Anfang Oktober hatte ich das großartige Glück, zwei Wochen durch Laos reisen zu können. Es war eine wunderbare Reise durch ein fremde Kultur und ein abenteuerliches Land. Dabei ging es per Taxi, Tuk-Tuk, Moped, Fähre und Zug durch dieses wunderschöne Land. Und dabei spreche ich nicht von Bayern – sondern von Laos.
Nach der Reise ging es erst einmal in ein bayerisches Wirtshaus, um den Kulturschock auf ein Maximales zu potenzieren. Dabei stellte ich mir die Frage, gehe ich zu wenig in Restaurants?
Bevor es gedanklich zurück in das Wirtshaus geht, starte ich einmal mit dem Beginn der Reise. Wenige Wochen vor der Reise, kauften wir spontan Flüge, die uns nach Südostasien führen sollten.
Laos ist übrigens das einzige Land in Südostasien, welches keinen einzigen Meter Küste besitzt. Dennoch kann man in diesem Land auch am Ufer sitzen und auf Wasser starren: Auf das Wasser des Mekongs. Der Mekong ist ein ganz großartiger Fluss. Er ist riesig, langsam, braun und an den Ufern des Mekongs findet das Leben statt.
Wie schon gesagt, es war eine fantastische Reise. Mehr zu den bleibenden Begegnungen, der Blutegel-Story oder den schönsten Schlammpisten im Norden des Landes folgen in weiteren Blogposts.
Aber warum mache ich mir Gedanken über Wirtshäuser?
Mit Bayern ist es ja so eine Sache. An sich halte ich überhaupt nichts von einer konservativen Lebenseinstellung gepaart mit einer fragwürdigen Willkommenskultur.
Sobald ich jedoch südlich von München bin, empfinde ich dies als recht gemütlich und versöhnlich. Das Marketing der ganzen Traditionen usw. wirkt bei mir. Vielleicht ist dies eine meiner Schwächen. Wer weiß.
Naja, wie auch immer. Auf jeden Fall ging es nach der Laos-Reise noch einmal in die bayerischen Alpen und am Abend saßen wir auf einmal in einem Wirtshaus, welches kaum mit mehr bayerischen Klischees behaftet hätte seien können.
Das Wirtshaus hätte bayerischer nicht sein können: Man betritt die Gaststube durch eine schwere Holztür, der Raum wird von brachialen Balken an den Decken dominiert, an den Wänden hängen Urkunden und Bilder der Ahnen. Das Licht leuchtet nur schwach und auf den Holztischen steht jeweils ein Krug mit Besteck.
Die Essensauswahl war angenehm überschaubar, gekocht wurde im Nachbarraum und es hat geschmeckt wie es schmecken muss. Einfach wunderbar.
Desto mehr verwundert es einen, dass dieses Restaurant fast leer gewesen ist. Lediglich ein paar Stammgäste, die mit den Wirtsleuten per du waren, ließen sich bewirten.
Der Wirt meinte, die Leute haben einfach keine Lust mehr darauf, in eine Gastwirtschaft zu gehen, wie man es früher einmal getan hat. Früher hätte man sich wohl Zeit für das Essen gelassen, man hat miteinander am Tisch und über die Tische hinweg gesprochen. Heute ist sein Wirtshaus trotz des guten Essens, dem netten Service, fairen Preisen und einer ganz netten Lokalität fast leer.
Heutzutage würden die Menschen jeder an einem eigenen Tisch sitzen wollen, es wird geflüstert und das Essen soll frisch sowie innerhalb von 5 Minuten auf dem Tisch sein. Er erklärte, für ihn habe das nichts mehr mit einem Wirtshaus zu tun. Ein Wirtshaus soll ein Ort für sozialen Austausch sein. Es soll urig und gemütlich sein.
Recht hat er natürlich und wir hatten irgendwie ein bisschen ein schlechtes Gewissen, dass wir nicht häufiger Essen gehen und dadurch ein Stück Kultur ausstirbt?
Im Alltag passt es jedoch überhaupt nicht für uns, das Geld in die Restaurants zu tragen. Die Preise sind stark gestiegen, ob die bestellten Speisen später die Qualität haben, die sie haben sollte, ähnelt oft einem Lottospiel. Außerdem koche ich sehr gern, und oftmals schmeckt dieses Essen besser, als das Essen im Restaurant. Ich bleibe am Wochenende auch gern in der eigenen Wohnung und überhaupt versacke ich gern auf der Couch.
Wie auch immer. So gern ich möchte, dass die Restaurant-Kultur nicht in Vergessenheit gerät wird und lediglich aus Franchise-Unternehmen besteht, kann ich diese Branche auch nicht retten.
Aber klar ist, sobald ich wieder südlich von München bin, geht es genau in dieses Wirtshaus, um ein leckeres Essen, eine Spezi zu bestellen und um selbiges leckere Essen zu verspeisen. Danach werde ich nicht nur zufrieden satt sein, sondern ich weiß, dass ich nebenbei noch etwas für die Gastwirtschaftskultur getan habe.
In diesem Sinne: Prost und einen guten Appetit!