Zum Inhalt springen

T-H-E S-T-A-N-D … und so buchstabiert sich ein intensiver – jedoch lohnenswerter – Roman

Seit einigen Jahren bin ich ein großer King-Fan. Die Stimmung, die er in seinen Büchern kreiert, spricht mich total an und begeistert mich. Die Lektüre seiner Literatur wirkt wie ein Spiel mit dem Bösen in der heimischen, sicheren Wohnung. Oftmals gilt King zu unrecht ausschließlich als ein Horror-Roman-Autor. Ich finde jedoch, das King ein wahnsinnig guter Beobachter unserer Gesellschaft ist. Er ist ein genauer Beobachter seiner Zeit und lässt seine Erkenntnisse in seine Werken einfließen. Von Zeit zu Zeit entsteht dadurch sehr subtiler Horror. Ein Gefühl, welches jeder oder jede Leserin kennt und eine gewissen Angst auslöst. Es ist fantastisch.

Mein erster King Roman, den ich gar nicht las

Ich kann mich noch genau „an den Tag“ erinnern, als mir ein damals guter Freund seine Ausgabe von „Der Friedhof der Kuscheltiere“ auslieh. Das Cover war dunkel, abgegriffen und machte einen Eindruck, als ob das Buch verboten sein. Mein Freund hat es wohl schon mehrere Male durchgelesen und empfahl es mir wärmstens.

Ich wunderte mich über die Bleistiftpunkte an den Zeilenenden. Diese waren im ganzen Buch verteilt. Anhand dieser Punkte markierte er seinen Lesefortschritt. In einem Nebensatz gab er mir den Tipp, dass ich dieses Buch möglichst nicht im Dunkeln lese solle.

Mit diesen Worten, ließ er mich (als vielleicht 10 jährigen Jungen) mit dem Buch allein. Ich war überwältigt von dem Cover, seinen Worten und natürlich der Masse an Seiten.

Ich versuchte mich der Lektüre, kam jedoch nicht weit. Dazu sei gesagt, dass ich in meiner Kindheit ein ziemlich langsamer Leser war und es mir wirklich schwer fiel, mich für Bücher zu begeistern. Von Daher gab ich ihm das Buch einige Monate später – ungelesen – zurück. Keine Ahnung, ob ich zu der Notlüge griff, dass ich das Buch gelesen hatte. Natürlich nur im Hellen.

Vom Film zum Buch – Mein erstes King Buch

In den nächsten Jahren kam ich immer wieder mit den Werken Stephen Kings in Kontakt. Allerdings schaute ich mir vorerst Serien oder Filme an, die auf der Grundlage verschiedener Werke Kings beruhten.

So zum Beispiel die Serie „Under the Dome“. Es war eine der ersten Serien, die ich mir legal über einen Stream anschaute – damals noch auf Watchever. Und ich war sofort von der Serie begeistert. Mich hat die Stimmung der Serie gefesselt. Ich war vor jeder Episode gespannt, wie sich das soziale Gefüge unter dieser Kuppel entwickelte.

So machte sich in mir eine große Enttäuschung breit, als die Story zum Staffelfinale der ersten Staffel nicht beendet wurde bzw. ich mit einem Cliffhanger zurückgelassen wurde.

Endlich war es soweit: Ich war gezwungen, meinen ersten King zu lesen. Ich kaufte mir das Buch „Die Arena“ und begann mit dem Lesen. Durch mein erfolgreich abgeschlossenes Nebenfach in Germanistik, wusste ich, dass ich umfangreiche Bücher lesen kann.

Long story short: Ich beendete das Buch. Die Story war endlich abgeschlossen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es nicht mein letzter King war, den ich lesen sollte.

Viele Klassiker wie Es, Sie, Der Friedhof der Kuscheltiere, Needful Things, Cujo, Carry, Die Leiche usw. habe ich nun gelesen und muss sagen, dass ich mich seit ein paar Jahren als King-Freund bezeichnen würde.

The Stand – Der seiten-gewaltigste Roman Kings

Keine Ahnung, wie ich auf das Buch gekommen bin. Wahrscheinlich habe ich in einem meiner abonnierten Podcast gehört oder in einem YouTube-Video gesehen, dass es sich lohnt, dieses Buch zu lesen.

Der Inhalt klingt faszinierend. „The Walking Dead“ Vibes in Buchform. Somit spürte ich eine ähnliche Faszination, wie ich sie damals spürte, als ich das Buch „Der Friedhof der Kuscheltiere“ von meinem Freund überreicht bekam. Mit dem Unterschied, dass ich ca. 30 Jahre später das empfohlene Buch las.

„Aber Jesus macht schon seit zweitausend Jahren Mittagspause, und die Leute folgen nicht nur immer noch seiner Lehre, sondern sie leben und sterben in dem Glauben, dass er eines Tages zurückkehren und damit wieder alles beim Alten sein wird.“

Stephen King, The Stand

Der Inhalt ist schnell erzählt …

Ein tödliches Virus löscht fast die gesamte Menschheit aus. Die wenigen Überlebenden streifen durch ein verwüstetes Amerika, getrieben von rätselhaften Träumen. Zwei gegensätzliche Kräfte formen sich – und der letzte Kampf zwischen Gut und Böse beginnt.

Die Lektüre hingegen dauert ein wenig …

Trotz der 1700 Seiten konnte ich das Buch in einer recht geringen Zeit durchlesen. Ich begann das Buch zum Jahresbeginn des Jahres 2025. Zum Lektürebeginn war ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich das Buch beenden werde. Die Seiten der Heyne-Ausgaben waren hauchdünn. Ich las Seite für Seite und mein Lesezeichen wanderte optisch keinen einzigen Millimeter in Richtung Buch-Ende.

Aber ich blieb daran. Ich las und las. Die ersten Seiten gestalteten sich meiner Meinung nach etwas langatmig. King führte die Personen super ausführlich ein. Nach etwa 1000 Seiten nahm die Story jedoch richtig fahrt auf und somit las ich die restlichen 700 Seiten in zirka einer Woche.

Gerade zum Schluss las ich 150 bis 200 Seiten am Tag. Es war verrückt. Getrieben von der Story, aber auch vom Gefühl, dieses Buch zu beenden, entwickelte ich mich zum Vielleser.

Somit las ich ungefähr zwei Monate an dem Buch. Muss jedoch sagen, dass ich bis Seite 500 durchaus Tage hatte, an welchen ich nur 10 Seiten las.

Welche Lehren nehme ich aus dem Buch sprichwörtlich mit?

Der Roman war episch, düster und erschreckend aktuell – The Stand ist ein Endzeitroman, der wahrscheinlich noch einige nachhallt.

Aus The Stand lässt sich vor allem die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenhalt in Krisenzeiten lernen. Das Buch zeigt, wie der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, die Verantwortung von Macht und die Hoffnung auf ein besseres Morgen die menschliche Natur prägen. Es erinnert daran, dass selbst in der Dunkelheit die Zusammenarbeit und der Überlebenswille entscheidend sind.

Es gab sehr viele Parallelen zur Corona-Pandemie in den Jahren 2020 bis 2023 sowie zur populistischen Politik der 2020er Jahr, die King schon im Jahr 1978 treffend beschrieben hat. Es war jedes Mal erstaunlich, wie präzise er die Umstände beschrieben hat und wie sich diese auf die heutige Zeit übertragen ließen.

Ich denke, das im Juni konnte nur geschehen, weil zu viele Leute zu viele Dinge verschleiert haben. Das war keineswegs eine Strafe Gottes. Das war eine von Menschen angerichtete grandiose Versaubeutelung.

Stephen King, The Stand

Das Lesen hat sich gelohnt …

The Stand ist nicht nur ein apokalyptisches Meisterwerk, sondern auch eine Geschichte über Hoffnung, Menschlichkeit und den Glauben an eine bessere Zukunft. Trotz all der Dunkelheit und Zerstörung gibt es Figuren wie Tom Cullen, die mit ihrer unerschütterlichen Freundlichkeit und Stärke einen Lichtblick in der Dunkelheit bieten.

Kings Erzählung erinnerte mich immer wieder daran, dass selbst in den schwersten Zeiten eine kleine Geste der Güte einen Unterschied machen kann.

Gerade die Figur des Tom Cullen hat mich im letzten Drittel des Romans begeistert und überzeugt. Er war sprichwörtlich die gute Seele des Romans, welche im Verlauf der Geschehnisse komplett über sich hinauswuchs. Nicht zuletzt trug seine nette Gewohnheit, die Wörter, die ihm wichtig sind, zu buchstabierten und im Anschluss zu wiederholen, nicht unwesentlich dazu bei.

Wir sollten doch alle etwas mehr Tom Cullen sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.