
So brach er also an – unser letzter Tag einer 80-tägigen Weltreise.
Heute hieß es: zurück in die Heimat. Abschied nehmen vom Leben als Reisende. Sich langsam wieder auf einen Alltag einzustellen, der – zumindest teilweise – vom notwendigen Broterwerb geprägt ist.
Natürlich freuten wir uns auch auf Familie und Freunde. Und doch hätten wir nichts dagegen gehabt, nach einem kurzen Heimaturlaub einfach weiterzuziehen – noch ein paar neue Abenteuer zu erleben, neue Orte zu entdecken.
Aber ich greife vor. Bevor wir unseren letzten Flug antraten, blieben uns noch ein paar Stunden in New York. Und diese nutzten wir bis zur letzten Minute aus – bevor wir schließlich zum Flughafen aufbrachen und unser großes Reiseabenteuer mit dem aller letzten Flug beendeten.
Ein letztes Frühstück in unserer gemütlichen Kellerwohnung
An diesem Tag hieß es auch: Abschied nehmen von unserer kleinen Wohnung ohne Aussicht.
Ein letztes Frühstück stand an – in eben jener Wohnung, die uns trotz mancher Umstände ein Zuhause auf Zeit geworden war. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits keinen Strom mehr in der Wohnung hatten, lief alles über ein einziges Verlängerungskabel aus einem anderen Raum.
Das bedeutete natürlich auch, dass wir unsere kleine Küche nicht mehr mit dem Mini-Backofen heizen konnten. Eine funktionierende Heizung hatte die Wohnung ohnehin nie. Und so war es Ende April ganz schön frisch – besonders ohne Sonnenlicht, das uns in dieser Wohnung immer gefehlt hatte. Nachts fielen die Temperaturen draußen regelmäßig in den einstelligen Bereich – und drinnen war es kaum wärmer.
Trotz der Kälte genossen wir unser letztes Frühstück. Es gab – wie schon so oft – das seit Hawaii unverzichtbare Toast mit verschiedenen Aufstrichen, dazu Gurken und Avocado. Gerade wenn ich jetzt daran zurückdenke, war es eigentlich richtig lecker.
Vielleicht prägen einen solche Mahlzeiten sogar mehr als ein täglicher Restaurantbesuch. Wer ständig kulinarisch reizüberflutet wird, erinnert sich später vielleicht weniger intensiv an einzelne Momente. Wir sind beim Essen unterwegs meist sparsam. Oft nehmen wir uns einfach kleine Snacks mit oder kaufen unterwegs etwas auf die Hand. Am Abend kochen wir dann gern selbst.
Unsere sieben Sachen hatten wir schon am Vorabend gepackt. So mussten wir nur noch unsere Tagesrucksäcke neu sortieren, bevor wir nach unseren letzten Stunden in Manhattan zum Flughafen aufbrachen.
Und so verließen wir gut organisiert unsere Wohnung und machten uns ein vorletztes Mal auf den vertrauten Weg zum Bus, der uns – wie so oft – zur Penn Station in Manhattan brachte.

Ein gemütlicher Abschluss im Central Park
Eine Sehenswürdigkeit haben wir bislang außen vor gelassen: den Central Park. In den letzten Tagen waren wir tief eingetaucht in das trubelige Leben Manhattans. Heute jedoch galt es, unseren Augen endlich wieder etwas Grün zu gönnen und uns selbst ein wenig zu erholen. Wir fuhren mit der Subway zum Central Park – mit dem einfachen Vorhaben, uns eine schöne Bank zu suchen und diesen berühmten Park ganz in Ruhe auf uns wirken zu lassen.
Der Central Park ist eine 3,41 km² große, grüne Oase mitten in Manhattan und zählt zu den bekanntesten Stadtparks der Welt. Er wurde 1858 nach einem Wettbewerb von Frederick Law Olmsted und Calvert Vaux entworfen und war der erste Landschaftspark, der in einer amerikanischen Großstadt geplant wurde. Jährlich besuchen rund 40 Millionen Menschen den Park, der über Seen, Wanderwege, Spielplätze, Sportfelder und sogar einen Zoo verfügt. Trotz seiner natürlichen Anmut ist der Park fast vollständig künstlich angelegt. (Quelle: Wikipedia)
Wenn man durch diesen Park spaziert, spürt man erst, wie groß er tatsächlich ist. Es fühlt sich fast so an, als würde man irgendwo auf dem Land unterwegs sein – weit entfernt vom Großstadtlärm.
Natürlich fanden wir schon bald eine passende Bank mit einem traumhaften Blick auf den Reservoir-See und die Zwillingstürme des weltbekannten San Remo. Es war einfach herrlich, hier im Grünen zu sitzen, die Ruhe zu genießen und über die vergangenen 80 Tage zu sprechen.
Doch offenbar hatte auch das Schicksal oder das Karma andere Pläne. Keine fünf Minuten, nachdem wir Platz genommen hatten, tauchten wie aus dem Nichts zahlreiche Arbeiter mit großen, lauten Maschinen auf. Ihr Tagesziel: den imposanten Baum direkt hinter uns zu fällen. Und so war es um die Ruhe geschehen. Nach weiteren zehn Minuten verabschiedeten wir uns schweren Herzens von unserer Bank.
Wir schlenderten noch ein wenig durch den Park, beobachteten die Leute beim Flanieren, Entspannen oder Sporttreiben. Wenig später kamen wir an einer Jazzband vorbei, die die Szenerie mit stimmungsvoller Livemusik untermalte. Es war einfach traumhaft.




Zwischen Bewegung und Stillstand auf der 5th Avenue
So liefen wir langsam in Richtung eines der vielen Ausgänge des Central Parks und suchten den nächsten Zugang zur U-Bahn, um wieder in Richtung Midtown zu fahren. Ein paar Eindrücke New Yorks wollten wir noch sammeln und somit überlegten wir, welchen Teil Manhattans wir uns an unserem letzten Tag ansehen könnten.
Wir entschieden uns für die Fifth Avenue rund um die St. Patrick’s Cathedral. Hier gab es jede Menge Shops, quirliges Leben – und überhaupt waren wir bislang noch nicht in dieser Ecke Manhattans unterwegs gewesen.




Während meine Freundin die Zeit nutzte, um sich in verschiedenen Läden umzusehen, blieb ich meistens draußen vor den Geschäften stehen und versuchte mit meiner Kamera, ein paar Straßenszenen einzufangen. Mein Fokus lag an diesem Tag darauf, das urbane Durcheinander, die Bewegung, den Rhythmus der Stadt festzuhalten. Ich wollte ein Foto schießen, auf dem klar wird: Viele Menschen sind in Bewegung, während ein einzelner Mensch oder Gegenstand stillsteht – der Kontrast von Hektik und Ruhe inmitten von New York. Genau das wollte ich mit einem Bild ausdrücken.
Als ich wieder einmal vor einem Geschäft wartete, entdeckte ich einen Mann, der einfach nur dastand. Es wirkte so, als müsse er sich orientieren, um zu entscheiden, in welche Richtung er weiterlaufen möchte. Das Besondere: Er stand direkt an einem Fußgängerüberweg, und die Menschen strömten in alle Richtungen um ihn herum – mit schnellen Schritten, den Blick leer oder aufs Handy gerichtet. Der Mann jedoch blieb regungslos stehen.
Ohne Stativ ist es natürlich schwierig, solche Momente mit langer Belichtungszeit scharf einzufangen. Meine Bilder sind alles andere als perfekt – aber genau diese Unschärfe, diese kleinen Unsauberkeiten machen für mich den Reiz aus. Sie spiegeln das wider, was New York ausmacht: ständige Bewegung, aber auch immer wieder kleine Inseln der Ruhe.
So entstanden während dieser vermeintlich unspektakulären Wartezeit einige wirklich authentische Fotos.






Tagesmission: One slice of New York Style Pizza
Die letzten Stunden unserer Reise brachen an. Wir machten uns auf den Weg zurück zur Penn Station, um unseren Bus nach New Jersey zu erwischen.
Doch vorher war noch Zeit für ein letztes, kulinarisches Highlight: zwei, drei Stücke Pizza mussten es noch sein. Auf dem Weg zur Busstation entdeckten wir einen Laden mit einer ganz ordentlichen Auswahl – nichts Besonderes, aber solide. Also gönnten wir uns noch einmal ein paar Stücke dieser leckeren Teigware, die italienische Einwanderer einst nach New York gebracht hatten – und die heute zu einem der kulinarischen Wahrzeichen der Stadt zählt.
Es war nicht die beste Pizza, die wir je in NYC gegessen haben. Aber es war eine gute Pizza. Es war eine echte New York Style Pizza – und ich mochte sie.



Die Busfahrt zurück nach New Jersey verlief problemlos. Mittlerweile kannten wir die Abläufe ganz genau: den richtigen Eingang an der Penn Station, den Weg zum Ticketschalter, das passende Ticket – und natürlich die Stelle, an der der Bus in Richtung Garden State abfährt.
In unserer Unterkunft angekommen, gönnten wir uns eine schnelle Dusche, packten die letzten Sachen ein bzw. um – und gingen natürlich noch einmal hinaus in den kleinen Garten, um diesen überwältigenden Blick auf die Skyline von Manhattan zu genießen. Die Wohnung selbst war nicht gerade ein Traum – klein, kalt, dunkel. Aber der Ausblick? Unbeschreiblich. Nur wenige Meter von unserer Kellerwohnung entfernt bot sich uns ein Panorama, das man nie wieder vergisst.
It was amazing.
Das ist einer dieser Anblicke, die man sich für immer abspeichern möchte – in Gedanken, auf der inneren Festplatte, um sie nie zu verlieren.



Irgendwann war dann jedoch unsere Zeit gekommen. Wir mussten die Wohnung verlassen, unsere Rucksäcke schultern und uns auf den Weg zur Bergenline machen. Von dort aus ging es noch einmal zur Penn Station. Dann stiegen wir in den Zug zur Jamaica Station, und schließlich saßen wir im AirTrain, der uns direkt zu unserem Terminal am JFK-Flughafen brachte.





Final Boarding: Für 12 Euro und ein paar Meilen zurück nach Frankfurt
Das Gepäck war schnell abgegeben, und schneller, als uns lieb war, hatten wir die Sicherheitskontrollen hinter uns gebracht. Nun saßen wir vor unserem Gate, schauten auf die anderen Reisenden und fragten uns, wie viele von ihnen wohl ebenfalls gerade ihren New-York-Trip beendeten. Für uns ging in diesem Moment nicht nur eine Reise zu Ende – sondern einer unserer großen Lebensträume.
Vor uns stand die Maschine von Singapore Airlines, die uns sicher zurück nach Frankfurt bringen sollte. Ursprünglich hatten wir zwar einen Rückflug mit Condor gebucht – einfach, um sicherzugehen, dass wir pünktlich nach Hause kommen würden. Doch irgendwo in Taiwan entschieden wir uns um. Ich stornierte den Condor-Flug und buchte mit AMEX Membership Rewards-Punkten einen neuen Flug. Die Kosten: lediglich ein paar Punkte und 6 Euro pro Person an Gebühren. Dafür flogen wir in der Premium Economy Class – komfortabler und sogar ein paar Stunden später als ursprünglich geplant. So verlängerten wir unsere Weltreise quasi im letzten Moment noch ein kleines Stückchen.



Der Flug selbst war unspektakulär. Wir stiegen am späten Abend ein, die Premium Economy war angenehm leer, und auch wenn der Service eher schlicht war, war er dennoch freundlich und zuverlässig.
Vor ein paar Wochen hatten wir auf einem Delta-Flug in derselben Reiseklasse allerdings ganz andere Maßstäbe kennengelernt – das war eine andere Liga. Singapore Airlines gilt als eine der besten Airlines der Welt, und auch wenn unser Flug völlig in Ordnung war, konnten wir den Hype nicht ganz nachvollziehen. Es war ein solides Produkt, aber nicht außergewöhnlich.
Der Hauptgrund für unsere Buchung war ohnehin ein anderer: mehr Platz, besserer Sitz, bessere Schlafmöglichkeit. Und genau das bekamen wir. Wir konnten auf dem Rückflug endlich gut und ausgiebig schlafen – wichtig, denn…
Nach der Landung in Frankfurt stand uns noch eine fünfstündige Autofahrt bevor. Mit einem kleinen Mietwagen, müden Augen, unzähligen Erinnerungen im Gepäck, einer großen Vorfreude auf unsere Familien und Freunde – und mit dieser bittersüßen Melancholie, die am Ende jeder langen Reise kommt – machten wir uns auf den letzten Abschnitt unseres Weges.
Zurück in die Heimat.


Die Autofahrt verlief so unspektakulär wie unser letzter Flug unseres Reiseabenteuers. Das letzte kulinarische Highlight der Weltreise war eine nicht ganz so gesunde Currywurst mit Pommes. Nicht gesund, aber durchaus lecker.
Nach 500 km auf der Autobahn. Drehte ich den Zündschlüssel zurück, der Motor ging aus und wir sind vor unserer Wohnung angekommen. Nun hieß es, zurück in unser normales, altes und gewöhnliches Leben zu finden.
Dazu später mehr.