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In 80 Tagen um die Welt – Von der Suche eines Restaurants in Buraydah

Es sind diese Tage, an denen man erst spät am Abend in einer neuen Stadt ankommt. Man hat sich die ganze Situation irgendwie anders vorgestellt. Die Dunkelheit, die leeren Straßen und die lange Fahrt haben schwer auf unser Gemüt gedrückt. Wir fuhren zum Hotel und hatten bereits die Befürchtung, dass es hier – in Buraydah, nördlich von Riyadh (Saudi-Arabien) – schwierig werden könnte, ein Restaurant für das Abendessen zu finden.

Diese Befürchtung hätte sich fast bewahrheitet – bevor alles ganz anders kam, als wir erwartet hatten. Genau dieses Brechen der eigenen Erwartungen ist es, was das Reisen so besonders macht.

Der Check-in im Hotel war gut, aber bei Weitem nicht so herzlich wie in Riyadh. In der Hauptstadt Saudi-Arabiens hatten wir ein wunderschönes Hotel – und erlebten zum ersten Mal das Gefühl, ein Upgrade in eine Junior Suite zu bekommen. Alle Mitarbeiter – wirklich alle – waren so zuvorkommend wie wir es bisher noch nie erlebt hatten.

Naja, wie dem auch sei: Unser Zimmer war auch hier sehr schön, und die Mitarbeiter gaben ihr Bestes. Leider scheiterten sie jedoch an der ersten Challenge – uns ein passendes Restaurant zu empfehlen. Ja, sie nannten uns einige Adressen, aber so richtig überzeugten uns diese nicht. Alle Tipps waren uns zu fleischlastig.

Also machten wir uns selbst auf den Weg, ein Restaurant zu finden, das unserem Geschmack entsprach.

Restaurantsuche in Buraydah

In Saudi-Arabien kann man wirklich sehr gut essen. Die arabische Küche hat vieles zu bieten – von leckeren Snacks über gute vegetarische Gerichte bis hin zu sehr fleischlastigen Tellern. In touristischen Städten wie Riyadh, Al Ula oder Jeddah wäre es überhaupt keine Herausforderung gewesen, eine leckere Pizza zu finden oder gemeinsam in ein arabisches Restaurant zu gehen.

Exkurs: Geschlechtertrennung in Saudis Gastronomie

Auf dem Land ist es noch nicht überall üblich, dass ein unverheiratetes Paar gemeinsam essen gehen kann. In Saudi-Arabien ist es durchaus verbreitet, dass Restaurants zwei verschiedene Eingänge besitzen – einen für Familien (oder verheiratete Paare) und einen sogenannten „Single-Eingang“ (oder auch Männereingang). Frauen dürfen in diesen Lokalen in der Regel nicht allein essen gehen.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Einerseits verlangt der Islam in vielen Lebensbereichen eine Geschlechtertrennung, solange man nicht verheiratet ist, andererseits hat sich diese Vorgehensweise im Laufe der Zeit auch kulturell verfestigt – ähnlich wie in Deutschland das Händeschütteln zur Begrüßung oder, weniger schmeichelhaft, die strukturelle Benachteiligung von Frauen, die hierzulande trotz aller Fortschritte noch existiert.

Von außen sind Restaurants mit Geschlechtertrennung klar zu erkennen: Es gibt zwei getrennte Eingänge, und im Inneren ist wichtig, dass Single-Männer und die Gäste der Family-Section nicht aufeinandertreffen.

Wir – zu 100 % als Touristen erkennbar – hätten hier sicher eine Ausnahme machen dürfen, aber irgendwie möchte man sich doch an die lokalen Gepflogenheiten anpassen und nicht negativ auffallen.

Selbst die amerikanische Fastfood-Kette McDonald’s hat ihre Restaurants in Saudi-Arabien an diese Tradition angepasst. Hier gibt es ebenfalls zwei getrennte Eingänge und Speiseräume. Der Single-Bereich ähnelt einem klassischen McDonald’s, während die Family-Section um jeden Tisch einen hohen Sichtschutz bietet, sodass die Gäste quasi in kleinen, separaten Räumen essen können.

Bestellt wird an der gleichen Theke, jedoch trennt auch hier ein hoher Sichtschutz beide Bereiche voneinander.

Der beste Imbiss in Buraydah

Aus den eben genannten Gründen hatten wir keine Lust, in ein Restaurant zu gehen. Zusätzlich wollten wir günstig und lokal essen. Also gingen wir einfach in den Imbiss auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Auf Google Maps war er nicht vermerkt – aber gut, was sollte schon schiefgehen? Wir brauchten etwas Nahrhaftes, und viele Alternativen boten sich ohnehin nicht.

Rückblickend war dies eines der besten „Restaurants“, die wir auf unserer Weltreise besucht haben. Wir wurden herzlich empfangen.

Als wir den Imbiss betraten, merkten wir schnell, dass wir wohl die ersten Touristen waren, die hier ihr Abendessen bestellen wollten. Eine richtige Speisekarte gab es nicht, und die Mitarbeiter konnten uns ihre Gerichte leider nicht auf Englisch erklären. Das war jedoch überhaupt kein Problem: Sie zeigten uns einfach, was sie hatten, und wir suchten aus.

Während wir auf unser Essen warteten, stellten wir fest, dass es sich eher um einen Take-away-Imbiss handelte. Nach einigen Versuchen, mit Hilfe der Translator-App zu erklären, dass wir das Essen gerne direkt vor Ort – möglichst auf dem Gehweg – essen wollten, saßen wir schließlich tatsächlich draußen. Durch diese etwas holprige Kommunikation bauten wir schnell eine herzliche Beziehung zu den Mitarbeitern auf.

Viele der Angestellten kamen aus Ägypten und arbeiteten in Buraydah. Der indische Mitarbeiter Rahul freute sich besonders, als wir ihm erzählten, dass unsere nächste Station Neu-Delhi sein würde. Er selbst stammt von dort und versorgte uns gleich mit allerlei Tipps. Unsere neu gewonnene Freundschaft besiegelten wir mit einem arabischen Kaffee. Natürlich lehnt man eine solche Geste nicht ab – auch wenn man den sehr speziellen Geschmack tapfer ohne Miene zu verziehen hinunterspült.

Wie auch immer – wir hatten Spaß, unterhielten uns und nebenbei wurde für uns gekocht. Als das Essen fertig war, konnten wir uns draußen hinsetzen. Frag mich nicht, woher sie plötzlich Stühle und einen Tisch auftrieben, aber auf einmal hatten wir ein leckeres Dinner auf dem Gehweg. Wer weiß – vielleicht hat der Imbiss heute ja sogar einen kleinen Außenbereich, inspiriert von unserem „Konzept“.

Als wir schon fast satt waren, kamen die Mitarbeiter abwechselnd zu uns und brachten noch allerhand Spezialitäten – von herzhaft bis süß. Alles ging natürlich aufs Haus. Wir sollten es uns nicht wagen, auch nur einen Cent zu zahlen – so zumindest die überaus freundliche „Drohung“ des Chefs.

Am Ende wurden unsere Erwartungen abermals übertroffen

Wow, was waren das für nette Menschen! Wir waren total überrascht, überwältigt, satt und glücklich, diese Begegnung gehabt zu haben. Unsere Erwartungen wurden erneut gebrochen – diesmal jedoch auf die schönste Weise. Genau hier wurde uns wieder bewusst, was Reisen bedeutet und welch großes Privileg es ist, in fremde Kulturen einzutauchen.

Natürlich haben wir für das Extra-Essen nichts bezahlt. Wenn jemand einem etwas schenken möchte, gibt es wohl nichts Unhöflicheres, als das Geschenk nicht anzunehmen.

Es gibt jedoch auch kaum etwas Schöneres, als den Menschen etwas zurückzugeben. Auf Reisen habe ich immer meinen portablen Fotodrucker im Gepäck. So konnte ich ihnen noch ein paar Porträts schenken.

Zunächst traute sich nur der Chef vor meine Linse. Als die anderen Männer jedoch merkten, dass sie die ausgedruckten Fotos geschenkt bekamen, wollten auch sie sich ablichten lassen.

Satt, glücklich und zufrieden gingen wir zurück auf unser Hotelzimmer. Noch heute erinnere ich mich wahnsinnig gern an das Essen – und vor allem an diese herzliche Begegnung. Dieses Erlebnis begleitete uns noch lange auf unserer Weltreise und auch danach, im stressigen deutschen Alltag. Danke!

Genau solche Momente prägen das Reisen: unerwartete Situationen, die für immer im Gedächtnis bleiben. Auch hier hat sich wieder gezeigt – der Weg über die Straße zum nächstbesten Imbiss hat sich gelohnt.

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