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Zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Unsere Reise in die Alte Hansestadt Lemgo

Schon seit mehreren Jahrzehnten hat meine Familie – und natürlich auch ich – Bekannte in der ostwestfälischen Stadt Lemgo. Die Kennenlerngeschichte ist eine, wie sie sich in der Zeit des geteilten Deutschlands wohl vielfach ereignet hat: Man lernte sich im Urlaub kennen und versuchte, den Kontakt über die Urlaubszeit hinaus aufrechtzuerhalten.

Oft schlafen solche Bekanntschaften nach einigen Wochen ein. In diesem Fall war es jedoch anders: Die enge Freundschaft besteht nun schon seit mehr als 35 Jahren. Natürlich hatte man nicht immer den intensivsten Kontakt, doch man verlor sich nie aus den Augen – und wenn man sich besuchte, war es immer eine sehr vertraute und herzliche Zeit.

Nun war es so, dass wir uns schon einige Jahre nicht gesehen hatten, beide Familien von verschiedenen Schicksalsschlägen betroffen waren – und es dadurch höchste Zeit wurde, wieder einmal ein paar schöne Stunden miteinander zu verbringen.

Schicksalsschläge und Lebenslektionen

Unsere beiden Familien ereilten in den letzten beiden Jahrzehnten viele grausame, unnötige und leider prägende Schicksalsschläge. Ich möchte nicht sagen, dass sich bei diesem Besuch ausschließlich vom Schicksal gezeichnete Menschen trafen – aber irgendwie war es doch so.

Trotz allem hat das auch etwas Gutes: Wir wissen, wie wertvoll das Leben ist, und dass wir ihm sowie den schönen Momenten mit Demut begegnen müssen. Denn leider können sich diese kostbaren Augenblicke innerhalb weniger Sekunden auflösen und in unerreichbare Ferne rücken.

Das mussten wir alle in unserem Leben schon lernen. Vielleicht ist es genau das, was uns verbindet?

Eine Anreise über vermeintliche Umwege

Ich habe mich nun dazu entschlossen, auch die Bekannten meiner Eltern zu besuchen. Das Schöne an dieser Bekanntschaft ist, dass sich die Freundschaft über die Generation meiner Eltern hinweg auf die meine übertragen hat. Auch wir – die Kinder unserer Eltern – verstehen uns gut und wissen diese Verbindung sehr zu schätzen.

Als wir das Wochenende planten, dachte ich zunächst, es sei verlorene Zeit, aus der Heimat meiner Freundin zu starten. Doch das Gegenteil war der Fall: Von dort aus halbierte sich die Anfahrtszeit nach Lemgo. Für mich änderte sich dadurch etwas sehr Bedeutendes in meinem Mindset. Die alte Hansestadt rückte auf einmal ein gutes Stück näher und wirkte nicht mehr so weit von meiner Heimat entfernt.

Ich bin mir sicher, dass ich durch diesen Mindset-Change die Region rund um Lemgo künftig öfter besuchen werde – sie liegt nun nur noch halb so weit außerhalb meiner Bubble.

Lemgo hat einen wirklich schönen Campingplatz

In Lemgo angekommen, bezogen wir als Erstes den wunderschönen Campingplatz „Heimatcamping“, der sich nahezu mitten im Stadtzentrum befindet. Es ist ein wirklich liebevoll angelegter Platz – für uns die ideale Möglichkeit, in Lemgo zu übernachten.

Meine Schwester holte uns nach unserer Ankunft direkt vom Campingplatz ab – so konnten wir den Caddy mit dem vorbereiteten Bett einfach dort stehen lassen.

BTW: Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, mir USB-Heizdecken zuzulegen. Diese könnte ich über die Powerstationen im Caddy anschließen und damit das Bett kurzfristig vorwärmen. Anschließend würde ich sie wieder verstauen – und hätte so quasi ein vorgewärmtes Bett. Gerade im Winter wäre das ein echter Gewinn an Komfort. Letztlich habe ich mich aber dagegen entschieden: Einerseits kostet es wieder Geld, andererseits müsste man die Decken irgendwo in dem kleinen Camper unterbringen – und am Ende erfüllen sie im Grunde nur die Funktion einer Wärmflasche.

Eine herzliche Begrüßung nach 15 Jahren

Schon als wir in die Straße einbogen, in der die langjährigen Freunde wohnen, hatte ich viele Flashbacks. Dieses Gefühl verstärkte sich, als wir auf den Hof fuhren – und noch einmal, als ich die Wohnung über den Wintergarten betrat. Es roch dort noch genauso gut wie seit vielen Jahrzehnten. Diesen Duft erkannte ich sofort. Ich weiß nicht, wonach es riecht – aber es riecht einfach wunderbar.

Wir begrüßten uns sehr herzlich. Ehrlich gesagt, standen mir die Tränen in den Augen – einerseits vor Freude, diese Menschen endlich wiederzusehen, andererseits, weil mir bewusst wurde, was jeder von uns in den letzten Jahren durchstehen musste und dass wir uns nun wieder begegnen.

Natürlich war der Tisch bereits liebevoll gedeckt, und während wir miteinander erzählten, konnten wir allerlei Leckeres genießen. Die nächsten Stunden am Nachmittag vergingen wie im Fluge. Wir waren sofort wieder miteinander verbunden und genossen die gemeinsame Zeit in vollen Zügen.

Erinnerungen an die Anfänge dieser deutsch-deutschen Freundschaft

Natürlich erinnerten wir uns daran, wie sich diese beiden Familien aus den einst getrennten deutschen Staaten im Urlaub am ungarischen Balaton kennengelernt hatten – und wie sie ihre neugewonnene Freundschaft über Jahrzehnte hinweg pflegten. In den ersten Jahren bot nur der Campingplatz in Ungarn die Möglichkeit, sich zu treffen. Ein anderer Austausch – außer dem von der DDR überwachten und kontrollierten Briefkontakt – war den beiden Familien nicht möglich.

Erst nach dem Mauerfall, als die Freundschaft bereits mehrere Jahre bestand, bot sich endlich die Gelegenheit, sich gegenseitig zu Hause zu besuchen. Und diese Tradition hält nun schon seit mehr als 35 Jahren an.

Ich selbst hatte – aus persönlichen Gründen, vielleicht aber auch aus Bequemlichkeit – einige Zeit ausgesetzt. Umso mehr freute ich mich nun, wieder in Lemgo zu sein.

Essen, quatschen, trauern und lachen

Den restlichen Tag verbrachten wir bei unseren Bekannten und durchlebten in dieser kurzen Zeit viele Emotionen. Rückblickend war es ein wirklich sehr schöner Besuch. Mir wurde klar, dass ich den Kontakt zu diesen Menschen auf jeden Fall weiter pflegen möchte. Es hat sich absolut gelohnt, den doch recht langen Weg auf sich zu nehmen.

Die Alte Hansestadt Lemgo mit erwachsenen Augen kennenlernen

Als sich der Tag langsam dem Ende neigte und unsere Bäuche angenehm gefüllt waren, machten wir uns auf den Weg zum Campingcaddy auf dem Campingplatz.

Nach einer wirklich ruhigen Nacht stand ich früh auf, wartete den letzten Regenschauer ab und machte mich dann in meinen Laufschuhen auf den Weg, Lemgo zu erkunden und ein paar Aufnahmen mit meiner Kamera einzufangen.

Ich lief flotte acht Kilometer, sah das Schloss Brake, spazierte über den grünen Wall der Stadt bis in die Innenstadt – und dabei entstanden wirklich schöne Fotos.

Zurück am Campingplatz bemerkte ich erst, wie jung der Tag noch war. Schließlich war ich schon um 8:30 Uhr von meiner Laufrunde zurück, während das Frühstück erst für 10:00 Uhr geplant war. So blieb mir noch genug Zeit, mich frisch zu machen und den Caddy aufzuräumen.

Ein gewohnt leckeres Frühstück und ein schöner Abschied

Ich erinnere mich an vergangene Besuche aus meiner Kindheit, bei denen es bei unseren Freunden immer ein wirklich leckeres und ausgiebiges Frühstück gab. Genau so ein köstliches, gemeinsames Frühstück genossen wir jetzt wieder: Es gab Brötchen, Croissants und verschiedene Aufstriche – dazu einen warmen Tee und den leichten Muskelkater meiner Laufrunde. Mir ging es einfach richtig gut.

Wir erzählten noch eine ganze Weile, doch irgendwann war es unvermeidlich, uns voneinander zu verabschieden. Der Abschied war sehr emotional, aber gleichzeitig schön. Dennoch trägt ein solcher Abschied, bei dem das Wiedersehen ungewiss ist, immer einen leichten faden Beigeschmack: Ob man sich überhaupt noch einmal wiedersehen wird, bleibt offen.

Diese Gedanken wurden natürlich nicht ausgesprochen, ich bin mir jedoch sicher, dass jeder von uns sie hatte. Ich versuchte, mit einem lockeren Spruch – dass wir im nächsten Jahr garantiert wieder nach Lemgo kommen –, allen die unangenehmen Gedanken etwas zu nehmen.

Manchmal lohnen sich die langen Wege …

Tatsächlich lohnen sich die langen Wege – vor allem, wenn es um besondere Menschen geht. Und genau so ein Besuch war es. Jeder ausgegebene Cent, jede vergangene Sekunde und jeder gefahrene Kilometer haben sich gelohnt.

All das war eine wirklich gute Investition in eine ganz besondere Freundschaft. Eine Freundschaft, die über mehrere Jahrzehnte, viele harte Schicksalsschläge und sogar über zwei Generationen hinweg bestand. Solch eine Freundschaft sollte gepflegt werden, denn sie ist wirklich selten.

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