichtsplattformen in New York immer noch ein halbwegs fairer Preis.
Mein Wiedersehen mit dem Empire State Building
Wenn ich mir die Bilder aus dem Jahr 2004 ansehe, könnten wir damals fast zur gleichen Tageszeit auf dem Empire State Building gewesen sein – am späten Vormittag.
Wie auch immer, 20 Jahre später verließen wir unsere Wohnung in New Jersey. Mit im Gepäck: ein wenig Wasser und ein paar Snacks. Leider ging es meiner Freundin an diesem Tag nicht besonders gut. Die Weltreise, die damit verbundene Ereignisdichte und der chronische Schlafmangel hinterließen wohl ihre Spuren. Sie war einfach k.o.






Also stellten wir uns auf einen eher kurzen Tag ein – mit dem Besuch dieses klassischen Manhattan-Wolkenkratzers als einzigem Programmpunkt.
Wir nahmen die bewährten Verkehrsmittel, um von New Jersey nach Manhattan zu gelangen, und tauchten aus den Katakomben der Subway wieder in den Trubel der Großstadt auf. Wir waren schon fast da – nur noch wenige Meter trennten uns vom Empire State Building. Da wir unsere Wohnung etwas verspätet verlassen hatten, starteten wir unseren Manhattan-Tag mit einem Slice New York Style Pizza. Kann man den Tag besser beginnen? Abgesehen von den unnötigen Kalorien, die wir mit diesem fettigen Stück Teigware in uns inhalierten – wohl kaum. Danach gingen wir die letzten Meter zum Eingang. Wir waren pünktlich und konnten das Gebäude sofort betreten.
Der wohl ästhetischste Wolkenkratzer auf unserem Planeten
Durch die durchaus bekannte und charakteristische Drehtür betraten wir das Empire. Unser Blick fiel direkt auf die markante Darstellung des Gebäudes an der Marmorwand hinter dem Empfangstresen – ein echter Hingucker.




Wir checkten ein, sicherten uns einen Platz im Fahrstuhl und schauten uns die Ausstellung an, die die Geschichte und Bedeutung des Wolkenkratzers beleuchtet.
Das Empire State Building ist eines der berühmtesten Wahrzeichen New Yorks – und ein echtes Symbol für die Skyline der Stadt. Erbaut in nur 13 Monaten und 1931 eröffnet, galt es lange Zeit als das höchste Gebäude der Welt. Heute zieht es vor allem Touristinnen und Touristen an, die von den Aussichtsplattformen im 86. und 102. Stockwerk einen atemberaubenden Blick über Manhattan genießen wollen.
Wer genauer hinschaut, entdeckt außerdem: Das Empire State Building ist nicht nur Architekturgeschichte, sondern auch Popkultur. Unzählige Filme – von King Kong bis Schlaflos in Seattle – machten es zur Legende.
Der einzige Nachteil des Empire State Buildings? Man kann den wohl schönsten Wolkenkratzer der Welt nicht sehen, wenn man selbst auf ihm steht.





Das Empire State Building als meine Zeitmaschine
Wie schon mehrfach erwähnt, besuchte ich die Stadt bereits 2004 gemeinsam mit meinem besten Freund. Damals standen wir ebenfalls auf der Aussichtsplattform des Empire State Buildings. Dank meines Freundes, der die digitale Spiegelreflexkamera seines Vaters mit auf unsere Reise nehmen durfte – und dankenswerterweise auch mir überließ – habe ich heute noch einige Fotos, die wie eine kleine Zeitmaschine wirken.


Meine eigene No-Name-Digitalkamera hingegen gab nach geschätzt 500 Auslösungen den Geist auf und hätte eigentlich schon vor der Reise entsorgt werden können. Die Bildqualität war gelinde gesagt bescheiden.
Anyway – manchmal braucht man beim Reisen einfach ein bisschen Glück. Oder die richtigen Menschen an seiner Seite. So oder so: Ich habe heute Vergleichsbilder aus dem Jahr 2004 und aus dem Jahr unserer Weltreise – und das ist einfach großartig.


Von der Aussichtsplattform des Empire State Buildings eröffnet sich ein Panorama, das kaum in Worte zu fassen ist. Die Stadt liegt einem zu Füßen – ein schier endloses Meer aus Häusern, Straßenzügen und Lichtern. Im Süden erkennt man die Freiheitsstatue – klein, aber stolz – sowie die markante Silhouette des One World Trade Centers. Im Norden ragt das grüne Rechteck des Central Parks aus dem Häusermeer hervor. Die gelben Taxis wirken wie Spielzeugautos, die Avenues wie aufgemalte Linien. Und rundherum: dieses ständige, leise Flimmern der Stadt, das selbst in 320 Metern Höhe noch zu spüren ist. Ein Anblick, der nicht nur beeindruckt, sondern auch demütig macht.


Wir verbrachten viel Zeit auf der Aussichtsplattform – immerhin wollten wir den Eintritt auch ausnutzen. Und wann hat man schon Manhattan zu seinen Füßen?
Auch 20 Jahre nach meinem ersten Besuch hat sich der Gang auf das Empire State Building absolut gelohnt. Bei mir kamen sofort wieder echte New-York-Vibes auf. Erst in diesem Moment habe ich so richtig realisiert, dass ich tatsächlich hier bin – in New York. Und dieses Gefühl war einfach wunderschön.




Hätte ich mich vor dieser Reise besser vorbereitet und mir noch einmal die Aufnahmen aus 2004 angesehen, so hätte ich nun auch ein paar genauere Zeitmaschinen-Aufnahmen anfertigen können. Ich denke jedoch, dass man auch anhand dieser nicht perfekten Zeitmaschinen-Aufnahmen erkennen kann, wie sich der Big Apple während dieser 20 Jahren verändert hat.
Als wir schließlich das Gefühl hatten, genug gesehen zu haben, verließen wir die Plattform, gingen durch den obligatorischen Souvenirshop direkt zum Fahrstuhl und verließen das Gebäude.



Mehr als nur ein Weitblick über Manhattan
Trotz der 80 Euro Eintritt kann ich sagen: Der Besuch hat sich gelohnt. Einerseits aus sentimentalen Gründen – denn ich liebe es, Orte mit zeitlichem Abstand noch einmal zu besuchen. Ich meine, ich war vor 20 Jahren schon einmal hier. Damals war die Welt eine ganz andere. Das neue World Trade Center existierte noch nicht, stattdessen gab es seit drei Jahren den Ground Zero – als Mahnmal, als Gedenkstätte und als riesige Baustelle. Auch meine Familie war damals eine andere: Meine Schwester war noch ein Kind, meine Großeltern lebten beide noch – und wir hatten keine Vorstellung davon, welche Schicksalsschläge noch auf uns zukommen würden, aber auch nicht, welche glücklichen Momente wir noch erleben dürften.
Dass ich diesen erneuten Besuch nun mit meiner Freundin erleben durfte – daran war damals noch gar nicht zu denken.
Solche Gedanken und Erinnerungen gehen mir durch den Kopf, wenn ich Orte erneut besuche, an denen ich schon einmal war. Und genau deshalb hat sich der Weg auf das Empire State Building mehr als gelohnt.
