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In 80 Tagen um die Welt – Manhattan Bridge Moments – ein Abschied von New York

Es war unser letzter voller Tag auf unserer 80-tägigen Weltreise – also vermutlich Tag 79. Ende April 2024.

Für diesen Tag hatten wir uns noch ein paar Highlights aufgehoben: die Freiheitsstatue, gesehen von der Staten Island Ferry aus, ein Spaziergang durch Williamsburg in Brooklyn – und zum Sonnenuntergang ein ganz besonderer Ort mit wunderschönem Blick auf den East River und die Skyline von Manhattan.

Den letzten Abend, an dem wir New York vorübergehend unseren „Wohnort“ nennen durften, verbrachten wir auf der Manhattan Bridge. Dort genossen wir den Blick auf die Stadt – durch ein Loch im Zaun, fast wie durch ein geheimes Fenster nur für uns allein.

Bunt, hipp und Brooklyn

Nach unserem Spaziergang durch Williamsburg – bei dem wir das Gefühl hatten, aus der Zeit gefallen zu sein – machten wir uns auf den Weg zur Subway. Der Teil Williamsburgs, den wir nun durchquerten, erinnerte schon mehr an das Brooklyn, wie man es sich als Tourist oder Touristin vorstellt.

Die Menschen auf den Straßen waren bunt, vielfältig und ebenso spannend wie die ultra-orthodoxen Jüdinnen und Juden, die wir zuvor gesehen hatten. Ich konnte mich kaum sattsehen an den verschiedenen Typen und Charakteren, die hier unterwegs waren.

Die Sonne senkte sich langsam dem Horizont entgegen und schien – wie wir – bereit, sich von New York zu verabschieden. Mit einem Unterschied: Die Sonne würde schon am nächsten Morgen wieder zurückkehren dürfen.

Also beeilten wir uns, stiegen in die Subway und fuhren nur wenige Stationen, bevor wir in Brooklyn wieder ausstiegen – kurz vor der Manhattan Bridge. Die letzten Meter bis zur Brücke legten wir zu Fuß zurück.

Unser Abschied von New York auf der Manhattan Bridge

Auf der Manhattan Bridge angekommen, suchten wir uns einen schönen Platz – wobei „schön“ hier durchaus Interpretationssache ist. Zur linken Seite zog sich ein Zaun entlang, in den in regelmäßigen Abständen Löcher geschnitten waren, durch die man ungehindert das Panorama fotografieren konnte. Rechts donnerte in kurzen Abständen die Subway vorbei. Zuerst hörte man nur ein Grollen, dann ratterte der Zug an uns vorbei, ließ die Brücke beben und brachte den Boden unter unseren Füßen zum Zittern.

Vielleicht war es kein perfekter Ort – aber ein authentischer. Und genau deshalb war er perfekt für uns. Ein besserer Platz, um sich von New York zu verabschieden, hätte es kaum sein können.

Obwohl wir genau wussten, dass dies unser letzter Abend in New York sein würde, war uns in diesem Moment noch nicht ganz klar, dass damit auch unsere 80-tägige Weltreise zu Ende ging. Wir versuchten, jede Sekunde bewusst wahrzunehmen und ganz im Moment zu leben.

Wir waren 80 Tage unterwegs, haben jeden einzelnen Tag ausgekostet und waren einfach nur froh, diese Reise gemacht zu haben. Die Erlebnisse, die wir auf den Spuren von Phileas Fogg gesammelt haben, gehören nun uns – für immer.

Und so wurden wir an diesem Abend vielleicht doch ein wenig sentimental, als die Sonne langsam hinter der Skyline versank und sich die Nacht über New York legte.

Eigentlich hätte dieser Moment nicht besser sein können: Unter uns zogen Schiffe über den East River, vor uns begannen die Hochhäuser von Manhattan nach und nach zu leuchten. Wir dachten, schöner geht’s nicht – aber New York setzte noch einen drauf. Hinter uns rauschten erneut die Subways vorbei, jedes Mal ein dröhnendes, unmissverständliches Zeichen: Du bist in New York.

Und dann passierte etwas, das wie aus einem Drehbuch schien: Eine Gruppe Jugendlicher lief hinter uns vorbei, aus ihrem Bluetooth-Lautsprecher ertönte laut und klar Empire State of Mind von Alicia Keys und Jay-Z.

Kitsch? Vielleicht. Aber es war einfach schön. Unvergesslich. Seitdem gehört der Song ganz selbstverständlich auf meine New-York-Playlist – und jedes Mal, wenn Alicia und Jay-Z loslegen, bin ich wieder dort. Auf der Brücke. Im Wind. Mit Blick auf Manhattan.

Die Sonne war untergegangen, die Lichter leuchteten, die Subway ratterte, alles vibrierte – und wir standen da und nahmen Abschied.

Es war wunderschön.

Zurück nach New Jersey und gute Vibes in der Subway

Wie sich unsere Reise dem Ende zuneigte, so tat es auch dieser Abend. Die Sonne war längst untergegangen, und die Skyline funkelte im Licht unzähliger Fenster. Immer wieder fasziniert mich der Gedanke, dass hinter jedem dieser Lichter ein Mensch steckt. Wer hat dieses Licht eingeschaltet? Was tut dieser Mensch gerade? Und was wird geschehen, wenn er es wieder ausschaltet und den Raum verlässt?

Das sind Gedanken, über die ich stundenlang nachdenken könnte. Und trotzdem bleibt es ein Geheimnis – in jedem dieser Fenster eine kleine Geschichte, die ich nie erfahren werde.

Wie auch immer – wir machten uns schließlich auf den Weg zurück nach Brooklyn, um von dort aus mit der Subway erneut nach Manhattan zu fahren. So konnten wir selbst noch ein letztes Mal die Manhattan Bridge überqueren – diesmal auf Schienen. Unser kleines Zaunsloch sah ich nicht wieder, aber ich bin mir sicher, es war noch da – vielleicht leer, vielleicht schon von neuen Träumern besetzt. Vielleicht wartet es einfach auf uns – beim nächsten Wiedersehen mit New York.

In der Subway wurde uns dann noch ein letzter, völlig unerwarteter Moment geschenkt. Wir saßen mitten in einer Gruppe Jugendlicher, die vermutlich gerade einen schönen Abend in Manhattan verbracht hatten. Ihre Stimmung war ansteckend. Sie lachten, scherzten, redeten wild durcheinander – und dennoch blieb alles respektvoll, freundlich und einfach nur menschlich.

Anfangs waren die anderen Fahrgäste noch zurückhaltend, aber je länger die Fahrt dauerte, desto mehr lachten wir alle mit. Unsere Blicke trafen sich, wir verstanden uns ohne Worte. Für ein paar Minuten waren wir alle Teil einer kleinen Gemeinschaft auf Rädern – verbunden durch ein Lächeln, das von Herzen kam.

In diesem Moment wurde uns noch einmal bewusst, wie einfach es sein kann, freundlich zu sein. Man muss einander nicht kennen. Es reicht, sich für ein paar Augenblicke gegenseitig zu sehen. Zusammen ist man weniger allein. Und ich glaube, niemand stört sich daran, in guter Gesellschaft zu sein.

Danke, New York.

Manhattan Bridge Blues – Gedanken zum letzten Abend und unserer Weltreise

Ja, das war unser letzter richtiger Abend in New York. Bereits am darauffolgenden Abend sollten wir unsere letzten Stunden am Flughafen JFK verbringen – wartend auf unseren Flug mit Singapore Airlines zurück nach Frankfurt.

Ein paar Stunden blieben uns aber noch. Also machten wir uns auf den Rückweg nach New Jersey. Die Fahrt zog sich, gut eine Stunde war vergangen, bis wir die Tür zu unserer Wohnung wieder aufschließen konnten. Doch diesmal kamen wir nicht einfach nur zurück. In unseren Rucksäcken trugen wir einen der wertvollsten Schätze, die man besitzen kann: Erfahrungen. Nicht nur von diesem letzten Abend in New York – sondern von einer ganzen Weltreise.

Wir wussten jetzt, dass wir in der Lage sind, um die Welt zu reisen. Vor knapp 80 Tagen waren wir losgezogen – mit nichts weiter in der Hand als unseren ersten Flugtickets: nach Kairo, dann nach Saudi-Arabien. Alles Weitere organisierten wir spontan, unterwegs, Schritt für Schritt.

Diese Reise hat uns nicht nur gezeigt, wie viel möglich ist, wenn man sich traut – sie hat uns auch eines bewusst gemacht: Das, was wir tun durften, ist ein riesiges Privileg. Es ist ein Geschenk, das nur wenige Menschen auf diesem Planeten erleben können.

Vielleicht liegt genau darin der Sinn dieses Blogs – sofern er überhaupt einen hat: Menschen teilhaben zu lassen und zu zeigen, dass die Welt besser ist, als wir oft denken. Dass die meisten Menschen einfach nur leben wollen – friedlich, freundlich und auf ihre Weise glücklich. Und dass man sich auf dieser Welt erstaunlich oft mit einem Lächeln verständigen kann.

Mit diesen Gedanken im Herzen kamen wir zurück in unsere kleine Wohnung in New Jersey – glücklich und voller Vorfreude auf den nächsten Tag. Denn ein halber Tag New York wartete noch auf uns.

Und dann? Dann würde es mit einer der besten Airlines der Welt in der Premium Economy zurück nach Hause gehen – zu unseren Familien, zu unseren Freunden. Zu denen, die all das mitgetragen und sich mit uns gefreut haben.

Denn jeder, der Into the Wild von Sean Penn gesehen hat, weiß:
Happiness only real when shared.

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