
Für mich war es ein Kindheitstraum, durch Tibet zu reisen. Nicht zuletzt durch die Erlebnisschilderungen Heinrich Harrers und den gleichnamigen Film mit Brad Pitt „Sieben Jahre in Tibet“ wurde meine Faszination für dieses ferne Land geweckt.
Vor etwa 20 Jahren habe ich den Film zum ersten Mal gesehen und später das Buch gelesen. Seitdem war es mein Traum, eines Tages selbst nach Tibet zu reisen und dieses Land zu erkunden. Die Kultur kennenzulernen. Mit den Menschen in Kontakt kommen.
Im Oktober 2025 war es schließlich so weit: Aus einer recht spontanen Idee heraus organisierte ich eine Reise nach Tibet.
Schon bevor die eigentliche Planung startete, wusste ich natürlich, dass man sich in Tibet nicht frei bewegen darf und einen Guide benötigt, der einem das Land zeigt und durch alle Regionen begleitet. Ich wusste auch, dass diese Form des Reisens nicht meinem Ideal entspricht. Aber wenn man Tibet bereisen möchte, hat man keine andere Wahl.
In diesem Blogpost möchte ich dir ein paar meiner Entscheidungen rund um die Reiseplanung erläutern und dir vielleicht den ein oder anderen hilfreichen Tipp mit auf den Weg geben.
Denn wir haben unseren Plan durchgezogen und sind nach Tibet gereist.
Von der Idee zur Route: Die unsichtbare Arbeit vor der Reise
Okay, wir hatten ein großes Ziel und das galt es nun zu organisieren. Ungefähr vier Monate vorher entschieden wir uns dazu, die Reise durchzuziehen.
Als Erstes belese ich mich unheimlich viel über das neue Reiseziel – egal ob in Reiseführern, Blogposts oder auch via YouTube-Videos. Diese Zeit ist für den Kopf so anstrengend wie die Recherche-Phase beim Schreiben einer Hausarbeit. Irgendwie kommt man tagelang nicht sichtbar weiter, aber dennoch ist die Phase in meinen Augen sehr wichtig für das Organisieren einer Reise.
Auch in Vorbereitung dieser Reise, las ich unheimlich viel. Fertigte Notizen in OneNote an und erweiterte meinen Horizont. Irgendwann muss man jedoch aufhören, um die nächsten Schritte angehen zu können.

Von Recherche zur Idee bis hin zur Reiseroute
Mit viel neuem Wissen kann ich mich nun darum kümmern, eine passende Reiseroute für unsere Tibet-Reise zu finden. Während der Recherche habe ich einige Reiserouten gefunden, die für solche Reisen infrage kommen.
Akklimatisierung zuerst: Warum wir Xining statt Chengdu wählten
Wir waren uns nun einig: Wir wollen in das Autonome Gebiet von Tibet reisen. Wir wollen die verbotene Stadt Lhasa besichtigen, das Leben in den berühmten Klöstern mit eigenen Augen sehen und durch die Weiten des kargen tibetischen Hochlandes fahren.
Die meisten Reisen haben Chengdu als Startpunkt. Chengdu ist eine chinesische Stadt (wir würden Großstadt sagen), welche vor allem bekannt für ihre Pandas ist. Chengdu ist ebenfalls ein Tor zum sagenumwobenen Tibet. Von hier aus kann man nach Lhasa fliegen; hier starten aber auch zahlreiche Touren, die das freie Osttibet als Ziel haben. In dieser Region kann man sich, wie im restlichen China, frei bewegen.
Wir entschieden uns jedoch bewusst für Zentraltibet und wählten als Startpunkt die chinesische Stadt Xining. Das ausschlaggebende Argument war letztlich die Höhe von Xining. Die Stadt, die zu den Füßen Tibets liegt, ist schon stark durch den tibetischen Kulturkreis geprägt und liegt auf einer Höhe von stattlichen 2300 m.
Wir haben unter anderem einen Ausflug zum Ta’er Kloster unternommen und uns hier für einen halben Tag schon auf 2700 m befunden. Unsere Akklimatisierung begann somit schon an unseren ersten Tagen in Xining. Klar, Chengdu ist sicherlich die schönere Stadt. Nicht umsonst starten und enden hier die meisten geführten Reisetouren, die das Dach der Welt als Ziel haben.
Uns war es jedoch viel wichtiger, uns gut zu akklimatisieren, um diese sehr kurze Tibet-Reise auch genießen zu können. Es ist zwar auch mit einer vorbildlichen Höhenanpassung nicht garantiert, dass man die Höhe von über 4000 m gut verträgt, aber wir wollten zumindest unser Möglichstes geben, was wir selbst in der Hand haben bzw. organisieren können.










Der Weg nach Lhasa: Warum wir uns gegen den berühmten Zug entschieden
Nach drei vollen Tagen in Xining verließen wir die doch recht schöne Stadt. Gern wäre ich hier noch länger geblieben, da man hier wirkliches Leben beobachten konnte. Nicht nur einmal kamen Menschen auf uns zu und baten uns um ein Selfie. Auch wenn wir uns kaum mit ihnen verständigen konnten, da sie kein Englisch sprachen und wir ihrer Muttersprache nicht mächtig waren. Dennoch war jede einzelne Begegnung besonders und sehr herzlich.
Der gängige Weg, um nach Lhasa zu reisen, ist der Zug von Xining nach Lhasa. Er dürfte knapp einen Tag unterwegs sein, und der große Pluspunkt des Zuges wäre wohl die Akklimatisierung.
Mir leuchtete es jedoch nicht ein, dass sich der Körper innerhalb eines Tages besonders gut an die Höhe anpasst, wenn man sich quasi 24 Stunden in einer Stress- bzw. Reisesituation befindet.

Zeit, Geld und Höhe: Das waren die Gründe für unsere Zug-Absage
Wir haben uns nach reichlichen Überlegungen gegen den Zug entschieden. Gegen die Zugfahrt sprachen folgende Argumente:
- Im Zug gibt es nur 4-Bett-Kabinen.
- Man könnte sich zwar alle vier Betten kaufen, allerdings gibt es dafür keine Garantie, dass man sie auch bekommt. Preislich wären wir damit auf dem Niveau des Fluges gewesen.
- Toiletten-Situation: 1 westliche und 1 asiatische Toilette pro Wagen.
- Letztlich sprach in unserem Fall auch die Reisedauer von über einem Tag gegen den Zug. Hier hätten wir sehr viel Zeit verloren. In der gleichen Zeit konnten wir uns aktiv in Xining auf 2300 m Höhe akklimatisieren.
- Während der Zugfahrt überquert man einen Pass, der über 5000 m hoch ist. Das heißt, wir würden in relativ kurzer Zeit von 2300 m auf 5000 m fahren und uns eine ganze Weile auf über 4000 m aufhalten.
Lhasa, wir kommen: Der stressfreie Weg zum Ziel
Aus diesen Gründen entschieden wir uns für die entspanntere Variante: den Flug. Wir konnten gemütlich im Hotel frühstücken, verließen unser Hotel danach, hatten eine schöne Zeit auf dem Flughafen und einen wunderschönen Flug nach Lhasa.
Kurz nach drei Uhr waren wir in Tibet und schon mit unserer Reiseagentur auf dem Weg zu unserem Hotel im Zentrum von Lhasa. Zusätzlich hatten wir nun nur einen Höhenunterschied von knapp 1300 m zu verkraften. Das gelang uns rückblickend auch sehr gut. Bis auf ein wenig Trägheit in Kombination mit der typischen Kurzatmigkeit und leichtem Kopfschmerz, hatten wir keinerlei Symptome.









Trans-Himalaya: Overland-Abenteuer gebucht
Parallel dazu habe ich mich nach verschiedenen Reiseagenturen umgesehen. Solltest du jemals eine Suchmaschine nach Travel Agencies in Tibet bemühen, wirst du kaum an der Agentur Tibet Vista vorbeikommen. Dies scheint eine riesige Agentur zu sein. Sie hat eine mittelmäßige Website, dafür jedoch einen durchaus interessanten YouTube-Kanal. Im Rahmen der Vorbereitung entschied ich mich jedoch gegen Tibet Vista. Zwar hatte ich auch hier einen sehr netten E-Mail Kontakt mit Sales-Managerin Mia, aber letztlich war uns die Agentur zu teuer.
Tipp: Nachdem ich meinen Grund der Absage formuliert habe, schickte sie uns einen Voucher mit $100 Discount pro Person. Selbst mit diesem Preisnachlass lag das Angebot jedoch noch deutlich über dem Angebot von der Reiseagentur, mit welcher wir gereist sind.
Irgendwann bin ich auf YouTube auf Yolanda von der US-amerikanischen Westküste gestoßen. Sie hatte ein einfaches Video, in welchem sie über Xining sprach.
Irgendwie fand ich sie und ihr Video sympathisch und besuchte ihre Website. Also stattete ich Yolanda auf ihrer Website einen Besuch ab.
Erstaunlich war, dass man auf ihrer Website gar keine Reise buchen konnte. Sie ist zwar in diesem Business unterwegs, allerdings ruhte ihre Tätigkeit zurzeit, da sie im Sommer 2025 mit ihrem tibetischen Lebenspartner für eine längere Zeit in Amerika lebte.
Dennoch kann man auf ihrer Website seine Reisedaten und Wünsche eingeben, und sie hat mir quasi eine Reiseagentur vermittelt.
Ich habe dann den Kontakt zu „Explore Tibet“ aufgenommen und hatte einen sehr ausführliche E-Mail-Kontakt mit der Sales Managerin Sherry. Sie hat uns wirklich wunderbar beraten, verschiedene Routen ausgearbeitet, uns über die Zugfahrt beraten und entsprechende Preise eingeholt. Es war wirklich ein sehr angenehmer Kontakt.
Also buchten wir in diesem tibetischen Reisebüro eine 8-Tage-Tour durch Tibet mit einem Besuch im Everest Base Camp und dem Transfer nach Kathmandu, Nepal.
Wir hatten somit eine Trans-Himalaya-Reise vor uns.
Grenzübertritt zwischen China und Nepal ohne Stress: Die Magie guter Kontakte
Das Reisebüro hatte Kontakte in Nepal und somit war der Grenzübertritt auf dem Landweg für uns sehr bequem. Dadurch, dass die Freundschaftsbrücke Kyirong im Oktober 2025 aufgrund der vergangenen Flutkatastrophe noch geschlossen war, wichen wir auf den Grenzübergang nach Nyalam aus.
Wir wurden von unserem Guide Tenzi von „Explore Tibet“ bis zur letzten Grenzformalität an der Grenze unterstützt. Auf nepalesischer Seite wartete schon gut sichtbar für uns der Kontaktmann, der uns bei unserem Grenzübertritt nach Nepal half.
Später übergab er uns an den von Sherry organisierten Fahrer, der uns mit seinem etwas in die Jahre gekommenen Chevrolet nach Kathmandu brachte. Auch hier hat alles wirklich gut funktioniert. Keiner der entsprechenden Menschen hat nach Trinkgeld gefragt, da wir ja alle schon im Voraus bezahlt hatten. Natürlich haben wir ihnen für ihre tolle, freundliche und verlässliche Arbeit trotzdem einen kleinen Bonus gegeben. Der Fahrer hatte sich außerdem sehr über das Snickers aus Tibet gefreut, da die Fahrt schon recht lang und auf jeden Fall abenteuerlich gewesen ist.







Die Sache mit dem Visa für China und dem Permit für Tibet
Im Jahr 2025 war es für uns, mit dem Glück, einen deutschen Reisepass unser Eigen zu nennen, kein Problem, ein Visum für China zu bekommen. Schließlich dürfen wir Visafreiheit für Aufenthalte von bis zu 30 Tagen genießen.
Um das Permit für die Tibetische Autonome Region hat sich die Reiseagentur „Explore Tibet“, genauer gesagt Sherry, gekümmert. Im Vorfeld haben wir unserer entsprechenden Privat-Tour zugesagt, die Anzahlung für die Reise digital nach Lhasa gesendet, und sie kümmerte sich um das Permit. Denn ohne das Permit darf man nicht einmal den Flug oder die Zugfahrt nach Lhasa antreten.
Sie erzählte uns, dass sie das Permit erst wenige Wochen vor Reisebeginn überhaupt beantragen kann und die Zusage lediglich ein paar Tage vor Start der Reise ausgestellt wird.
Als es endlich so weit war und sie uns eine digitale Kopie des Permits per E-Mail zugesendet hatte, gaben wir ihr die Adresse unseres Hotels in Xining, und das Permit wurde auf dem Postweg von Lhasa nach Xining geschickt. Als wir nur wenige Tage später in Xining in unser Hotel eincheckten, wurde uns schon der Brief mit dem Permit überreicht.
Auch dies hat wirklich alles sehr gut funktioniert, und wir haben uns wirklich gut betreut gefühlt.
Private Tour vs. Gruppenreise: Flexibilität hat ihren Preis (und ihre Vorteile)
Ja, da wir mit unserem Reisetermin leider immer sehr gebunden sind und meist auch keinen einzigen Tag flexibel sein können, um die maximale Reisezeit herauszuholen, war es für uns sehr schwer, eine Gruppen-Tour zu finden. Dabei habe ich in die Tourpläne von mehreren Agenturen geschaut und bin nicht fündig geworden.
Von daher blieb für uns nichts anderes übrig, als eine private Tour zu buchen. Hier konnte man sich direkt nach uns richten, und ich konnte gemeinsam mit Sherry die Tour nach unseren Wünschen anpassen. Unter anderem besuchten wir noch das Kloster Drag Yerpa, welches sonst oft ausgelassen wird.
Angenehm war auch, dass wir sehr flexibel in der Zeitplanung des Tages waren: Hat es uns an einer Stelle besser gefallen, konnten wir bleiben oder noch etwas in der Nähe besichtigen. Waren wir von dem Ort nicht so begeistert, nahmen wir eine Abkürzung und konnten unsere Zeit woanders verbringen.
Außerdem waren wir natürlich die ganze Zeit nur zu dritt unterwegs und wir konnten immer auf das Wissen von unserem Guide Tenzi zugreifen.
Es war wirklich schön, auch wenn ich persönlich nicht der Typ bin, der sich eine geführte Reise buchen würde. Aber wie schon gesagt, in Tibet ist es nicht anders möglich.




Explore Tibet – Absolute Empfehlung!
Zuallererst: Wir waren wirklich sehr zufrieden mit unserer Reiseagentur. In Tibet ist es nun einmal nicht anders möglich, als mit einem Guide zu reisen. Was wir vorher ebenfalls nicht wussten: Wir würden nicht nur mit einem Guide unterwegs sein, sondern auch mit einem Fahrer. Auch hier hatten wir großes Glück. Unser Fahrer Bimba war wirklich sehr nett, fuhr wunderbar und es harmonierte sehr gut zwischen uns. Alles, was planbar war, war wunderbar von der Reiseagentur vorbereitet, und von daher haben wir gar nichts zu kritisieren.
Von daher: Die Reiseagentur „Explore Tibet“ kann ich wirklich empfehlen. Solltest du Kontakt zu ihnen aufnehmen, richte doch bitte Sherry einen netten Gruß von den „German guys with the chocolate and the incense candles“ aus. Natürlich haben wir auch Sherry, Tenzi (unserem Guide) und unserem Fahrer Bimba ein kleines Geschenk aus Deutschland überreicht.
100 % wert: Warum wir wieder eine geführte Tibet-Reise buchen würden
Jeder ausgegebene Cent war es zu 100 % wert. Wir haben einmalige Eindrücke gewonnen und unvergessliche Momente durchlebt.
Ich persönlich hätte natürlich noch viel mehr Zeit in Tibet verbracht. Gern hätte ich mir viel mehr kleine Dörfer angesehen, erkundet, wie die Menschen leben, und wäre gern mit den Menschen in Kontakt gekommen. Aber das ist als normaler Reisender sicherlich nur schwer möglich.
Einerseits stand unser Plan von vornherein fest und war eigentlich auch nicht abänderbar, da er genauso in unserem Permit stand. Ich denke, dass es großen Ärger gegeben hätte, wenn wir an einem Ort kontrolliert worden wären, welcher nicht in unserem Permit stand.
Unter anderem wollte ich am Abend nahe Shegar mit dem Taxi noch einmal allein in das Dorf fahren. Das wurde mir jedoch von unserem Guide sehr nett verboten.
So sind zurzeit die Umstände, und die gilt es zu akzeptieren.
Aber: Der Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Gerade dass unsere Reise in Kathmandu geendet hat, war wunderschön. Schließlich kannten wir die Hauptstadt Nepals schon, und es war sehr interessant zu sehen, wie sich die Stadt in den letzten sieben Jahren verändert hat.
Es war wieder einmal eine 10/10-Sterne-Reise. Freut euch schon einmal auf die nächsten Blogposts der Reihe „Trans-Himalaya“.
