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Irland im Februar – Zwischen Regenjacke, Fish & Chips und Flugzeugen

Unser Rückflug von Dublin nach Berlin sollte erst am Nachmittag um 15.35 Uhr starten. So hatten wir an diesem Tag bis etwa 13 Uhr Zeit, noch ein paar Orte in der Nähe des Flughafens zu entdecken.

Trotz des wirklich schlechten Wetters wollten wir das natürlich nicht ungenutzt lassen. Unser Ziel war es, kleine Dörfer mit malerischen Häfen zu finden. Deshalb verabschiedeten wir uns schon früh von unserer Wohnung in Malahide und machten uns mit dem kleinen, vollgepackten Mietwagen auf die Suche nach typisch irischen Dörfern.

Rush Harbour: Ein stürmischer Morgen an Irlands Küste

Während des Frühstücks in unserer Wohnung suchte ich im Internet nach einigen sehenswerten Häfen und stellte eine kleine Tour zusammen, die wir bei Bedarf jederzeit hätten abkürzen können, falls wir in Zeitnot geraten wären. Unser oberstes Ziel war schließlich, den Flug nicht zu verpassen.

So machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Ziel, dem Hafen des Städtchens Rush – und das bei strömendem Regen. Die Scheibenwischer des kleinen Mietwagens kamen kaum hinterher, die Windschutzscheibe von den Wassermassen zu befreien. Wir waren froh, wenigstens im Warmen und Trockenen zu sitzen.

Am Hafen angekommen änderte sich das jedoch. Denn es war natürlich kaum möglich, schöne Aufnahmen aus dem Auto heraus zu machen. Also zog ich mir meine Regenjacke über, setzte die Kapuze tief ins Gesicht und hoffte, dass meine Kamera unbeschadet bleiben würde.

Irgendjemand hatte anscheinend Mitleid mit mir, denn kaum hatte ich das Auto verlassen, ließ der heftige Regen nach. Es stürmte zwar weiterhin unvorstellbar stark – doch genau dieses Wetter hatte ich mir gewünscht. Eine solche Mischung aus Sturm, Meer und Landschaft erlebt man in meiner Heimat schließlich kaum.

Ich lief die letzten Meter zum Hafen und stellte überrascht fest, dass ich nicht der Einzige war, der sich bei diesem Wetter nach draußen gewagt hatte. Am Strand entdeckte ich eine große Wandergruppe, die sich zu einer Tour aufgemacht hatte. Mit Regenjacken und Gummistiefeln ausgerüstet zogen bestimmt 30 bis 40 Menschen am Rush Harbour los, um den Strand entlangzuwandern.

Als die Wanderer ihre ersten Meter hinter sich gebracht hatten, begann ich den Hafen zu fotografieren und machte mich auf die Suche nach spannenden Motiven. Ob mir das gelungen ist, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn ich mir meine Fotos ansehe, kommt sofort wieder das Gefühl von damals zurück – das Gefühl, an diesem stürmischen Hafen gestanden zu haben.

Ich konzentrierte mich besonders auf die Fischerboote und die raue See. Leider traf ich keine Fischer mehr an. Wahrscheinlich war es längst zu spät an diesem ruhigen Hafen. Oder aber sie hatten bei diesem Sturm ihren sicheren Liegeplatz an diesem Morgen gar nicht erst verlassen.

Freude trotz Regen – ein Hafenmoment in Loughshinny

Nur wenige Kilometer nördlich von Rush liegt der Loughshinny Harbour. Als wir dort ankamen und unseren Mietwagen abstellten, überraschte uns erneut ein Anblick der anscheinend regenresistenten Iren: Ein Vater spielte trotz Sturm und Regen mit seinem Kind am Strand. Die beiden bauten fröhlich Sandburgen oder suchten etwas im Sand – wie auch immer, sie hatten eindeutig den Spaß ihres Lebens. Natürlich waren sie bestens ausgestattet: Beide trugen Neoprenanzüge und darüber noch eine Jacke.

Es war ein schöner Moment, der mir zeigte, dass Wetter und äußere Umstände eigentlich zweitrangig sind. Wenn man motiviert ist und Lust hat, kann man alles schaffen. Solche Szenen prägen mich immer wieder, weil man viel zu leicht in die Gewohnheit verfällt, die Natur zu meiden, sobald das Wetter nicht mitspielt. Doch hier wurde mir klar: Selbst bei einer der schlechtesten Wetterkombinationen kann man draußen Freude haben.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie gut sich die beiden später gefühlt haben müssen, als sie frisch geduscht in ihrer warmen Wohnung saßen – vielleicht mit einem heißen Tee oder Kakao, einem guten Buch oder einfach vor dem Fernseher. Ein wunderbarer Kontrast!

Nach diesem ersten kuriosen Eindruck machte auch ich mich daran, den Hafen von Loughshinny zu erkunden. Groß ist er nicht – in wenigen Minuten hat man alles gesehen. Und doch gibt es zahlreiche Kleinigkeiten, die einen fesseln können.

So gibt es zum Beispiel eine Gedenktafel für Harry George Hawker, der hier 1913 bei dem Versuch abstürzte, die britischen Inseln mit dem Flugzeug komplett zu umrunden. Außerdem hat Loughshinny eine jahrhundertealte Tradition eigener Fischerboote, mit denen die Fischer ausschließlich in dieser Region hinaus aufs Meer fuhren. Bis in die 1930er Jahre nutzten sie diese Boote, ehe sie nach und nach von Motorbooten abgelöst wurden.

Ich beobachtete auch ein paar junge Männer, die offenbar genau diese Tradition lebendig hielten, indem sie eines der alten Fischerboote mit großem Aufwand restaurierten.

Natürlich lief ich noch die Mole bis zum Ende, bestaunte die Ausrüstungsgegenstände der Fischer – und freute mich fast ein wenig, als mir eine volle Portion Gischt ins Gesicht spritzte. Einmal mehr war ich meiner Regenjacke dankbar, die den größten Nässeschaden von mir abhielt.

Kirche, Friedhof und sturmerprobte Bäume

Nachdem ich wieder nass, aber glücklich in unseren Mietwagen gestiegen war, wurde es langsam Zeit, den Weg zum Flughafen anzutreten. Meist sind wir überpünktlich dort – einerseits, weil wir keinen Stress oder gar ein verpasstes Flugzeug riskieren wollen, andererseits, weil wir beide die besondere Stimmung an Flughäfen mögen. Hier können wir problemlos ein paar Stunden verbringen, ohne dass uns langweilig wird.

Ich startete den Motor, und wir verließen wehmütig den gemütlichen Ort Loughshinny. In uns machte sich das unausweichliche Gefühl breit, dass dieser Kurztrip nach Irland nun endgültig zu Ende ging.

Ein kleines Highlight hatte ich mir für den Rückweg noch ausgesucht: eine verfallene Kirche mit angrenzendem Friedhof. Was ich dabei allerdings nicht bedacht hatte, war, wie schlammig und durchnässt die Wiesenwege sein würden. So bestand durchaus die Gefahr, dass wir am Ende die Passagiere mit den nassesten und schmutzigsten Schuhen im Flugzeug sein würden. Aber gut – dieses Risiko gingen wir ein. Rückblickend kann ich sagen: Die große Katastrophe blieb aus.

Wir schauten uns dieses letzte kleine Highlight in Ruhe an. Ich freute mich sehr darüber, denn eine solche Landschaft hatten wir bisher noch nicht gesehen. Hinter der Kirche entdeckte ich zudem jene Bäume, nach denen ich schon eine Weile Ausschau gehalten hatte. Ihr Erscheinungsbild war vom Sturm und den rauen Wetterbedingungen geprägt. Sie wirkten eher wie Überlebende als wie Bäume in ihren besten Jahren. Und doch waren sie in ihrem hohen Alter barmherzig genug, anderen Pflanzen Lebensraum zu bieten. So entstand eine besondere und unvergleichliche Symbiose, wie man sie wohl nur in der Natur dieser Breitengrade findet.

Danke, Irland – bis bald!

Nun war die Zeit endgültig gekommen: Wir mussten den Mietwagen abgeben. Das ging schnell und unkompliziert. Da sich der Rückgabeort nicht direkt am Flughafen befand, brachte uns ein Shuttlebus zum passenden Terminal.

Wir checkten ein, gaben unser Gepäck ab und suchten uns im Flughafen ein Restaurant. Mit Blick auf die großen Maschinen, die in alle Welt flogen, bestellten wir uns ein letztes Essen – zumindest stellten wir uns das so vor. Ich entschied mich noch einmal für Fish and Chips, meine Freundin wollte eine kleine Portion Pasta Bolognese. Doch kurz nachdem wir die Bestellung per Smartphone aufgegeben hatten, kam die Nachricht, dass die Pasta aus sei. Also beschlossen wir kurzerhand, die Fish and Chips zu teilen.

Das Essen war wirklich lecker, und die Aussicht auf die Flugzeuge unvergesslich. Wir beobachteten, wie Airlines wie American oder British Airways mit ihren riesigen Maschinen landeten oder starteten.

Nach dieser Zeit des Essens, Aufwärmens und Staunens hieß es, uns endgültig von Irland zu verabschieden und den Weg zum Gate anzutreten. Vorher wollten wir uns jedoch noch das Geld für das nicht servierte Essen zurückbuchen lassen, da wir bereits online bezahlt hatten. Am Service Desk fragte uns der freundliche Mitarbeiter lediglich, welches Gericht uns nicht serviert worden sei. Er vertraute uns sofort, verlangte keinen Beleg und keine Bestätigung seiner Kollegen. Stattdessen buchte er den Betrag direkt zurück und wünschte uns einen guten Flug.

Ob dieses Verhalten naiv war oder einfach zuvorkommend, weiß ich nicht. Ich entscheide mich für Letzteres. Es war schön zu spüren, dass uns Vertrauen entgegengebracht wurde – einfach in der Annahme, dass wir die Wahrheit sagten. Schon oft hatte ich Geschichten über die Herzlichkeit der Menschen in Irland gehört. Vielleicht laufen die Dinge hier wirklich so unkompliziert, wie man es in Deutschland erzählt bekommt. Wir waren jedenfalls begeistert, dass alles so reibungslos funktionierte.

Mit diesem guten Gefühl stiegen wir in die Maschine von Aer Lingus, schwelgten in unseren Erinnerungen an die wunderbaren Tage in Irland und flogen zurück nach Berlin, wo wir spät in der Nacht nach Hause fuhren.

Danke, Irland – ich bin sicher, wir kommen zurück!

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